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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Entwürfe für einfache Wohnungen modernen Karakters
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0029

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Januar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite

19.

Unsere Abbildung auf Seite 17 gehört ebenfalls in das
Gebiet der einfacheren Wohnungs-Gestaltung, insofern es sich
um ein schlichtes Garten-Haus handelt, das namentlich in der
heissen Sommerzeit den Kindern einen willkommenen Aufent-
halt bietet. Man kann es sich wohl am besten denken in
einem Weinberge hoch über dem Rhein, Main oder Neckar
oder sonst auf fröhlicher und kühler Berges-Höhe.

Dieser »Lug-in's-Land« des jungen Münchener Archi-
tekten Paul Bonatz ist eine der ersten Arbeiten von der Hand
dieses Künstlers, welche in weiteren Kreisen bekannt wird.
Das Projekt ist noch nicht zur Ausführung gelangt.

Bei diesem »Lug-in's-Land« war es die Absicht des
Architekten, einen kleinen Bau zu schaffen, der auf der freien
Höhe seines Weinbergs dem Besitzer behagliche Gelegenheit
bietet, die Aussicht zu geniessen. Ausserdem sollte das Bau-
werk eine karakteristische Bekrönung des weithin sichtbaren
Hügels bilden. Es ist deshalb die einfachste Grundform
gewählt: ein Hauptkörper mit quadratischem Grundriss, dessen
Abschluss ein einfaches thurmartiges Dach bildet. Der reiche
Aufwand an untergeordneten Motiven soll die grossen Wand-
flächen beleben und schmücken. In der Nähe wird dadurch
eine reizvolle intime Wirkung erzielt, ohne dass die Silhouette
gestört würde, die von jedem Standpunkt aus durch die
ruhigen Linien des Daches beherrscht wird. Der Bau ist in
der leichten tiroler Putzmanier durchgebildet, die ohne Auf-

wendung eines grossen Formenschatzes nur durch ihre Flächen
wirkt, die gefällige Durchbrechungen und malerische Linien-
führung einem dem Monumentalbau entliehenen Prunk vorzieht.

Das Erdgeschoss enthält nur die nöthigsten Wirthschafts-
räume, damit auch Mahlzeiten vorbereitet werden können,
und ausserdem einige offene, geschützte Spiel- und Sitzplätze.

Der Hauptraum liegt im Obergeschoss. Der quadratische
kleinere Theil, den man von der Terrasse zuerst erreicht, ist
hoch überwölbt, so dass er noch eine Galerie aufnehmen
kann, die Zutritt zu der Pergola gewährt. Unter der Galerie
findet noch ein behaglicher Erkersitz Platz, der durch zwei
Stufen erhöht ist. Der langgestreckte vordere Theil des
Erker-Zimmers ist niedrig gehalten und mit einer flachen
tiroler Holzdecke in entsprechender Beizung überdeckt.

Die Kosten des Baues mit Einrichtung dürften etwa
25 000 Mark betragen.

Ein ganz reizendes Ensemble bietet uns endlich das fein
durchgebildete »Thee-Zimmer«, das in den Ateliers der Hof-
Möbelfabrik A. Pössenbacher in München entworfen wurde
und das wir in Form einer Beilage in diesem Hefte vor-
führen. Hier sind ebenfalls im Wesentlichen einfache Formen
gewählt, doch mit einem Feingefühl und einer Eleganz aus-
gebildet, die bei anderen Arbeiten im modernen Karakter
nur allzu oft noch vermisst werden. Es ist ein recht behag-
liches Zimmer, in dem man mit intimen Besuchern bei einer

c.

SCHADLER, Leipzig.

Entwurf zu einem einfachen Studier-Zimmer. Ausführung in Tannen-Holz gedacht.
 
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