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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Osborn, Max: Haby's Frisier-Salon von H. van de Velde Max Osborn
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Schmidkunz, Hans: Optische Gesetze und die Raum-Gestaltungs-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0195

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XII. Jahrg. 1901.

Darmstadt.

Oktober-Heft.

Optische Gesetze unp pie Raum-Gestaltungs-Kunst.

Von Dr. Hans Schmidkunz, Berlin—Halensee.

5enn eine Kunst so frisch aufblühend fort-
schreitet, wie es heute die »Innen-Kunst«
thut, so drängt sich immer mehr die Auf-
gabe heran, über ihre Grundlagen und
Grundsätze zur Besinnung zu gelangen und
die noch nicht künstlerischen Voraussetz-
ungen zu erkennen, von denen sie so ab-
hängt, wie jegliche Kunst von solchen Voraussetzungen
abhängt. Für die bildende Kunst, ganz besonders in ihren
angewandten Teilen, der Dekoration weitesten Sinnes, ist der
Boden, auf dem sie steht, hauptsächlich das Gebiet der Er-
scheinungen des Gesichtssinnes. Von sinnlichem Inhalt geht
jede Kunst-Praxis und Kunst-Theorie aus; das Sinnliche ist
das Fundament für das Aesthetische, und Sinnlich-Wohl-
gefälliges bildet in seinen elementareren und seinen zu-
sammengesetzteren Erscheinungen die untersten Stufen des
Künstlerisch-Wohlgefälligen. Auf dieser kurz so zu nennenden
»Sinnes-Aesthetik« baut sich alles höhere künstlerische Wohl-
gefallen auf, das also mit Gedankenformen dort fortfährt,
wo die Sinnesformen zu Ende sind, das aus Erinnerungen,
Vergleichen, Vorstellungs-Komplexen, »Ideen«, Urteilen usw.
eine neue Welt über der sinnlichen errichtet sieht, kurz etwa
als Auffassungs-Aesthetik zu bezeichnen.

Von dieser sehen wir, soweit eine Trennung überhaupt
angeht, hier im Allgemeinen ab, ausgenommen diesen oder
jenen Ausblick in das, was sich eben an das Elementare an-
schliesst. Allerdings fängt dieses höhere Gebiet an vielen
Stellen beträchtlich früher an, als man meistens glaubt: so
gehen z. B. schon die Gefühls-Eindrücke, die sich für uns an
verschiedene Farben knüpfen, über das rein optische Gebiet
hinaus. Dieses gilt uns in dem Umfange, wie ihn uns die
Physik darbietet, und wie die Physiologie und Psychologie

in der »physiologischen« und »psychologischen Optik« die
Fortführung der physikalischen »Reize« durch die physio-
logischen »Erregungen« zu den psychologischen »Empfin-
dungen« darlegen. Was wir hier erfahren, gewinnt nun auch
jeweils einerseits hygienischen (eventuell technischen) und
andererseits ästhetischen Wert oder Unwert; so dass wir mit
einer theoretischen Grundlage aus der Physik, Physiologie
und Psychologie und mit zwei praktischen Anwendungen aus
der Hygiene (eventuell Technik) und aus der Aesthetik zu
thun bekommen. Selbstverständlich handelt es sich hier nicht
um eine systematische Vollständigkeit, sondern nur um eine
Reihe einzelner Punkte, deren Hervorhebung uns für die Praxis
des Wohnens und Dekorierens besonders wichtig erscheint.

Was wir sehen, ist Licht, Farbe, Raum. Definitionen
benötigen wir hier nicht, nur Verständigungen. Licht ist
zunächst alles, was unser Auge erregt; es kommt von der
Lichtquelle teils direkt, teils indirekt zu uns, im letzteren
Fall durch eine einfache Reflexion oder durch eine mehrfache
Reflexion, die beim Verwischen seiner ursprünglich gege-
benen Form als »zerstreutes«, »diffuses« Licht bezeichnet wird.
Es erzeugt selbst wieder hier Lichter, hier Schatten. Dann
aber sprechen wir von Licht in dem engeren Sinn, in welchem
wir von allem anderen absehen und nur die farblose Licht-
qualität der vom Weiss über das Grau zum Schwarz führenden
Reihe blosser »Lichter« oder »Helligkeiten« betrachten: d. i.
die in der »Schwarzweisskunst« verwendete Welt. Dass wir
unter den Farben die physikalisch gegebenen Qualitäten des
Regenbogens oder eines sonstigen »Spektrums«, einschliesslich
ihrer Mischungen untereinander und mit den blossen Lichtern,
verstehen und nur eben je nach Bedarf diese, also das Weiss-
Grau-Schwarz, dazu rechnen, ist ohnehin gebräuchlich. Unter
dem Haztm verstehen wir alle »Gestaltungen«, wie wir sie

1901. x. i.
 
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