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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Entwürfe für einfache Wohnungen modernen Karakters
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Becker, Marie Luise: Nordische Textil-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0030
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Seite 20.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Januar-Heft.

H. Schellenberg, Leipzig. Partie aus dem Lese-Zimmer des Hotel »Burghof*, Ilildburghausen.

Tasse Thee plaudern kann und in dem man sich so recht
von Herzen wohl fühlen muss, wenn's draussen regnet und
schneit. Die Formengebung wie die zeichnerische Darstellung
machen den Künstlern der längst allgemein geschätzten
Pössenbacher'schen Anstalt in gleicher Weise hohe Ehre.
Man sieht daran, dass es nur gilt, die richtigen künstlerischen
Kräfte zur Mitarbeiterschaft heranzuziehen, um auch in der
neuen Richtung ebenso gutes und besseres zu bieten als das
Ausland. Das tritt bei diesem Entwurf überzeugend zu Tag.

H. Schellenberg, Leipzig.

Schreib-Sitzplatz aus dem Lese-Zimmer.

Wb NORPISCHE TEXTIL-KUNST, m

Wenn die skandinavischen Teppiche und Stickereien heut
zu den hervorragendsten Erscheinungen auf der Welt-
Ausstellung gehören, so begrüssen wir damit eine Wieder-
geburt der uralten Heimathkunst dort. Zwar halten sich die
Stickereien hauptsächlich noch im Rahmen der traditionellen
Formen, der überlieferten, üblichen Muster, doch ist die
Teppich - Weberei als eine reifentwickelte, vollendet durch-
gebildete Kunst zu rühmen. Und gerade sie ist die alte,
uralte Volkskunst. Direktere Ueberlieferungen als in Deutsch-
land verrathen im Norden ein altes und voll werthig geschätztes
Kunstgewerbe: mythische Sagen, Dichtungen wie die ältere
Edda- und Völsung-Sage, zeigen uns die nordischen Frauen
als kunstgeübte Weberinnen. Und nicht die
heute im Volke gebräuchlichen geometrischen
und Streifen - Muster waren die Vorbilder,
nach denen die Frauen der Saga webten, —
lebensvolle historische Darstellungen gingen
unter ihren Händen aus dem Webstuhl her-
vor. Wie Homer uns von Helena berichtet,
so erzählt die Heldensage der Nordländer
von Gudrun, dass sie Teppiche wirkte, in
denen die Szenen der Kriege veranschaulicht
waren, Lebensbilder aus dem Felde und
Lebensbilder aus der friedlichen Heimath.
In derselben Saga wird auch berichtet, wie
Brynhild die Heldenthaten des Geliebten, des
Sigurd, in schönen Stickereien verkündete.
Und diesen alten Berichten nachspürend,
können wir es verstehen, dass Sigurd's Thaten
bis in das späte Mittelalter hinein beliebte
Motive für Wand-Teppiche waren. Zu den
Festen schmückte man die Wände der Hallen
mit mächtigen Teppichen, und die Sänger
nahmen diese Bildgewebe dann zu Motiven
ihrer Lieder. Ist das nicht eine Blüthezeit
der textilen Kunst? Edelste Hände schufen,
 
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