Bert Schlichtenmaier:
Wilhelm Imkamp.
Verlockung durch Farbe
Für Wilhelm Imkamp, der von Jugend
an immer nur »der Maler« genannt
wurde, stand von früh an mit größter
Selbstverständlichkeit fest, daß er
Künstler werden wollte. Der am
9. März 1906 geborene Maler hatte
das Glück, Lehrer zu finden, die seine
bildnerische Begabung in ihrer beson-
deren Ausprägung zu fördern wuß-
ten. Nach dem Abitur 1926 in Mün-
ster studierte Imkamp dann auch drei
Jahre lang am Bauhaus in Dessau.
Dem damals Zwanzigjährigen, der in
einem vom Katholizismus geprägten
Elternhaus aufgewachsen war, eröff-
nete sich dort eine neue Welt. Seine
Lehrer Paul Klee, Lyonei Feininger,
vor allem aber Wassily Kandinsky,
der auch zum menschlich bewunder-
ten Vorbild des jungen Künstlers
wurde, erweckten lang nachwirkende
Bildvorstellungen und schufen die
Grundlage für Imkamps unverwech-
selbaren persönlichen Stil. Im Gegen-
satz zu Fritz Winter, der gleichzeitig
am Bauhaus studierte, war Imkamp
ein »Spätzünder«. Präzis hat Werner
Sumowski die Herkunft und den Weg
zur eigenen Meisterschaft umrissen.
Der Formenerfinder Kandinsky ver-
mittelte ihm »die Dogmen vom Aus-
druck der farbigen Form«, den ge-
fühlsbetonten Einsatz von Farbe, Fei-
ninger, der in seinen Bildern dem
Kubismus eine gleichmäßig ordnende,
aus durchlässigen Elementen beste-
hende Komposition gab, »beeindruck-
te ihn durch seine Transparenz«, Klee
schließlich »weckte in ihm den Sinn
für bildnerische Poesie«. (Anm. 1)
Der Durchbruch vom Angelernten zu
eigenständigem Schaffen erfolgte in
dem an die Bauhauszeit anschließen-
den Jahr freien Studiums in Paris.
Wiederholt begegnete er dort Kan-
dinsky, der ihm dann auch beschei-
nigte, seine eigene Sprache gefunden
zu haben. Vorübergehend entwickelte
sich sein Stil zu einem stark linear-
expressiven Aktionismus, wie Beispiele
aus seiner »Pariser Mappe« zeigen.
Lärm und Hektik einer Großstadt-
straße fanden unbewußt Eingang in
die Malerei.
1928 war Imkamp erstmals im Rahmen
der Berliner Ausstellung »Junge Ma-
ler am Bauhaus« mit abstrakter Male-
rei an die Öffentlichkeit getreten.
(Anm. 2) Weitere Ausstellungsbeteili-
gungen folgten. Genaues läßt sich je-
doch nicht ermitteln, da die entspre-
chenden Unterlagen mit vielen Bil-
dern 1944 den Bomben zum Opfer ge-
fallen sind. Der Künstler erinnert sich
zwar an eine recht positive Resonanz
und wohlwollendes Interesse, aber
nur an wenige Verkäufe. Sehr enga-
gierte sich für ihn die Galerie Fides
in Dresden.
Ab 1930 war Imkamp als freier Maler
in Essen tätig. Es entstanden damals
ungegenständliche Malereien, die in-
dessen für den Lebensunterhalt auch
nicht annähernd ausreichten, so daß
er diesen durch Portraitmalerei ver-
dienen mußte. Die Möglichkeit, mit
4
Wilhelm Imkamp.
Verlockung durch Farbe
Für Wilhelm Imkamp, der von Jugend
an immer nur »der Maler« genannt
wurde, stand von früh an mit größter
Selbstverständlichkeit fest, daß er
Künstler werden wollte. Der am
9. März 1906 geborene Maler hatte
das Glück, Lehrer zu finden, die seine
bildnerische Begabung in ihrer beson-
deren Ausprägung zu fördern wuß-
ten. Nach dem Abitur 1926 in Mün-
ster studierte Imkamp dann auch drei
Jahre lang am Bauhaus in Dessau.
Dem damals Zwanzigjährigen, der in
einem vom Katholizismus geprägten
Elternhaus aufgewachsen war, eröff-
nete sich dort eine neue Welt. Seine
Lehrer Paul Klee, Lyonei Feininger,
vor allem aber Wassily Kandinsky,
der auch zum menschlich bewunder-
ten Vorbild des jungen Künstlers
wurde, erweckten lang nachwirkende
Bildvorstellungen und schufen die
Grundlage für Imkamps unverwech-
selbaren persönlichen Stil. Im Gegen-
satz zu Fritz Winter, der gleichzeitig
am Bauhaus studierte, war Imkamp
ein »Spätzünder«. Präzis hat Werner
Sumowski die Herkunft und den Weg
zur eigenen Meisterschaft umrissen.
Der Formenerfinder Kandinsky ver-
mittelte ihm »die Dogmen vom Aus-
druck der farbigen Form«, den ge-
fühlsbetonten Einsatz von Farbe, Fei-
ninger, der in seinen Bildern dem
Kubismus eine gleichmäßig ordnende,
aus durchlässigen Elementen beste-
hende Komposition gab, »beeindruck-
te ihn durch seine Transparenz«, Klee
schließlich »weckte in ihm den Sinn
für bildnerische Poesie«. (Anm. 1)
Der Durchbruch vom Angelernten zu
eigenständigem Schaffen erfolgte in
dem an die Bauhauszeit anschließen-
den Jahr freien Studiums in Paris.
Wiederholt begegnete er dort Kan-
dinsky, der ihm dann auch beschei-
nigte, seine eigene Sprache gefunden
zu haben. Vorübergehend entwickelte
sich sein Stil zu einem stark linear-
expressiven Aktionismus, wie Beispiele
aus seiner »Pariser Mappe« zeigen.
Lärm und Hektik einer Großstadt-
straße fanden unbewußt Eingang in
die Malerei.
1928 war Imkamp erstmals im Rahmen
der Berliner Ausstellung »Junge Ma-
ler am Bauhaus« mit abstrakter Male-
rei an die Öffentlichkeit getreten.
(Anm. 2) Weitere Ausstellungsbeteili-
gungen folgten. Genaues läßt sich je-
doch nicht ermitteln, da die entspre-
chenden Unterlagen mit vielen Bil-
dern 1944 den Bomben zum Opfer ge-
fallen sind. Der Künstler erinnert sich
zwar an eine recht positive Resonanz
und wohlwollendes Interesse, aber
nur an wenige Verkäufe. Sehr enga-
gierte sich für ihn die Galerie Fides
in Dresden.
Ab 1930 war Imkamp als freier Maler
in Essen tätig. Es entstanden damals
ungegenständliche Malereien, die in-
dessen für den Lebensunterhalt auch
nicht annähernd ausreichten, so daß
er diesen durch Portraitmalerei ver-
dienen mußte. Die Möglichkeit, mit
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