56
Illustrierte Welt.
Mas gievt es Neues?
Militär.
Der Ursprung des Wortes „Kommißbrot". Dieser Aus-
druck, mit dem man das tägliche Brot des deutschen Soldaten
benennt, stammt wahrscheinlich vom „Feldkommissariat" oder
„Kommissariat", dem schon unter Friedrich Wilhelm I, die Ver-
pflegung der Armee oblag, und das dem Soldaten im Kriege
das Brot in natura besorgte. Daher hieß es Kommissariatsbrot
oder kurz Kommißbrot. Im Frieden wurde es in natura vor
dem Jahre 17S9 nur bei besonderen Notständen gewährt, da
dann der Soldat mit den ihm gewährten zwei Groschen täglicher
Löhnung nicht bestehen konnte. Der Name „Kommißbrot" ist
sehr alt und kommt schon 1736 vor, wie ein in diesem Jahre
gedrucktes Gedicht beweist, dessen Versasser Soldat im Regiment
Kalckstein war, und das len Titel trägt: „An Sr. Majestät ein
unterthänigst Knecht vom Kalckstein-Regiment im Nahm von sein
Cameradt den Blatt zu Fuß hinlegt und bitt Sa. Majests, daß
sie Commiß-Brot doch woll faß der arm Soldat."
Litteralur.
Zur Rechtschreibung. In wie ungeahntem Maße die Recht-
schreibung vom Jahre 1830 (die sogenannte Puttkamersche) be-
reits die Litteratur beherrscht, geht aus einer Umfrage des
Börsenvereins der Deutschen Buchhändler bei den Verlegern
hervor. Von 613 Verlagsfirmen, die die Umsrage beantwortet
haben, lassen 106 nur in „neuer", 58 nur in „alter", 141 in
beiden, 8 nur in österreichischer Schreibung drucken. Von den
141 Firmen, die noch beide Schreibungen anwenden, bedienen
sich 59 vorwiegend der „neuen", 30 vorwiegend der „alten",
52 ziemlich gleichmäßig beider. Diejenigen 3-10 jener 613 Firmen,
die über ihre Produktion des Jahres 1899 ziffernmäßige An-
gaben machen, haben zusammen 4623 Bücher und 247 Zeit-
schriften in alter Schreibung gedruckt. Dabei sind unter diesen
Firmen eine Anzahl, besonders Verleger von Rechts- und Staats-
wissenschasten, Gesetzesausgaben, die nur deshalb an der alten
Schreibung festhalten, weil das die Behörden thun (!) und
weil Gesetze genau nach den amtlichen Gesetzsammlungen gedruckt
werden. Also über fünf Sechstel der Bücher und beinahe drei
Fünftel der Zeitschriften des Jahres 1899 sind in der 1880er
Schreibung gedruckt worden. Eine erdrückende Mehrheit!
Einen Leitfaden der chinesischen Sprache und der chinesi-
schen Sitten veröffentlicht der Pariser „Matin" für diejenigen
seiner Leser, welche etwa Lust verspüren sollten, in nächster Zeit
eine Vergnügungsreise nach China zu machen. Zuerst bringt
er einige Vokabeln aus dem reichen Wortschatz der Chinesen.
„Niem" heißt Himmel, „Ni" — Erde, ,,-lfti' — Sonne, „Ho"'
— Fluß, „D'unk'i" — Zeit, ,,^n" — Regen, „I-vi" —
Donner, „N'aix'inA" — Friedenszustand.
Sport.
Ueber die Gefahren des Bergsteigens nnd die Ursachen
der Unglücksfälle im Gebirge hielt vor kurzem Or. Kürstein
einen interessanten Vortrag in der Sektion Bern des Alpen-
vereins. Viele Leute, sagte der Vortragende, verwechseln Gefahr
und Ursache, und doch sind das zwei sehr verschiedene Begriffe.
Die Gefahren der Witterung, der Oertlichkeit, der Einwirkung
dritter, zum Beispiel Steine ablösende Menschen und Tiere,
sind beim Bergsteigen immer vorhanden, die Ursachen aber
wechseln nach den beionderen Umständen. Die Ursachen der
alpinen Unglückssälle sind zum größten Teil ungenügende Aus-
rüstung. ungenügende Kenntnis hoher Gebirge, mangelnde Trai-
nierung, Unvorsichtigkeit, Tollkühnheit und sogenannte „Gipfel-
sresserei". Der Vortragende warnte besonders vor der Anstrengung
bis zur Ermattung, und wenn bei einer Tour keine Freude
mehr möglich sei, da sei der Bergsport nicht mehr der rechte,
edle. Aus einer sehr sorgfältigen statistischen Zusammenstellung
der alpinen Unglückssälle im Zeitraum der letzten zehn Jahre
geht h:rvor, daß von 250 Fallen 163 als selbstverschuldet und
nur 33 als unverschuldet bezeichnet werden müssen; bei den
übrigen war ein bestimmter Nachweis nicht möglich. Von den
250 Unglücksfüllen kommen nur 37 auf die Schweiz, und davon
26 auf das Vorgebirge, 30 Prozent auf geführte Touren,
70 Prozent auf führerlose.
GerrchlssÄÄl.
Die Reise um München. Der Hausbesitzer und bürgerliche
Melber Vinzenz X., ein fast fünfzigjähriger Mann, der nur
wöchentlich zweimal ausgeht, und da nur aus Geschäftsinteresse,
hat wegen nächtlicher Ruhestörung ein Strasmandat erhalten
und dagegen Widerspruch erhoben, weil er sich unschuldig fühlt.
— Richter: Wollen Sie eine geringere Geldstrafe erzielen mit
Ihrem Einspruch? — Angekl.: Na, mein lieber Herr! Eigent-
lich gar nix will i erzielen — sreig'sprochen mueß i werd'n,
damit i an Nuah' kriag dahoain. Mei Frau is ganz weg, feit
der Zett'l kemma is. Sie behauptet, da steckt was andres da-
hinter, z'erst komm i um viere in der Fruah hoam, bin ganz
verlegt vor lauter Mündigkeit, hab' an Zorn wia a Haus und
bleib' bis Mittag im Bett liegen, nachher kimmt a Strafzettel
auf a zehn Mark! — da hört sich doch die Welt auf. I hab'
bloß appelliert, damit meine Unschuld offenkundig wird, sunst
kunnt' a Ehescheidung am End' a no 'rausschaug'n, und Heuer
feiern wir die Silberne — dös is no das Schönere. — Richter:
Nun, so aefährlich wird die Geschichte kaum werden! Ob Sie
aber eine Freisprechung erzielen, das muß die Verhandlung er-
geben. Sie haben am 15. Oktober früh gegen drei Uhr in der
Kapuzincrstraß: fürchterlich geschimpft und gelärmt und selbst
auf Abmahnung der Schutzmannschaft noch längere Zeit keine
Ruhe gegeben. — Angekl.: Das giebt's net, Herr Stadtrichter!
I hab' nur endli hoam kemma woll'n, und die ganze Welt
hat mich die selbe Nacht derbläckt, und da denk' i doch, darf a
Bürger, der Steuern und Abgaben zahlt, christlich erzogen und
in München aufg'wachsen is, no a Wörtl reden und braucht in
der stockfinstern Nacht net an Stummerl spielen. — Richter:
Es handelt sich mehr darum, wie Sie gesprochen haben. —
Angekl.: Na freili, sag' i! Erstens hab' i an' fein' Bariton,
zweitens Hamer Redefreiheit und drittens nimmt unseroaner die
Sach' nimmer so genau, wenn amal die Zeit is, daß d' Metzger-
wagerl daher kemma. Im ganzen denk' i, daß mich jedermann
leicht verstanden hat. — Richter: Nun zur Ursache! Was hatten
Sie in jener Nacht in der Kapuzinerstrabe zu thun, da Sie doch
weit entfernt davon in der Dachauerstraße wohnen? („Dös hab'
i auch g'frngt!" rief eine weibliche Stimme im Zuhörerraum.
Der Angeklagte zuckte zusammen, während der Richter energisch
Ruhe bot.) — Angekl.: Also jetzt mueß die G'schicht' außa!
Mei Aichmaß san drei Liter bei jedem Ausgang, und an selm
Abend Hamer a Laustegerl g'macht, nachher san's viere word'n.
I steh' als a ordentlicher Mann um elfe auf und will gehn —
wissen S', der Schlaf vor Mitternacht is der wertvollste —, da
sagt der Meierserdl: „Halt, Freunderl! Auf a Wort! Wetten
mer a Maß, wenn du no a Halbe trinkst, müessen wir dich
hoambegleiten?" So was wär' mir zu dumm! I trink' extra
no a Maß, und zwar auf drei Trunk, nachher geh' i. Da
Ham s' g'schaugt, die Fretter. I geh' also furt, es war mir
ganz sakrisch guet. I geh' weiter an der graden Straß'n, nacher
bieg' i links eina — 's feit koa Pfesserkörndl — i sing' ganz
leis: „Laßt mi aus bei der Nacht, — Laßt mi gehn bei der
Nacht, — Denn der Dackl macht scho sakerisch Krawall bei der
Nacht!" — Na, was is denn dös, die Straß'n hört gar net
aus. I schaug und lauer und specht, auf amal hört d' Straß'n
wirklich auf — da hört sich aber a alles auf — a Straßentaferl
z' lesen, jo was giebt's net bei der Beleuchtung. Jetz'n kimmt
a Trambahn, i woaß net, is da 's Liecht grean oder blau,
macht nixn, wir fahren. I will ausspringa, da fchreit der
Kutscher: „Nix mehrer heut, wir fahren hoam!" I brüll':
„Kimmt no oauer?" Jetzt lacht der Kondukteur: „Je, der
ander aa! Nach halb zwölfe macht' der no fahren! Der is
golden, der alte Hansdampf!" I war jetz'n bereits a wengl
z'riss'n und schieb' weiter. „Tuifi! wenn i nur wllßt', wo i
wär'!" Endlich kimmt a Herr um a Eck, und i srag' sofort:
„Entschuldigen Sie, wo bin i denn da eigentlich?" — Der sagt:
„Eigentlich san Sie in München, und noch eigentlicher san S'
in der Tattenbachstraß'n!" Nachher geht er weiter. „Tatten-
bachstraße? Na, da stirbst ohne Nachtlicht!" I geh weiter, da
kimmt d' Isar — jetzt wird's zuckerig. I drah mi und schieb'
wia a Rekrut vor neune. Da kimmt wieder oaner, der pfeift
's Bienenhaus. Den pack' i anders o. „Erlauben Sie, wozu
liegt von da die Dachauerstraße?" Der bleibt stehen, lacht und
fragt: „Wissen Sie, wo das Siegcsthor steht?" — „Jawohl!"
— „No, da liegt d' Dachauerstraß' net." Ich will bereits fad
wer'n, aber der andre sagt: „Gehn S' nur grad' aus und
halten S' Eahna a wengl links, na kemma Sie direkt hin."
I laus' und schwitz', auf amal denk' i mir, die Gegend wird
immer unbekannter. Koa Mensch is niehr auf der Straß'n, net
amal a Schandarm, und i hab' bereits im Sinn, i schrei,
Feuerio, da wackelt a alter dicker Kamerad daher. I ruef':
„Herr Nachbar, bin i da weit von der Dachauerstraß'n weg?"
Der andre steht und sangt an: „Jii gieb dir glei a DaDa-
Dachauerstrrraß'n, du Spapapaßmacher! Jii zeig' dir nachher
d' MoMoMondstrrraß'n mit mein' Steck«. Trag dein' Rausch
hoam, Pazi." Auf so a Gemeinheit mueß oaner doch narrisch
werd'n? Jetzt fang' i zu schimpfen an über die Beleuchtung,
übers Tramwei und an Magistrat, d' Polizei hab' i ausg'nomma
und die neue Schandarmerie, auf amal komma zwoa Schandarm'
glei miteinander und fragen, was i will. Der alte Kerl kimmt
aa no her und sagt: „Nehmts den Nananachtschwärmer nur
glei mit, der hat mimimindestens zwoa Räusch'." Die Schan-
darm' zeigen mir den Weg, und weil i verlangt hab', daß der
Besoffene verarretiert werden sollt', da schreiben die ungerechten
Menschen mich selber aus. Sie, die Reis' um die ganze Münchner-
stadt vergiß i meiner Lebtag net. — Der Richter hatte auch ein
Einsehen und setzte die Strafe auf eine Mark herab. Damit
war der Angeklagte auch einverstanden, und die Wut seiner Frau
verwandelte sich in Mitleid. Arm in Arm verließen beide das
Gerichtsgebäude, und die Silberne wird voraussichtlich zu stände
kommen. („Mch. Reuest. Nachr.")
Anglücksfällr.
Dreißig Kinder vom Blitz getroffen. In der Nähe von
Dremmen am Christiania-Fjord schlug kürzlich der Blitz in eine
Schulklasse, wo der Lehrer und etwa dreißig Schulkinder anwesend
waren. Während draußen das Gewitter losbrach, hatten die
Kinder gerade ihre freie Viertelstunde und waren, im Klassen-
zimmer verstreut, mit Frühstücken und Spiel beschäftigt. Der
Lehrer faß auf dem Katheder. Plötzlich wurde ein scharfer Knall
gehört, und gleichzeitig füllte sich das Zimmer mit Ruß, Asche
und einem stark bläulichen Rauch von eigentümlich scharfem
Geruch. Durch den Rauch konnte der Lehrer deutlich sehen, daß
alle Kinder wie in der Hypnose erstarrten und die Finger aus-
einander spreizten. Dann fielen sie alle wie auf einen Schlag
zu Boden, teils totenähnlich, teils sich in Krämpfen wälzend.
Ter Lehrer, der selbst von dem enormen Luftdruck halb betäubt
war, schleppte sich zur Thür und riß diese auf. Im nämlichen
Augenblick stießen einige der Kinder einen furchtbaren Schrei
aus. Als Hilfe herbeigekommen war, befanden sich die Kinder in
merkwürdiger Verfassung. An allen waren deutliche Spuren der
Blitzwirkung hinterblieben. Die meisten konnten nicht hören,
andre waren dem Ersticken nahe, da sie im Moment der Kata-
strophe einen Bissen im Mund gehabt hatten. Kleider und
Schuhe waren zerrissen, viele hatten dunkle Flecken und Streifen
a'n Armen und Beinen, das Gesicht war blau. Trotzdem konnten
alle Kinder, viele erst nach stundenlangem Bemühen, wieder zu
vollen: Bewußtsein gebracht werden, und erfolgte merkwürdiger-
weise die Wiederherstellung bei allen in verhältnismäßig kurzer
Zeit und ohne eine dauernde Schädigung der Gesundheit-
Statistisches.
Rach dem Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich
wird die mittlere Bevölkerung des Deutschen Reiches sür das
Jahr 1900 auf 55 976 000 Personen berechnet gegen 55145000
im Jahre 1899, so daß im letzten Jahre eine Zunahme von
831000 Personen stattgefunden haben würde Die Zunahme
von 1898 zu 1899 war auf ebensoviel Personen geschätzt, die
von 1897 zu 1898 auf 800 000.
In den Bereinigten Staaten fand eine Volkszählung statt,
welche am 30. Jun: beendet war. Aus einigen großen Städten
werden schon jetzt einige Ergebnisse, die allerdings nicht genau
sein können, mitgeteilt. So wird New Port einschließlich Brooklyn
auf 3 655 000 Einwohner geschätzt, während Chicago 2 008000
und Philadelphia über 1 000 000 Einwohner hat. Die Gesamt-
bevölkerung der Vereinigten Staaten, ausschließlich Alaskas und
der Kolonien, soll seit den: letzten Zensus (1890) um 26 Prozent
auf 78 964472 gestiegen sein.
Ehrenmeldung.
Ter Lokomobilensabrikaut Herr Rudolf Wolf in Mägde-
bürg hat anläßlich seiner Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat
sür die verschiedenen Wohlfahrtseinrichtungen seiner Fabrik die
s Summe von 100000 Mark gestiftet.
Wriefkasten.
A. K. in Soltau. Es ist uns leider
nicht möglich, die Stelle zü bezeichnen, wo
jene Noüz gestanden, wir werden jedoch nach
weiteren Zusendungen der Firma deren
Adresse Ihnen mitteilen.
„Kaufmann" in I. Mit 30. Juni
dieses Jahres hat die Phosphorzündhölzchen-
sabrikaüon in der Schweiz aufgehört.
E. v. B. in D. Als ein höchst origi-
nelles und hochelegantes Geschenk empfehlen
wir Ihnen die überraschend hübsche Nachbildung
des „Eiffelturm", die Ferdinand Dürrich sen.
in Stuttgart in den Handel bringt.
M et a v. D. in O ld enb:: r g. I. Dar-
über sind wir nicht unterrichtet. 2. Nein.
M. L. F. in Xanten. Für „Jllustr.
Welt" nicht geeignet, noch zu unreif.
K. Tb. in Gr.-M. Das eingesandte
Gedicht „Liebe und Verrat" ist sür uns nicht
verwendbar, weder nach Form noch nach
Inhalt.
„Sammler" in Budapest. Als
wirkliche Kunstwerke können die Ansichtskarten
gelten, in denen der Verlag von Leo Schweyer
in Stuttgart die Hauptscenen der diesjährigen
Oberammergauer Pasflonsspiclc vorführt. Die
Serie umfaßt in Lichtdruck auf eigens zu
diesem Zweck »»gefertigtem altdeutschem
Büttenkarton zwölf der schönsten Gruppen,
wie Christi Abschied von Maria, Abendmahl,
Dornenkrönung, Anscrstchnng und so weiter.
Es sind die einzige:: „offiziellen" Ansichts-
karten vom Passionsspiel, die aus der Adreß-
teile auch mit dem Gemeindcstcmpel versehen
sind. Was sonst von Oberammergauer Karten
in den Handel gelangen sollte, kann sich be-
züglich der figürlichen Darstellungen nicht aus
die diesjährigen Passiousspicle erstrecken und
würde somit aus Täuschung des Publikums
beruhen.
„Haussrau" in St. G. Um Wan-
zen radikal mit der Brut zu vernichten, wird
die folgende Mischung mittels eines Pinsels
in die Fugen der Bettstelle und besonders
hinter die Waschleisten der Wände einge-
strichen: Pikrinsäure, Nelkenöl, von jeder
6 Gramm, Stearin 20 Gramm, Petroleum
250 Gramm, zusammen in eine Flasche ge-
bracht, an eine warme Stelle znrückgesetzt,
bis alles gelöst ist.
„Landpfarrer" in Unt.-R. Beste
Gegengrüßc, Ihr wohlwollendes Urteil hat
uns ausrichtig Freude gemacht.
I. H. in M. Sie hoben die Wette ver-
loren. Die Abkürznng Jng. geht nicht aus
ein lateinisches Wort zurück, sondern aus die
sranzösische Bezeichnung Ingenieur, und dem-
gemäß lautet der Titel „Doktor-Ingenieur".
An der sprach- und geschmackwidrigen Zu-
sammenfügung eines lateinischen und eines
französischen Wortes zu einem Titel ist schon
von Ansang an erfolglose Kritik geübt Mör-
der ; der an sich bessere Vorschlag, die Würde
eines Doktors der Technik zu schaffen (ab-
gekürzt 1>r. rer. teoün., das ist rerum
lecbnicnrnm), ist nur in Bayern durchge-
drungen.
Adolf B. in R. Schminken und Lüge
ist doch nicht gleichbedeutend, und dadurch
aus einen nicht wahrheitsliebenden Charakter
zu schließen, dürste ungerecht sein.
„Oberlehrer" in H. Wir empfehlen
Ihnen: „Das Tierleben der Erde". Von
Wilhelm Haacke und Wilhelm Kuhnert. —
120 Bogen Text mit 620 Textillustrationen
und 120 chromotypographischen Tafeln. —
Vollständig in 40 Lieferungen zu je 1 M.
Tas Werk übertrifft alle Erscheinungen ähn-
licher Art.
X. N- in Philadelphia. Nicht ver-
jährt.
Wm. K. in Berlin nnd Käthe D.
in Budapest. Wir ersucheu um Wieder-
holung des Gesuchs unter Beifügung einer
Abonnementsbescheinigung.
„Alter Abonnent" in T. Lassen
Sie sich den Katalog der Firma Hermann
Dölling, Musikinstrumentcnfabrik in Mark-
neukirchen i. S., kommen. Das Geschäft wurde
uns als durchaus zuverlässig empsohlen.
AntonZapscnschlägerin Jassy.
Uns leider nicht genügend bekannt, wir ver-
mögen daher weder zu- noch abzuraten.
„Ein Backfisch in Nöten". Siehe
Briefkasten von Heft I — hoffentlich sagt
Ihnen Las dort Citierte zu.
„Gut Württemberg all weg" in
Valparaiso. „Das Kernerhaus und seine
Gäste". Mit dem Bildnis und Faksimile
Kerners nebst andern Porträts und Jllu-
strationen. Stuttgart, Deutsche Verlags- j
Anstalt. 2. Aust. Geb. 5 M.
Adalbert v. P. in D. Unserm
Graphologen übergeben.
„Schmiedemeister" in W. Wir
werden an betreffender Stelle ansragen nnd
schriftlich Antwort geben. Freundliche Gegen-
grüße !
„Andrea" in Mannheim. Sir. 6,16.
„Witwe" in A. In Genua: „Hei-
mat", Via Carlo Alberto 55, bis 5 Uhr.
Stellenvermittlung ebenda. — In Mai-
land: „Mädchenheim", Madame Turino,
Via Curtatoci.
Emil W. in L. Vielleicht paßt Ihnen
folgender Stammbuchspruch:
Im Herzen — Lieb' und Wahrheit,
Im Geiste — Kraft und Klarheit,
Im Handeln — Recht und Pflicht,
Im Glauben — ohne Wanken,
Im Wünschen — enge Schranken.
Wer's hat, dem nichts gebricht.
„Wilhelma" in H. Da sich nun die
Angelegenheit, anscheinend, endgültig ent-
schieden hat, so wünschen wir nur noch. Laß
sich Ihre Zukunft recht freundlich und Ihren
Hoffnungen entsprechend gestalte! Ihr Tank
sür unser aufrichtiges Interesse gleicht sich
aus mit unserm Tank sür Ihr rückhaltloses
Vertrauen. Möge die „Jllustr. Welt" auch
im wohl bald gegründeten neuen und reichen
Heim „daheim" sein und bleiben.
Leo A. in Th. Aus solche Frage haben
wir keine Antwort.
„Abonnent" in Br. Das kann doch
Wohl jeder tüchtige Schreiner am Orte —
warum in die Ferne schweifen?
I. D. St. in A.Sicher gut ge-
meint, ober wir ziehen doch vor, den alten,
bewährten Kurs zu steuern.
Ansichtskarten tauschen: Wil-
helm Lurber in Ersurt, Schlachthosstraße 34.
— Hermann Kopsstahl, Mühlgraben bei Riga.
— Georges Schütthelm in Bukarest, Strada
Vulor Nr. II, 75. (Nur Nelics- und kolo-
rierte Karten. — Die gestellte Anfrage liegt
außer unserm Bereich.) — Hermann Jochims
in Kassel, Holländische Straße Nr. 63>/„.
(Nur Buntdruck — ausgeschlossen Wien und
Hamburg.) — Leonie Gnth in Metz, Große
Hirschstraße 2. — Rudolf Vinzelberg in Ham-
burg, Stcrndamm 29. — Wilhelm Vinzel-
berg in Hamburg, Danzigerstraße 37. —
Käthe Dörner in Budapest, Mohrcngasse 39.
— Wm. Köllner, Berlin 8, Kommandanten-
straße 42. — Julius Deleh in-Temesvar,
Innere Stadt, Ferdinandsplatz Nr. 7. —
Marie Schuchardt in Langensalza (nur außer-
europäische). — Max Lau in Heilsbcrg in
Ostpr. — Ernst Biedermann in Asch, Stadt-
bahnhosftraße Nr. 1021 (Deutschböhmcnj.
AE" Leider gehen uns zahlreiche Zu-
schriften ein über Nichtbeantworiung
von Karten, die wir teils undeutlich ge-
schriebener Adrcssenaufgabe, teils bedauerlicher
Nachlässigkeit zuschreiben. Namen wollen
wir immerhin nicht nennen, möchten aber doch
alle in unser Verzeichnis Ausgcnommencn
an ihre unbedingte Pflicht der Gegenseitigkeit
dringend mahnen!
Rätsellöser: Marie Schuchardt in
Langensalza tkl. (Ja, ja!) A. Rutz, Post-
aspirant in Lachen am Zürchersee. Georg
(verlach in Tarnowitz (5). „Wilhelma" in
H. (2). „Mutter und Tochter" in Germers-
heim. „Frigga" in Kiel. vr. D. in O.
„Rita" in Budwcis (3). Pastor K. in Unt.-G.
(Freundliche Grüße ebenso erwidert! N.-O.)
Leonie v. R. in München. Jasper Theuchel
in Rochester, U. S. (2). „Sein Kind" in
St. G. Marie Louise C. iu C Otto W.
in Tharandt. Otto Bartsch in Tilsit. Fr. Lina
Sommers in New Port (3. Ebenfalls! R.-O.)
Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolat. — Verantwortlicher Redakteur: Vilkiekm Netter, Etnttgart-Vannstatt. — Druck und Verlag der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart, Neckarstraße Nr. 121/123.
Briefe und Sendungen nur: An die Deutsche Jerlags-Austakt in Stuttgart — ohne Perfonenangabe — >u richten.
Illustrierte Welt.
Mas gievt es Neues?
Militär.
Der Ursprung des Wortes „Kommißbrot". Dieser Aus-
druck, mit dem man das tägliche Brot des deutschen Soldaten
benennt, stammt wahrscheinlich vom „Feldkommissariat" oder
„Kommissariat", dem schon unter Friedrich Wilhelm I, die Ver-
pflegung der Armee oblag, und das dem Soldaten im Kriege
das Brot in natura besorgte. Daher hieß es Kommissariatsbrot
oder kurz Kommißbrot. Im Frieden wurde es in natura vor
dem Jahre 17S9 nur bei besonderen Notständen gewährt, da
dann der Soldat mit den ihm gewährten zwei Groschen täglicher
Löhnung nicht bestehen konnte. Der Name „Kommißbrot" ist
sehr alt und kommt schon 1736 vor, wie ein in diesem Jahre
gedrucktes Gedicht beweist, dessen Versasser Soldat im Regiment
Kalckstein war, und das len Titel trägt: „An Sr. Majestät ein
unterthänigst Knecht vom Kalckstein-Regiment im Nahm von sein
Cameradt den Blatt zu Fuß hinlegt und bitt Sa. Majests, daß
sie Commiß-Brot doch woll faß der arm Soldat."
Litteralur.
Zur Rechtschreibung. In wie ungeahntem Maße die Recht-
schreibung vom Jahre 1830 (die sogenannte Puttkamersche) be-
reits die Litteratur beherrscht, geht aus einer Umfrage des
Börsenvereins der Deutschen Buchhändler bei den Verlegern
hervor. Von 613 Verlagsfirmen, die die Umsrage beantwortet
haben, lassen 106 nur in „neuer", 58 nur in „alter", 141 in
beiden, 8 nur in österreichischer Schreibung drucken. Von den
141 Firmen, die noch beide Schreibungen anwenden, bedienen
sich 59 vorwiegend der „neuen", 30 vorwiegend der „alten",
52 ziemlich gleichmäßig beider. Diejenigen 3-10 jener 613 Firmen,
die über ihre Produktion des Jahres 1899 ziffernmäßige An-
gaben machen, haben zusammen 4623 Bücher und 247 Zeit-
schriften in alter Schreibung gedruckt. Dabei sind unter diesen
Firmen eine Anzahl, besonders Verleger von Rechts- und Staats-
wissenschasten, Gesetzesausgaben, die nur deshalb an der alten
Schreibung festhalten, weil das die Behörden thun (!) und
weil Gesetze genau nach den amtlichen Gesetzsammlungen gedruckt
werden. Also über fünf Sechstel der Bücher und beinahe drei
Fünftel der Zeitschriften des Jahres 1899 sind in der 1880er
Schreibung gedruckt worden. Eine erdrückende Mehrheit!
Einen Leitfaden der chinesischen Sprache und der chinesi-
schen Sitten veröffentlicht der Pariser „Matin" für diejenigen
seiner Leser, welche etwa Lust verspüren sollten, in nächster Zeit
eine Vergnügungsreise nach China zu machen. Zuerst bringt
er einige Vokabeln aus dem reichen Wortschatz der Chinesen.
„Niem" heißt Himmel, „Ni" — Erde, ,,-lfti' — Sonne, „Ho"'
— Fluß, „D'unk'i" — Zeit, ,,^n" — Regen, „I-vi" —
Donner, „N'aix'inA" — Friedenszustand.
Sport.
Ueber die Gefahren des Bergsteigens nnd die Ursachen
der Unglücksfälle im Gebirge hielt vor kurzem Or. Kürstein
einen interessanten Vortrag in der Sektion Bern des Alpen-
vereins. Viele Leute, sagte der Vortragende, verwechseln Gefahr
und Ursache, und doch sind das zwei sehr verschiedene Begriffe.
Die Gefahren der Witterung, der Oertlichkeit, der Einwirkung
dritter, zum Beispiel Steine ablösende Menschen und Tiere,
sind beim Bergsteigen immer vorhanden, die Ursachen aber
wechseln nach den beionderen Umständen. Die Ursachen der
alpinen Unglückssälle sind zum größten Teil ungenügende Aus-
rüstung. ungenügende Kenntnis hoher Gebirge, mangelnde Trai-
nierung, Unvorsichtigkeit, Tollkühnheit und sogenannte „Gipfel-
sresserei". Der Vortragende warnte besonders vor der Anstrengung
bis zur Ermattung, und wenn bei einer Tour keine Freude
mehr möglich sei, da sei der Bergsport nicht mehr der rechte,
edle. Aus einer sehr sorgfältigen statistischen Zusammenstellung
der alpinen Unglückssälle im Zeitraum der letzten zehn Jahre
geht h:rvor, daß von 250 Fallen 163 als selbstverschuldet und
nur 33 als unverschuldet bezeichnet werden müssen; bei den
übrigen war ein bestimmter Nachweis nicht möglich. Von den
250 Unglücksfüllen kommen nur 37 auf die Schweiz, und davon
26 auf das Vorgebirge, 30 Prozent auf geführte Touren,
70 Prozent auf führerlose.
GerrchlssÄÄl.
Die Reise um München. Der Hausbesitzer und bürgerliche
Melber Vinzenz X., ein fast fünfzigjähriger Mann, der nur
wöchentlich zweimal ausgeht, und da nur aus Geschäftsinteresse,
hat wegen nächtlicher Ruhestörung ein Strasmandat erhalten
und dagegen Widerspruch erhoben, weil er sich unschuldig fühlt.
— Richter: Wollen Sie eine geringere Geldstrafe erzielen mit
Ihrem Einspruch? — Angekl.: Na, mein lieber Herr! Eigent-
lich gar nix will i erzielen — sreig'sprochen mueß i werd'n,
damit i an Nuah' kriag dahoain. Mei Frau is ganz weg, feit
der Zett'l kemma is. Sie behauptet, da steckt was andres da-
hinter, z'erst komm i um viere in der Fruah hoam, bin ganz
verlegt vor lauter Mündigkeit, hab' an Zorn wia a Haus und
bleib' bis Mittag im Bett liegen, nachher kimmt a Strafzettel
auf a zehn Mark! — da hört sich doch die Welt auf. I hab'
bloß appelliert, damit meine Unschuld offenkundig wird, sunst
kunnt' a Ehescheidung am End' a no 'rausschaug'n, und Heuer
feiern wir die Silberne — dös is no das Schönere. — Richter:
Nun, so aefährlich wird die Geschichte kaum werden! Ob Sie
aber eine Freisprechung erzielen, das muß die Verhandlung er-
geben. Sie haben am 15. Oktober früh gegen drei Uhr in der
Kapuzincrstraß: fürchterlich geschimpft und gelärmt und selbst
auf Abmahnung der Schutzmannschaft noch längere Zeit keine
Ruhe gegeben. — Angekl.: Das giebt's net, Herr Stadtrichter!
I hab' nur endli hoam kemma woll'n, und die ganze Welt
hat mich die selbe Nacht derbläckt, und da denk' i doch, darf a
Bürger, der Steuern und Abgaben zahlt, christlich erzogen und
in München aufg'wachsen is, no a Wörtl reden und braucht in
der stockfinstern Nacht net an Stummerl spielen. — Richter:
Es handelt sich mehr darum, wie Sie gesprochen haben. —
Angekl.: Na freili, sag' i! Erstens hab' i an' fein' Bariton,
zweitens Hamer Redefreiheit und drittens nimmt unseroaner die
Sach' nimmer so genau, wenn amal die Zeit is, daß d' Metzger-
wagerl daher kemma. Im ganzen denk' i, daß mich jedermann
leicht verstanden hat. — Richter: Nun zur Ursache! Was hatten
Sie in jener Nacht in der Kapuzinerstrabe zu thun, da Sie doch
weit entfernt davon in der Dachauerstraße wohnen? („Dös hab'
i auch g'frngt!" rief eine weibliche Stimme im Zuhörerraum.
Der Angeklagte zuckte zusammen, während der Richter energisch
Ruhe bot.) — Angekl.: Also jetzt mueß die G'schicht' außa!
Mei Aichmaß san drei Liter bei jedem Ausgang, und an selm
Abend Hamer a Laustegerl g'macht, nachher san's viere word'n.
I steh' als a ordentlicher Mann um elfe auf und will gehn —
wissen S', der Schlaf vor Mitternacht is der wertvollste —, da
sagt der Meierserdl: „Halt, Freunderl! Auf a Wort! Wetten
mer a Maß, wenn du no a Halbe trinkst, müessen wir dich
hoambegleiten?" So was wär' mir zu dumm! I trink' extra
no a Maß, und zwar auf drei Trunk, nachher geh' i. Da
Ham s' g'schaugt, die Fretter. I geh' also furt, es war mir
ganz sakrisch guet. I geh' weiter an der graden Straß'n, nacher
bieg' i links eina — 's feit koa Pfesserkörndl — i sing' ganz
leis: „Laßt mi aus bei der Nacht, — Laßt mi gehn bei der
Nacht, — Denn der Dackl macht scho sakerisch Krawall bei der
Nacht!" — Na, was is denn dös, die Straß'n hört gar net
aus. I schaug und lauer und specht, auf amal hört d' Straß'n
wirklich auf — da hört sich aber a alles auf — a Straßentaferl
z' lesen, jo was giebt's net bei der Beleuchtung. Jetz'n kimmt
a Trambahn, i woaß net, is da 's Liecht grean oder blau,
macht nixn, wir fahren. I will ausspringa, da fchreit der
Kutscher: „Nix mehrer heut, wir fahren hoam!" I brüll':
„Kimmt no oauer?" Jetzt lacht der Kondukteur: „Je, der
ander aa! Nach halb zwölfe macht' der no fahren! Der is
golden, der alte Hansdampf!" I war jetz'n bereits a wengl
z'riss'n und schieb' weiter. „Tuifi! wenn i nur wllßt', wo i
wär'!" Endlich kimmt a Herr um a Eck, und i srag' sofort:
„Entschuldigen Sie, wo bin i denn da eigentlich?" — Der sagt:
„Eigentlich san Sie in München, und noch eigentlicher san S'
in der Tattenbachstraß'n!" Nachher geht er weiter. „Tatten-
bachstraße? Na, da stirbst ohne Nachtlicht!" I geh weiter, da
kimmt d' Isar — jetzt wird's zuckerig. I drah mi und schieb'
wia a Rekrut vor neune. Da kimmt wieder oaner, der pfeift
's Bienenhaus. Den pack' i anders o. „Erlauben Sie, wozu
liegt von da die Dachauerstraße?" Der bleibt stehen, lacht und
fragt: „Wissen Sie, wo das Siegcsthor steht?" — „Jawohl!"
— „No, da liegt d' Dachauerstraß' net." Ich will bereits fad
wer'n, aber der andre sagt: „Gehn S' nur grad' aus und
halten S' Eahna a wengl links, na kemma Sie direkt hin."
I laus' und schwitz', auf amal denk' i mir, die Gegend wird
immer unbekannter. Koa Mensch is niehr auf der Straß'n, net
amal a Schandarm, und i hab' bereits im Sinn, i schrei,
Feuerio, da wackelt a alter dicker Kamerad daher. I ruef':
„Herr Nachbar, bin i da weit von der Dachauerstraß'n weg?"
Der andre steht und sangt an: „Jii gieb dir glei a DaDa-
Dachauerstrrraß'n, du Spapapaßmacher! Jii zeig' dir nachher
d' MoMoMondstrrraß'n mit mein' Steck«. Trag dein' Rausch
hoam, Pazi." Auf so a Gemeinheit mueß oaner doch narrisch
werd'n? Jetzt fang' i zu schimpfen an über die Beleuchtung,
übers Tramwei und an Magistrat, d' Polizei hab' i ausg'nomma
und die neue Schandarmerie, auf amal komma zwoa Schandarm'
glei miteinander und fragen, was i will. Der alte Kerl kimmt
aa no her und sagt: „Nehmts den Nananachtschwärmer nur
glei mit, der hat mimimindestens zwoa Räusch'." Die Schan-
darm' zeigen mir den Weg, und weil i verlangt hab', daß der
Besoffene verarretiert werden sollt', da schreiben die ungerechten
Menschen mich selber aus. Sie, die Reis' um die ganze Münchner-
stadt vergiß i meiner Lebtag net. — Der Richter hatte auch ein
Einsehen und setzte die Strafe auf eine Mark herab. Damit
war der Angeklagte auch einverstanden, und die Wut seiner Frau
verwandelte sich in Mitleid. Arm in Arm verließen beide das
Gerichtsgebäude, und die Silberne wird voraussichtlich zu stände
kommen. („Mch. Reuest. Nachr.")
Anglücksfällr.
Dreißig Kinder vom Blitz getroffen. In der Nähe von
Dremmen am Christiania-Fjord schlug kürzlich der Blitz in eine
Schulklasse, wo der Lehrer und etwa dreißig Schulkinder anwesend
waren. Während draußen das Gewitter losbrach, hatten die
Kinder gerade ihre freie Viertelstunde und waren, im Klassen-
zimmer verstreut, mit Frühstücken und Spiel beschäftigt. Der
Lehrer faß auf dem Katheder. Plötzlich wurde ein scharfer Knall
gehört, und gleichzeitig füllte sich das Zimmer mit Ruß, Asche
und einem stark bläulichen Rauch von eigentümlich scharfem
Geruch. Durch den Rauch konnte der Lehrer deutlich sehen, daß
alle Kinder wie in der Hypnose erstarrten und die Finger aus-
einander spreizten. Dann fielen sie alle wie auf einen Schlag
zu Boden, teils totenähnlich, teils sich in Krämpfen wälzend.
Ter Lehrer, der selbst von dem enormen Luftdruck halb betäubt
war, schleppte sich zur Thür und riß diese auf. Im nämlichen
Augenblick stießen einige der Kinder einen furchtbaren Schrei
aus. Als Hilfe herbeigekommen war, befanden sich die Kinder in
merkwürdiger Verfassung. An allen waren deutliche Spuren der
Blitzwirkung hinterblieben. Die meisten konnten nicht hören,
andre waren dem Ersticken nahe, da sie im Moment der Kata-
strophe einen Bissen im Mund gehabt hatten. Kleider und
Schuhe waren zerrissen, viele hatten dunkle Flecken und Streifen
a'n Armen und Beinen, das Gesicht war blau. Trotzdem konnten
alle Kinder, viele erst nach stundenlangem Bemühen, wieder zu
vollen: Bewußtsein gebracht werden, und erfolgte merkwürdiger-
weise die Wiederherstellung bei allen in verhältnismäßig kurzer
Zeit und ohne eine dauernde Schädigung der Gesundheit-
Statistisches.
Rach dem Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich
wird die mittlere Bevölkerung des Deutschen Reiches sür das
Jahr 1900 auf 55 976 000 Personen berechnet gegen 55145000
im Jahre 1899, so daß im letzten Jahre eine Zunahme von
831000 Personen stattgefunden haben würde Die Zunahme
von 1898 zu 1899 war auf ebensoviel Personen geschätzt, die
von 1897 zu 1898 auf 800 000.
In den Bereinigten Staaten fand eine Volkszählung statt,
welche am 30. Jun: beendet war. Aus einigen großen Städten
werden schon jetzt einige Ergebnisse, die allerdings nicht genau
sein können, mitgeteilt. So wird New Port einschließlich Brooklyn
auf 3 655 000 Einwohner geschätzt, während Chicago 2 008000
und Philadelphia über 1 000 000 Einwohner hat. Die Gesamt-
bevölkerung der Vereinigten Staaten, ausschließlich Alaskas und
der Kolonien, soll seit den: letzten Zensus (1890) um 26 Prozent
auf 78 964472 gestiegen sein.
Ehrenmeldung.
Ter Lokomobilensabrikaut Herr Rudolf Wolf in Mägde-
bürg hat anläßlich seiner Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat
sür die verschiedenen Wohlfahrtseinrichtungen seiner Fabrik die
s Summe von 100000 Mark gestiftet.
Wriefkasten.
A. K. in Soltau. Es ist uns leider
nicht möglich, die Stelle zü bezeichnen, wo
jene Noüz gestanden, wir werden jedoch nach
weiteren Zusendungen der Firma deren
Adresse Ihnen mitteilen.
„Kaufmann" in I. Mit 30. Juni
dieses Jahres hat die Phosphorzündhölzchen-
sabrikaüon in der Schweiz aufgehört.
E. v. B. in D. Als ein höchst origi-
nelles und hochelegantes Geschenk empfehlen
wir Ihnen die überraschend hübsche Nachbildung
des „Eiffelturm", die Ferdinand Dürrich sen.
in Stuttgart in den Handel bringt.
M et a v. D. in O ld enb:: r g. I. Dar-
über sind wir nicht unterrichtet. 2. Nein.
M. L. F. in Xanten. Für „Jllustr.
Welt" nicht geeignet, noch zu unreif.
K. Tb. in Gr.-M. Das eingesandte
Gedicht „Liebe und Verrat" ist sür uns nicht
verwendbar, weder nach Form noch nach
Inhalt.
„Sammler" in Budapest. Als
wirkliche Kunstwerke können die Ansichtskarten
gelten, in denen der Verlag von Leo Schweyer
in Stuttgart die Hauptscenen der diesjährigen
Oberammergauer Pasflonsspiclc vorführt. Die
Serie umfaßt in Lichtdruck auf eigens zu
diesem Zweck »»gefertigtem altdeutschem
Büttenkarton zwölf der schönsten Gruppen,
wie Christi Abschied von Maria, Abendmahl,
Dornenkrönung, Anscrstchnng und so weiter.
Es sind die einzige:: „offiziellen" Ansichts-
karten vom Passionsspiel, die aus der Adreß-
teile auch mit dem Gemeindcstcmpel versehen
sind. Was sonst von Oberammergauer Karten
in den Handel gelangen sollte, kann sich be-
züglich der figürlichen Darstellungen nicht aus
die diesjährigen Passiousspicle erstrecken und
würde somit aus Täuschung des Publikums
beruhen.
„Haussrau" in St. G. Um Wan-
zen radikal mit der Brut zu vernichten, wird
die folgende Mischung mittels eines Pinsels
in die Fugen der Bettstelle und besonders
hinter die Waschleisten der Wände einge-
strichen: Pikrinsäure, Nelkenöl, von jeder
6 Gramm, Stearin 20 Gramm, Petroleum
250 Gramm, zusammen in eine Flasche ge-
bracht, an eine warme Stelle znrückgesetzt,
bis alles gelöst ist.
„Landpfarrer" in Unt.-R. Beste
Gegengrüßc, Ihr wohlwollendes Urteil hat
uns ausrichtig Freude gemacht.
I. H. in M. Sie hoben die Wette ver-
loren. Die Abkürznng Jng. geht nicht aus
ein lateinisches Wort zurück, sondern aus die
sranzösische Bezeichnung Ingenieur, und dem-
gemäß lautet der Titel „Doktor-Ingenieur".
An der sprach- und geschmackwidrigen Zu-
sammenfügung eines lateinischen und eines
französischen Wortes zu einem Titel ist schon
von Ansang an erfolglose Kritik geübt Mör-
der ; der an sich bessere Vorschlag, die Würde
eines Doktors der Technik zu schaffen (ab-
gekürzt 1>r. rer. teoün., das ist rerum
lecbnicnrnm), ist nur in Bayern durchge-
drungen.
Adolf B. in R. Schminken und Lüge
ist doch nicht gleichbedeutend, und dadurch
aus einen nicht wahrheitsliebenden Charakter
zu schließen, dürste ungerecht sein.
„Oberlehrer" in H. Wir empfehlen
Ihnen: „Das Tierleben der Erde". Von
Wilhelm Haacke und Wilhelm Kuhnert. —
120 Bogen Text mit 620 Textillustrationen
und 120 chromotypographischen Tafeln. —
Vollständig in 40 Lieferungen zu je 1 M.
Tas Werk übertrifft alle Erscheinungen ähn-
licher Art.
X. N- in Philadelphia. Nicht ver-
jährt.
Wm. K. in Berlin nnd Käthe D.
in Budapest. Wir ersucheu um Wieder-
holung des Gesuchs unter Beifügung einer
Abonnementsbescheinigung.
„Alter Abonnent" in T. Lassen
Sie sich den Katalog der Firma Hermann
Dölling, Musikinstrumentcnfabrik in Mark-
neukirchen i. S., kommen. Das Geschäft wurde
uns als durchaus zuverlässig empsohlen.
AntonZapscnschlägerin Jassy.
Uns leider nicht genügend bekannt, wir ver-
mögen daher weder zu- noch abzuraten.
„Ein Backfisch in Nöten". Siehe
Briefkasten von Heft I — hoffentlich sagt
Ihnen Las dort Citierte zu.
„Gut Württemberg all weg" in
Valparaiso. „Das Kernerhaus und seine
Gäste". Mit dem Bildnis und Faksimile
Kerners nebst andern Porträts und Jllu-
strationen. Stuttgart, Deutsche Verlags- j
Anstalt. 2. Aust. Geb. 5 M.
Adalbert v. P. in D. Unserm
Graphologen übergeben.
„Schmiedemeister" in W. Wir
werden an betreffender Stelle ansragen nnd
schriftlich Antwort geben. Freundliche Gegen-
grüße !
„Andrea" in Mannheim. Sir. 6,16.
„Witwe" in A. In Genua: „Hei-
mat", Via Carlo Alberto 55, bis 5 Uhr.
Stellenvermittlung ebenda. — In Mai-
land: „Mädchenheim", Madame Turino,
Via Curtatoci.
Emil W. in L. Vielleicht paßt Ihnen
folgender Stammbuchspruch:
Im Herzen — Lieb' und Wahrheit,
Im Geiste — Kraft und Klarheit,
Im Handeln — Recht und Pflicht,
Im Glauben — ohne Wanken,
Im Wünschen — enge Schranken.
Wer's hat, dem nichts gebricht.
„Wilhelma" in H. Da sich nun die
Angelegenheit, anscheinend, endgültig ent-
schieden hat, so wünschen wir nur noch. Laß
sich Ihre Zukunft recht freundlich und Ihren
Hoffnungen entsprechend gestalte! Ihr Tank
sür unser aufrichtiges Interesse gleicht sich
aus mit unserm Tank sür Ihr rückhaltloses
Vertrauen. Möge die „Jllustr. Welt" auch
im wohl bald gegründeten neuen und reichen
Heim „daheim" sein und bleiben.
Leo A. in Th. Aus solche Frage haben
wir keine Antwort.
„Abonnent" in Br. Das kann doch
Wohl jeder tüchtige Schreiner am Orte —
warum in die Ferne schweifen?
I. D. St. in A.Sicher gut ge-
meint, ober wir ziehen doch vor, den alten,
bewährten Kurs zu steuern.
Ansichtskarten tauschen: Wil-
helm Lurber in Ersurt, Schlachthosstraße 34.
— Hermann Kopsstahl, Mühlgraben bei Riga.
— Georges Schütthelm in Bukarest, Strada
Vulor Nr. II, 75. (Nur Nelics- und kolo-
rierte Karten. — Die gestellte Anfrage liegt
außer unserm Bereich.) — Hermann Jochims
in Kassel, Holländische Straße Nr. 63>/„.
(Nur Buntdruck — ausgeschlossen Wien und
Hamburg.) — Leonie Gnth in Metz, Große
Hirschstraße 2. — Rudolf Vinzelberg in Ham-
burg, Stcrndamm 29. — Wilhelm Vinzel-
berg in Hamburg, Danzigerstraße 37. —
Käthe Dörner in Budapest, Mohrcngasse 39.
— Wm. Köllner, Berlin 8, Kommandanten-
straße 42. — Julius Deleh in-Temesvar,
Innere Stadt, Ferdinandsplatz Nr. 7. —
Marie Schuchardt in Langensalza (nur außer-
europäische). — Max Lau in Heilsbcrg in
Ostpr. — Ernst Biedermann in Asch, Stadt-
bahnhosftraße Nr. 1021 (Deutschböhmcnj.
AE" Leider gehen uns zahlreiche Zu-
schriften ein über Nichtbeantworiung
von Karten, die wir teils undeutlich ge-
schriebener Adrcssenaufgabe, teils bedauerlicher
Nachlässigkeit zuschreiben. Namen wollen
wir immerhin nicht nennen, möchten aber doch
alle in unser Verzeichnis Ausgcnommencn
an ihre unbedingte Pflicht der Gegenseitigkeit
dringend mahnen!
Rätsellöser: Marie Schuchardt in
Langensalza tkl. (Ja, ja!) A. Rutz, Post-
aspirant in Lachen am Zürchersee. Georg
(verlach in Tarnowitz (5). „Wilhelma" in
H. (2). „Mutter und Tochter" in Germers-
heim. „Frigga" in Kiel. vr. D. in O.
„Rita" in Budwcis (3). Pastor K. in Unt.-G.
(Freundliche Grüße ebenso erwidert! N.-O.)
Leonie v. R. in München. Jasper Theuchel
in Rochester, U. S. (2). „Sein Kind" in
St. G. Marie Louise C. iu C Otto W.
in Tharandt. Otto Bartsch in Tilsit. Fr. Lina
Sommers in New Port (3. Ebenfalls! R.-O.)
Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolat. — Verantwortlicher Redakteur: Vilkiekm Netter, Etnttgart-Vannstatt. — Druck und Verlag der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart, Neckarstraße Nr. 121/123.
Briefe und Sendungen nur: An die Deutsche Jerlags-Austakt in Stuttgart — ohne Perfonenangabe — >u richten.