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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 5.1917-1919(1919)

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Levy, Ludwig: Sexualsymbolik in der biblischen Paradiesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.25679#0026
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Dr. Ludwig Levy

Sexualsymbolik in der biblischen Paradiesgeschichte.

Von DR. LUDWIG LEVy, Brünn.

Wir lesen im 2. Kapitel der Genesis: »Gott formte den Men-
sdien aus dem Staube des Adters und er blies ihm den
Odem des Lebens in die Nase, so wurde der Mensdi ein
lebendiges Wesen. Dann pflanzte Gott einen Garten in Eden, fern
im Osten und setzte den Mensdien, den er geformt hatte, hinein.
Dann ließ Gott aus dem Adter allerlei Bäume sprossen, präditig
anzusdiauen und lieblidi zu essen, und den Baum des Lebens mitten
im Garten und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Ein
Strom aber entspringt in Eden, der den Garten bewässert,- der teilt
sidi dann in vier Arme: der erste heißt Pison,- das ist der, der das
ganze Land Havila umfließt, wo das Gold ist,- das Gold des Landes
ist köstlich, da ist das Bedolah und der Sohamstein. Der zweite Fluß
heißt Gihon, das ist der, der das ganze Land Kus umfließt. Der
dritte Fluß heißt Hiddeqel, das ist der, der östlidi von Assur fließt.
Der vierte Fluß, das ist der Euphrat. Dann nahmGott denMensdien,
und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und zu
bewahren. Nun gab Gott dem Menschen den Befehl: Von allen
Bäumen des Gartens darfst du essen, so viel du willst,- aber vom
Baume der Erkenntnis von Gut und Böse, von dem darfst du nicht
essen,- denn am Tage, wo du von ihm issest, mußt du des Todes
sterben. Dann sprach Gott: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein
ist,- ich will ihm ein Wesen verschaffen, das ihm beisteht und zu ihm

paßt«. So nahm Gott eine Rippe des Menschen und formte

das Weib daraus. »Darum verläßt der Mann Vater und Mutter
und hängt dem Weibe an, so daß sie ein einziger Leib werden. Die
beiden aber, Mann und Weib, waren nackend und schämten sich
nicht. Nun war die Schlange listiger als alle Tiere des Feldes, die
Gott geschaffen hatte,- sie sprach zum Weibe: SoIIte Gott auch denn
wirklich verboten haben, von allen Bäumen des Gartens zu essen?
Das Weib erwiderte der Schlange: Von den Früchten der Bäume
im Garten dürfen wir essen,- nur von den Früchten des Baumes
mitten im Garten hat Gott befohlen: Ihr sollt nidit davon essen,
noch sie berühren, sonst müßt ihr sterben, Da sprach die Sdilange
zum Weibe: Mit nichten werdet ihr sterben! sondern Gott weiß
wohl, daß sich euch, sobald ihr davon eßt, die Augen auftun: dann
werdet ihr wie Gott selber sein und erkennen, was Gut und Böse
ist. Da sah das Weib, wie köstlich der Baum zu essen war und
wie herrlich anzusdiauen und wie prächtig zu betraditen,- so nahm
sie von seinen Früchten, aß und gab auch ihrem Manne neben ihr,
und der aß auch. Da taten sidi ihnen beiden die Augen auf, und
sie erkannten — daß sie nackend waren,- so nähten sie sich Feigen*
blätter zusammen und machten sich Sdiürzen daraus. AIs sie nun
 
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