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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Schmidkunz, Hans: Optische Gesetze und die Raum-Gestaltungs-Kunst
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Commichau, Felix: Deutsche Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe I. B.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0205

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Seite 176.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Oktober-Heft.

P. Huber. Heizkörper- Verkleidung in der Halle des
Hauses J. Gluckert. Gitter ausgef. von P. Stotz, Stuttgart.

raumes: Fussboden, Wand und Decke, mit ihrer konstruktiven und (für unseren
nach unten, seitlich und nach oben anders gerichteten Blick) optischen Ver-
schiedenheit werden in der Hauptsache wie ein Element behandelt. Ganz
besonders schlimm kann dies werden, wenn zu dem Vielerlei das entgegen-
gesetzte Extrem gesucht wird: die schematische Wiederholung von Grund-
motiven, so dass wir auf ein und dieselbe Linienform blicken und treten
und uns setzen. Eine ewig wiederkehrende Leier - Melodie wird unserem
Ohr ebenso zum Graus, wie ein fortwährendes Durcheinander von Tönen;
das Auge wehrt sich gegen analoge Uebertreibungen weit weniger.

Indessen würden wir mit einem Verfolgen dieser Dinge bereits zu sehr
über die Sinnes-Aesthetik in die AuffassungsAesthetik, wie wir beide nannten,
hineingeraten. Für unsere »Optik« handelt es sich vor allem darum, dem
Sinnes-Organ wiederum weder zu viel noch zu wenig Gestaltformen zu
bieten. Inhaltsarme Gleichförmigkeit lässt sein Funktionieren ärmlich werden,
überreiche Mannigfaltigkeit überspannt dieses. In beiden Fällen wird das
Auge vor allem zu wenig Gelegenheit finden, in Ruhe zu fixieren, und
wird für seine Fortbewegung keinen rechten Führer haben. Insbesondere
sind kurze, krause Linienführungen für das Auge etwas Aehnliches, wie für
die Lunge kurze Atemzüge. Ohne eine gewisse Grosszügigkeit, Tief-
atmigkeit der Linienführung wird auch das intimste Interieur unbefriedigend
wirken. Ob gerade oder krumme Linien, das ist nicht die Hauptfrage; aber
dass sie weder in Schnitzel zerfallen, noch auch wieder zu militärischer Starr-
heit dort, zu wurmartigem Gewimmel hier führen, ist abermals eine Warnung,
die sich aus dem Nachteil aller Uebertreibungen und Extreme ergibt.

Gleichartiges schwächt, Ungleichartiges verstärkt sich. Diese Erfahrung
unserer Sinne leite auch den Innen - Künstler. Bietet er Aehnliches zu
Aehnlichem, so muss er mit einem Weniger an Eindruck rechnen, als er
zunächst glaubt; bietet er Ungleichartiges, so bekommt jedes Verhältnis-
glied ein Plus. Der Gefahr einer Kräfte - Verschwendung hier wie dort
vorzubeugen, wird seine Kunst-Oekonomie sein. Dr. Hans Schmidkunz—Berlin.

Pie peutsche Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe 1. b.

Es gibt Flüsse, welche plötzlich spurlos verschwinden, im
Sande zerrinnen, um mit neuer Kraft an einer anderen
Stelle wieder aufzutauchen. Einem solchen Flusse gleicht die
Entwickelung der deutschen Glasmalerei. Im 18. Jahrhundert
hatte man sogar die Technik dieser Kunst verlernt; sie war
thatsächlich im Sande einer allgemeinen In-
teresselosigkeit versiegt: eine Erscheinung, für
welche man nicht allein den Wechsel des Bau-
stils und das Auftreten des modernen Fenster-
glases, sondern wohl auch das Schwinden des
Sinnes für künstlerische Ausschmückung, wie ihn
das 15. und 16. Jahrhundert in so hohem Maasse
besassen, verantwortlich machen darf. Dem ver-
flossenen Jahrhundert, das in so Vielem auf
künstlerischem und gewerblichem Gebiete epoche-
machend wurde, war es vorbehalten, den ver-
siegten Strom wieder fliessen zu machen und
ihn zu verjüngen. Die Ergebnisse dieser Ver-
jüngungsthat lässt uns in grossen Zügen bis in's
Modernste hinein die Karlsruher Glasgemälde-
Ausstellung schauen. Es sind im grossen Ganzen
zwei Arten der Kunstausübung auf dem Gebiete
der Glasmalerei, welche die Austeilung beherr-
schen: die eigentliche Glasmalerei, welche an
die Traditionen der Meister des 15. und 16. Jahr-
hunderts anknüpft, und die modernere Kunst-
Verglasung, welche im Prinzip auf die Glas-
Mosaiken aus der Anfangszeit der Glasmalerei
zurückgeht. Diesen beiden Abteilungen haben
wir unser Hauptaugenmerk zu widmen. -— Zu den
Anfängen der wiederentdeckten Kunst führt uns

in der Abteilung für Glasmalerei die historische Kollektion,
welche die Firma F. X. Zettler in München veranstaltet hat.
Sie bietet einen Ueberblick über die Entwickelung der
Münchener Glasmalerei im 19. Jahrhundert. Die Künstler,
welche zu Anfang des vorigen Jahrhunderts sich der Glas-

P. Huber, Darmstadt.

Heizkörper - Verkleidung int Hause Habich.
Gitter ausgeführt von P. Reitmayer, Mainz.
 
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