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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Neue Künstlerische Tapeten und Teppiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0085

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April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 69.

Patriz Huber.

Schnitzerei am Aufgang zur Diele.

der Sorgsamkeit und dem Stilge-
fühl der Fabrikanten zu danken
ist. Es sind drei Kollektionen,
die hier vorgeführt werden,
drei unserer bedeutendsten oder
hoffnungsreichsten Künstler
haben sie entworfen : Otto Eck-
mann, Hans Christiansen, Paul
Bürck; drei renomierte deutsche
Fabriken haben sie gedruckt:
H. Engelhard in Mannheim, die
Tapeten-Fabrik »Hansa«, Iven
& Co. in Altona-Ottensen und
die Darmstädter Tapeten-Fabrik
Fritz Hochstätter. — Wir wollen
uns nicht vermessen, hier ein
abschliessendes Urteil vorzu-
tragen. Einesteils entheben uns
dessen die Farben - Reproduk-
tionen der »Deutschen Kunst
und Dekoration« ; andernteils ist
es mit Tapeten eine eigene Sache.
Wohl in keinem Gebiete künst-
lerischer Thätigkeit differieren
die Meinungen und Empfin-
dungen so sehr und bei keinem
kunstgewerblichen Erzeugnis ist
die Wahl eine so schwierige
wie hier. Und das ist sehr wohl
begreiflich. Dekorationen, die

grosse Flächen bedecken und uns immerfort vor Augen sind,
wirken mit grosser Vehemenz auf unsere Sinne und Nerven
und die Eindrücke, die sie in unserer Seele hervorrufen, sind
demgemäss ebensosehr durch nervöse und physiologische
Ursachen und »Unter-Strömungen« im Empfindungsleben
bedingt, als durch rein ästhetische Maassstäbe. Hier muss
die Zeit und die Dauer des Erfolges entscheiden. Im allge-
meinen aber wird man wTohl die Behauptung aufstellen können:
Je ruhiger und satter der Ton der Tapeten zu den Formen
und Farben der Möbel, Bilder, des Teppichs etc. gestimmt,
desto weniger wird das Auge einer solchen ruhig gehaltenen
Wandbekleidung überdrüssig werden.

Es ist sehr interessant, zu hören, was Engelhard uns über
seine Beziehungen zu Eckmann mitteilt. Er sagt: »Niemals
verschliesst er sich den Einwürfen, die ihm aus den Bedürf-
nissen der Praxis heraus gemacht werden. Immer wieder
bin ich aufs neue erstaunt, wie er es fertig bringt, allen diesen

Patriz. Huber, Darmstadt.

Anforderungen gerecht zu werden und dabei doch nicht ins
Konventionelle zu verfallen, sondern seine starken künstle-
rischen Eigenschaften trotz alledem zur Geltung zu bringen.
Die Art, wie in gemeinsamer Arbeit die Farbgebungen
bestimmt werden, ist eine der anregendsten, die man sich
denken kann. Unerschöpflich ist seine Erfindungsgabe auf
diesem Gebiet, stets hat er neue Farb-Harmonien und Farb-
Kontraste zur Hand. Immer findet er Neues und Gediegenes.

In solcher Weise mit einem Künstler zusammenarbeiten,
ist das Schönste und Befriedigendste, was sich ein Kunst-
gewerbler denken kann. Kunst und Gewerbe verschmelzen
harmonisch ineinander und das daraus entstehende Produkt
legt Zeugnis ab davon, dass jeder Teil in gegenseitigem Ver-
ständnisse bestrebt war, sein bestes Können herzugeben.«

Die Darmstädter Tapeten-Fabrik (Fritz Hochstätter) hat
bereits seit längerer Zeit sowohl in Deutschland, als auch im

Auslande sehr günstige Auf-
nahme gefunden mit der von
ihr eingeführten neuen Gattung
von Tapeten »Licht-Effekt und
Seiden-Imitation«.. Dieser Name
sagt schon, durch welche kolo-
ristische Qualitäten sich diese
Hochstätter'schen Tapeten aus-
zeichnen; nur darf man nicht
annehmen, dass es sich um eine
stilistisch verwerfliche »Imita-
tion« der Seidenstoff-Wirkung
handele. An die stattliche Reihe
der von August Hochslätter,
dem gerade auf dem Gebiete
der Tapete wohlbekannten Mün-
chener Muster - Zeichner, für
diese neue Technik entworfenen
Dessins schliesst sich nunmehr
eine neue Kollektion, für welche
die Darmstädter Fabrik in Paul
Bürck, dem jüngsten Mitgliede
der Darmstädter Künstler-Ko-
lonie eine sehr viel verspre-
chende Kraft gewonnen hat.
Es sind die Erstlinge Bürcks
auf dem schweren Felde der
Tapete. Allein man muss ihm
unbedingt lassen, dass er sich,
namentlich bei dem von der
»Deutschen Kunst und Dekora-

Schnitzerei aus der Diele (I. Stock).

Patriz Huber.

Schnitzerei in der Diele (Erd-Geschoss).

1901. IV. 2.
 
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