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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Stainer, Hans: Das neue Stadt-Theater in Meran (Tyrol)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0036

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XII. Jahrg. 1901.

Darmstadt.

Februar-Heft.

Pas neue Stapt-Theater in MeraN (tyroü.

far^f m i. Dezember 1900 wurde in dem bekannten
T Luft-Kurorte Meran ein von Martin Dülfer
in München erbautes neues Stadt-Theater
eröffnet, welches als modernes Bauwerk
im besten Sinne des Wortes bereits auf der
letzten Dresdener Bau-Ausstellung die Auf-
merksamkeit der Kenner auf sich gezogen
e. obwohl dort nur die Grundrisse und Fassade aus-
gestellt waren, und dürfte dessen nähere Bekanntmachung
!° ^esen Blättern wohl umsomehr erwünscht sein, als es
^et2t nach der Vollendung des Baues auch möglich wurde,
« künstlerische Innen-Ausgestaltung des Hauses zur bild-
üchen Darstellung zu bringen.

Das Projekt zu diesem Baue war aus einer Konkurrenz
siegreich hervorgegangen, an welcher ausser Dülfer Architekt
Josef Rank in München und aus Wien die Architekten Kraus
und Tölk, S. Fessler und Alexander Graf betheiligt waren,
ei dieser Konkurrenz zeigten zwar die Entwürfe der Wiener
rchitekten völlige Vertrautheit mit dem Theaterbaue; sie
dachten aber — wie der Konkurrenz-Richter Architekt Theodor
"eher in München bemerkte — den Eindruck von Verklei-
nerungen bereits bestehender grosser Theater, während Rank
und Dülfer die gestellte Aufgabe auf eigenen Wegen zu
°sen suchten und zwar letzterer mit vollem Erfolge.

Der stufenförmige äussere Aufbau vom vorgelagerten
orticus am Haupt-Eingange bis zum hohen Bühnen-Hause
entspricht nicht nur vollkommen der Lagerung und Dimension
er Innenräume, so dass dieselben auch nach aussen erkennbar
erscheinen, sondern ist auch dem räumlich bescheidenen Platze,
welchem das Gebäude steht, in bester Weise angepasst.
Bei Verwendung des Materials ging der Architekt,
0 ernen Prinzipien entsprechend, mit grösster Ehrlichkeit

Moi.n.i,

vor. Es gelangten speziell an den Fassaden Marmor, Kalkputz
und Stuck zur Verwendung; alle diese .Materialien treten
deutlich in ihrer karakteristischen Eigenschaft in die Erschei-
nung. Die Nähe der Brüche weissen und lichtgrauen krystal-
linischen Marmors von Laas und Sterzing gestattete ziemlich
reichliche Verwendung dieses ebenso edlen als wetterbestän-
digen Gesteines, weshalb die mehr konstruktiven Bestandtheile,
als Säulen, Balustraden, Architrave etc., aus diesem Materiale
hergestellt sind. Eine genaue Beschreibung des Baues erscheint
mit Rücksicht auf die Illustrationen wohl überflüssig, beson-
ders hervorgehoben soll aber werden die äusserst originelle
Disposition der Wandelgänge um das Parquet und den Bogen-
rang, der diese beiden Ränge verbindenden Treppen und
des Foyers im ersten Range, welche Räume alle unmittelbar
ineinander übergehen und so gleichsam einen Raum bilden, was
nicht nur sehr praktisch, sondern auch von intimster Wirkung
ist. Bezüglich des Zuschauer-Raumes wäre zu betonen, dass
derselbe durch geschickte und zurückweichende Anordnung
der Ränge grösser erscheint als er ist.

Gleich originell wie die Raum-Gestaltung und die ver-
wendeten Formen sind die gewählten Farben-Stimmungen; in
den Nebenräumen, welche der Unterhaltung gewidmet sind,
herrschen lebhafte Farben vor, während der Zuschauer-Saal
in diskreteren Tönen, nämlich rothbraun (Parterre), silbergrau
mit Gold (Logen-Rang), violett mit lichten Streifen (II. Rang),
weiss mit Gold (Plafond) gehalten sind, Bestens der vornehmen
Stimmung des Saales angepasst ist der Haupt-Vorhang, ein
äusserst gelungenes Werk des Malers August Brandes in
München. Alle Räume sind mit effektvollen Krystall-Beleuch-
tungskörpern belebt und glänzend erhellt. Diese Beleuchtungs-
körper sind Werke des Bildhauers N. Wilhelm (Firma Wil-
helm & Lind) in München. Dr. Hans Stainer, Meran.
 
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