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Imbert, Barthélemy; Gutsch, Christian Friedrich [Oth.]
Morgenzeitvertreib, oder kleine Erzählungen ([1. Bändchen]) — Breslau und Leipzig: bey Christian Friedrich Gutsch, 1784 [VD18 90795113]

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https://doi.org/10.11588/diglit.50528#0161
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sitzen soll. Der eine will nur dein Liebhaber seyn,
aber er ist reich: der andre will dein Mann wer-
den, aber er ist arm. Ach! meine Beste, rüste
Lucette aus, ich bin überzeugt, daß ich Ihnen ge-
fallen werde, ich will Ihnen nach ihrem Verlan-
gen antworten: ich wähle den jungen Menschen,
der arm ist. Constantia umarmte sie und weinte
für Freuden. Sie verlor keinen Augenblick. Ih-
re Zärtlichkeit hatte alles so eingerichtet, um ihrer
Tochter ein ziemlich beträchtliches Heyrathsgut zu
hinterlassen. Die Eltern des jungen Menschen
willigten in die Heyrath ihres Sohns, und Con-
stantia führte die beyden Verlobten zum Altar. Lu-
cettens Mann war Constannens Sohn worden;
er hatte, so wie sie, Theil an ihrer Zärtlichkeit.
Sie verabsäumte nichts einen liebenswürdigen
Mann aus ihm zu machen. Sie wollte daß er
dasjenige an sich hätte, was seiner jungen Gattin
gefiele, denn sie war überzeugt, daß es einer Frau
weit leichter ist Rechtschaffenheit zu besitzen, wenn
sie glücklich ist.
Bey dem allen glaubte Constantia noch nicht
das Recht erlangt zu haben, sich dabcy zu beruhi-
gen. Ihre guten Rathschlage und ihre Wachsam-
keit hatten aus Lucetten ein sittsames Madgen ge-
macht: sie glaubte, daß sie nun auch eine tugend-
hafte Frau aus ihr machen müsse. Die Gewalt
die sie über dieselbe, und sogar über ihren ManU
erlangt hatte, erleichterte ihr Vorhaben. Nein,
nie hatten im Taumel des jugendlichen Alters und
der
 
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