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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Deutsche Kunst und Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0093
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Seite 76.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

April-Heft.

DEUTSCHE KUNST UND DEKORATION«. Der
VII. Semester-Band ist soeben erschienen. Er umfasst
die Monats-Hefte von Oktober 1900 bis März 1901 und ist
dem Volumen nach der stärkste von allen bisher heraus-
gegebenen Bänden; für das Gedeihen der neuen Kunst gewiss
ein erfreuliches Zeichen! — Ja, die starke Bewegung auf
allen ihren Gebieten hat gewaltig zugenommen, nicht nur
an Breite, sondern auch an Tiefe. Der VII. Semester-Band
ist dieser Thatsache untrüglichstes Dokument. Von allen
Seiten ist der jungen Kunst frische, lebensfreudige Kraft zu-
geströmt, auf allen ihren Gebieten konnte man mit inniger
Freude eine stark zunehmende Reife der Gestaltung wahr-
nehmen und das Publikum aller Schattierungen bewies von
Tag zu Tag ein grösseres Interesse. Alles dieses beeinflusste
die Quantität und die Qualität des von der Zeitschrift Dar-
gebotenen selbstverständlich im günstigsten Sinne, und ohne
eine Anmassung oder Uebertreibung zu begehen, kann man
getrost den VII. Semester-Band der »Deutschen Kunst und
Dekoration« als eine das Leitwort des Verlages, »Factis
non verbis«, völlig verwirklichende »That« bezeichnen.

Die hohe Kunst wird rühmlich durch Fritz Erler'sche
Werke, deren Gesamt-Publikation den Beschluss des Semester-
Bandes macht, sowie durch Skulpturen guter Meister, wie
Plezowsky, Kiefer, A. Ldonard (dessen entzückende Scherpen-
Tänzerinnen aus dem Tafel - Aufsatze in Biskuit-Porzellan,
ausgeführt von der Porzellan - Fabrik zu Sevres, auf den
Seiten 177 —188 reproduziert sind) und Kiemlen vertreten.

Besondere Aufmerksamkeit ist dem Kunstgewerbe, diesem
von der Tradition am meisten geknechteten Gebiete künst-
lerischen Schaffens, in allen seinen Zweigen gewidmet. — Der
Architekt findet reiche Anregung in den markigen Schöpf-
ungen von Ciirjel & Moser, Karlsruhe, in den zahlreichen
Reproduktionen aus mustergültig gestalteten Innen-Räumen
aller Art, aus denen die eines Van de Velde, eines Olbrich

besonders hervorzuheben sind; Kunst-Verglasungen, Möbel,
sowie Nutz-Gegenstände aller Arten, durchweg in interessanten
Neugestaltungen und in scharfer Wiedergabe, schliessen sich
ihnen ergänzend an. — Das den »Neuen« fast völlig schon
eroberte Feld der Keramik ist mit derselben Würdigung
behandelt wie in früheren Bänden. — Ein breiterer Raum ist
der Goldschmiede-Kunst, wie die eingehende Wiedergabe von
Erzeugnissen der Firma Bruckmann & Söhne, Heilbronn,
beweist, gewidmet worden. — Dadurch jedoch, dass sich die
Monat-Schrift in ihrem November-Hefte energisch der bisher
stets als Stiefkind behandelten Stickerei annahm, macht sich
der Band besonders des Interesses der kunstliebenden und
kunstübenden Frauenwelt würdig. Die besten Stücke der
von Alexander Koch veranstalteten Stickerei - Ausstellung
finden wir wiedergegeben. Tisch-Läufer, Tisch-Decken, Kissen,
Schlaf - Decken, gestickte Wand-Friese, Wand-Schirme in
variierendsten Formen und Mustern, von Künstlern und Künst-
lerinnen, wie Melichar—Wien, .Otto & Hanna Ubbelohde—
München, Margarethe von Brauchitsch—München, Margarethe
von Trautwein—Breslau, Marie Gräfin von Geldem-Egmont—
Berlin, R. Wille—Werder a. H., Pauline Braun—Darmstadt,
Paul Lang—Ober-Türkheim, Elsa Weise—Halle etc. entworfen
und gefertigt, vereinigen sich zu einer Kollektion kunstvoller
Handarbeits-Vorlagen, wie sie besser und anregender selbst
von Spezialblättern dieser Kunst-Gattung nicht geboten worden
ist. — Farbiger Buch-Schmuck von Künstlern, wie Pankok,
Rud. Koch, Paul Lang, Cladders und Nigg, sowie eine grosse
Anzahl delikat ausgeführter Beilagen in Buntdruck geben
dem Bande etwas ungemein Vornehmes und Anziehendes, das
selbst beim flüchtigsten Durchblättern auf den Beschauer
einwirkt. — Der Preis des Semester-Bandes, der durch alle
Buchhandlungen oder direkt vom Verlage zu Mk. 12.— zu
beziehen ist, darf wohl, gegenüber dem Reichtum und der
Güte des Gebotenen, als ein geringfügiger bezeichnet werden.

Skizze von Patriz Huber, Darmstadt.
 
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