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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Schmidkunz, Hans: Optische Gesetze und die Raum-Gestaltungs-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0196

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Seite 168.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Oktober-Heft.

ERDGEbCHOSS.

OBERGESCttOSS.

Verf. J. Rohmann und R. Edler, Architekten, Leipzig.

sehen und eventuell auch tasten können:
also die Formen von Linien, Flächen,
Körpern, den »Ort«, den »Abstand«, die
»Richtung« usw. Eine Draperie, die wir
aufhängen, hat ihre Gestalt und ihren
Ort; sie hat ihre Farbe; sie bekommt
ihre Beleuchtung. In jedem dieser Punkte
will sie ästhetisch bedacht sein, und jeder
wirkt auf die anderen ein.

Was zuerst das Licht im Allge-
meinen betrifft, so gilt bereits hier eine
ganz triviale Weisheit, die wir aber in

dieser wie in jeder folgenden Angelegenheit fortwährend
dringend brauchen: »vermeide Extreme!« Kein Wohnraum
darf zu wenig Licht haben; denn sonst ist er unhygienisch, ist
nicht imstande, die in seiner Ausstattung aufgebotenen Farben
und Gestalten zu zeigen, und trägt ausserdem noch dazu bei,
uns einseitig an dunkle Farben oder an Farblosigkeit zu ge-
wöhnen — siehe das »altdeutsche« Zimmer mit seiner »braunen
Sauce« ! Zu viel Licht hat hingegen ein Wohnraum nicht so
leicht und wohl nur dann, wenn er direktes Sonnenlicht —
unter Umständen auch, wenn er direktes künstliches Licht
bekommt. Regel: aus hygienischen und ästhetischen Gründen,
zum Teil auch aus denen der Möbelschonung, bedürfen wir nicht

KELLtCGTESCHOSS

Motto: »Die einzige Herrin der Kunst etc.«

des direkten, auch nicht des rein reflek-
tierten Lichtes (z.B. gespiegelter Sonnen-
strahlen), sondern des zerstreuten Lichtes.

Zu diesem gehört auch das kurz so
zu nennende gedämpfte Licht. Man er-
innere sich der bekannten Unterscheidung
durchsichtiger, durchscheinender und un-
durchsichtiger Körper. Durchsichtig sind:
die Luft, das gewöhnliche Fensterglas,
durchbrochene Gewebe usw.; durchschei-
I ■ nend: ein gewöhnlicher Nebel, ein Milch-
glas, die meisten soliden und nur nicht
zu dicken Gewebe; undurchsichtig: die meisten starren Körper,
wenn nicht in dünne Blättchen geschnitten, doch auch weichere
wie unsere meisten »Stoff-Gardinen«. Nun handelt es sich
darum, das durch die Fenster und eventuell Thüren einfallende
Licht zu regulieren und die durch sie kommenden sonstigen
Störungen abzuhalten. Zu letzterem, nicht aber zu ersterem
Zwecke dient das Fensterglas oder etwa eine ihm ähnliche,
durchsichtige Substanz. Zum Zwecke des Lichtregulierens
taugt nun in der Hauptsache weder der durchsichtige Körper,
noch der undurchsichtige, sondern der durchscheinende. Hier
ist ein Punkt, in welchem unseres Erachtens im Dekorieren
und Benützen der Wohnungen gar viel verfehlt wird. Einer-

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AiMT. böhngen, AUG. glaser

u. Andreas Hansen, München.

TP

Wettbewerb : Wohnhaus eines Kunstfreundes. Aus
der engeren Wahl: Motto »Deutsche Häuslichkeit«.
 
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