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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Neue Künstlerische Tapeten und Teppiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0086

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Seite 70.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

April-Heft.

Patriz Hüber, Darmstadt. Thüre aus der Diele im I. Stock.

Aus dem Hause eines Offenbacher Arztes.

tion« farbig wiedergegebenen Muster, mit gutem Erfolge
hineingefunden hat, sodass keine besondere Propheten-Gabe
dazu gehört, ihnen eine schnelle Einführung vorauszusagen.

Professor Hans Christiansen, auch Einer von der Darm-
städter Kolonie, hat seinen »Deutschen Tapeten« ein Geleit-
wort mit auf den Weg gegeben, das uns wohl am deutlichsten
über die Grundsätze aufklären wird, die ihn bei der Erfindung
seiner Muster geleitet haben. Er sagt: »Wir leben in einer
Zeit, wo das Persönliche in der Kunst immer mehr die Ober-
hand bekommt, trotz aller Mahnungen, am Alten festzuhalten,
bricht sich der neue Stil, der Stil des Individualismus, der
selbständige Kunst-Ausdruck unserer Kultur-Epoche immer
mehr Bahn, immer mehr Einsichtige wenden sich dem Weg
zu, der vorwärts und aufwärts führt. Man braucht nur die
grosse Anzahl Kunst - Zeitschriften durchzublättern, um zu
sehen, wie stark die Vorwärts-Bewegung die Künstlerkreise
ergriffen hat und nicht nur diese, auch die Zahl des bestel-
lenden und kaufenden Publikums wächst von Tag zu Tag;
die anfängliche Scheu vor künstlerischen Kraft-Ausdrücken
ist einem allmählichen Einsehen und schliesslich der Ueber-
zeugung gewichen, einer ernsten, bedeutsamen Umwandlung des
Geschmacks, einem zeitgemässen Kultur-Ausdruck gegenüber-
zustehen. Gehört doch ausser der Einsicht, dass unsere auf

allen anderen Gebieten so selbständige Zeit auch ihre eigene
Kunst haben muss, nur ein bischen guter Wille dazu, um
auch die stärksten persönlichen Ausdrücke in derselben zu
begreifen und zu schätzen. Und starke persönliche Ausdrücke
gebrauchen wir, um eine grosse, starke Kunst zu haben, eine
Kunst, die noch nach Jahrhunderten sich ihrer Existenz nicht
zu schämen braucht. Ob alles so gut ist, was wir heute im
Trubel des Vorwärtsstrebens und des Ringens nach Selbst-
ständigkeit machen, dass es in späterer Zeit als ein Dokument
heutiger Kunst angesehen werden kann, darüber können wir
selbst nicht entscheiden, die Frage soll uns aber nicht hindern,
in jugendlicher Frische, mit vollster Kraft und stärkstem
Selbstbewusstsein unsere Farben und Formen in die Welt
hinauszusenden, in der Hoffnung, teilgenommen zu haben am
Vorwärtsstreben der Menschheit, ja, vielleicht eine nützliche
Stufe auf der grossen Treppe der Kultur gewesen zu sein,
die zum Allerhöchsten, zur Schönheit hinaufführt.«

Es ist die erste Tapeten - Serie, die nach Entwürfen
Christiansens auf den Markt kommt. Es kann daher kaum
erwartet werden, dass alle Dessins gleichmässig ausgereift
und stilistisch einwandfrei sind. Was sich jedoch von vorn-
herein bei Durchsicht der prachtvollen Iven'schen Karte vor-
teilhaft geltend macht, das ist der ganz eminente Farben-
Geschmack, die wundervolle Wirkung des Ingrain - Papiers,
die selbst diejenigen Muster, welche vielleicht dem Einen
oder Anderen nicht ganz auf der Höhe der Gesamt-Kollektion

Patriz Hüber.

Zimmer-Thüre aus der Diele im I. Stock.
 
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