Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

DOI Artikel:
Becker, Marie Luise: Nordische Textil-Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 24.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Januar-Heft.

Wand - Teppichen die Heimath - Sagen und -Märchen, die
Symbole und Formen der Heimath zu wählen. Der nordische
Schwan, der schweigende König des stillen Sees, er war als
das Wappenthier der drei Lande das prädestinirte Motiv. In
blaugrünen, tiefen, stillen Fluthen mit der gelbgoldenen Königs-
krone, ist er nicht nur ein »stilvoller«, sondern in erster Linie
ein geschmackvoller, stimmungsvoller Vorwurf für das dekora-
tive Teppich-Gemälde. Unter den reichen Darstellungen
nenne ich einen Wandbehang von hervorragender Schönheit,
prächtig in der ganzen Komposition, in der feinsinnigen
Behandlung von Zeichnung, Farben und Motiv: eine Kunst-
weberei in den Esplanades des Invalides von Dollü Schiander
und Gerhard Munthe. Es ist das norwegische Märchen vom
Königskinde, das die Hexe mit goldenen Vögeln in den
Wald lockte und das der Geliebte in letzter Stunde gerettet.
Märchen und Sagen, wie in alten, fernen, längstverklungenen
Zeiten erzählen uns diese nordischen Teppiche, Märchen und
Sagen, die tiefgeheimen Laute der Volks-Seele. Und so, unter
dem seelischen Einfluss eines geliebten Motivs, eines Motivs,
mit dem der Künstler gross wurde, mit dem er gespielt als
Kind und an dessen Brust er geweint als Mann, an der

Hand eines Märchens, das mit ihm geweint und gelacht, und
jung gewesen mit ihm, konnte er das schaffen für das Kunst-
gewerbe, was er erreichte. Ohne diese herzinnigen Lebens-
beziehungen, ohne diese gemeinsame Heimatherde, ohne dies
lebendurchzitterte Herzblut hätte das nordische Kunstgewerbe
nicht in so verhältnissmässig kurzer Zeit erreicht, was es an
lebensfroher Frische, an lebenswahrer Innerlichkeit und künst-
lerischer Reife in Paris bethätigt hat. — Marie Louise Becker.

Die in der Unterschrift zu den Reproduktionen nach dem
Arbeits-Kabinette Sr. Königl. Hoheit des Grossherzogs
von Hessen auf Seite 199 des Dezember-Heftes vorigen Jahr-
ganges enthaltene Mittheilung, dass die Möbel und Holz-
Arbeiten dazu ausgeführt seien von der Glückert'schen Hof-
Möbelfabrik in Darmstadt, bedarf insofern der Ergänzung,
als die Glückert'sche Fabrik nur den Plafond hergestellt hat,
während sämmtliche Möbel und die Vertäfelung von dem
Hohenzollern-Kunstgewerbe-Haus H. Hirschwald in Berlin
nach den Entwürfen von Professor Otto Eckmann gefertigt
wurden, was wir hiermit ausdrücklich hervorheben. Die übrigen
Angaben der Unterschrift sind zutreffend. die Redaktion.

H. Schellen berg, Leipzig.

Sofa-Ecke eines Herren-Zimmers.
 
Annotationen