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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Scheidemantel, H.: Böcklin-Feier in Leipzig
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Schmidkunz, Hans: Zur Aesthetik der Wohnung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0106
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Seite 88.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Mai-Heft.

Abel Landry , Paris.

Teil eines Arbeits-Kabinetts.

Aus »La Maison Moderne«, Paris.

den Meister als Träumer, und zwölf Jahre später übt er sich,
mit 57 Jahren, im Vollbesitz seiner Kräfte, am gleichen
Thema; er zeigt sich, das Weinglas in der Hand, das Fest-
Kleid angethan, trotzig kühn den Blick: kämpfend siegt der
Meister. Noch ein Bild gibt er von sich, ungefähr 8 Jahre
später, nicht symbolisch, nicht dichterisch verklärt, sondern
gleichsam die Summe seines Lebens ziehend: Böcklin, der
Schöpfer, im Atelier vor der leeren Leinwand der genialen,
schöpferischen Eingebung des Göttlichen harrend.

Von da ab überliess es Böcklin anderen, Bilder von ihm
zu schaffen. Neben der Büste von Würkenberger aus dem
Jahre 1897 haben uns noch andere Künstler des Meisters
Bildnis gegeben. Der Meister selbst hatte nicht mehr Mut
und Kraft dazu. Er legte seinen Pinsel nicht aus der Hand,
aber sein Tagewerk war fertig, seine himmelstürmende Phan-
tasie war gebrochen. Bei seinem Tode konnten wir aber mit
vollem Stolze sagen; »Er war unser«. h. Scheidkmantel.

ZUR GEFL. NOTIZ. Eine Anzahl Anfragen aus dem
Leserkreise haben uns dargethan, dass dem im März-
Hefte reproduzierten Pariser Wohn - Gebäude Plumet's ein
reges Interesse entgegengebracht wird. Dem zutage getre-
tenen Verlangen folgend, veröffentlichen wir heute zur weiteren
Orientierung den Erd-Geschoss-Grundriss des Gebäudes, der
uns zu diesem Zwecke von Charles Plumet freundlichst zur
Verfügung gestellt wurde. Besonders interessant ist die
Verbindung des Wirtschafts-Gebäudes mit dem Wohn-Hause
durch eine Glas - Gallerie. Ferner ist der Garten nach der
Avenue du Bois de Boulogne zu in sehr hübscher Weise an
den grossen Salon mit Veranda angegliedert. Die Redaktion.

zur Aesthetir per Wohnung.

Von Dr. Hans Schmidkunz—Berlin-Halensee.

Nachdem wir im Verlauf des Aufschwungs der gewerb-
lichen und der dekorativen Kunst so weit gekommen
sind, eine doch einigermassen anerkannte künstlerische Praxis
zu besitzen, scheint gerade durch die mühsam errungene in-
dividuelle Freiheit in ihr jede Aussicht geschwunden, diese
Praxis durch eine theoretische Einsicht in ihr Wesen und in
ihre weiteren Wege zu ergänzen. Und doch würde dies ein
gerade für unsere Zeit ungerechtes Misstrauen in den Er-
kenntnistrieb und in die Erkenntnisfähigkeit des menschlichen
Geistes sein, der ein Gebiet nach dem andern in seine Wissens-
Arbeit einbezieht und ebensogut, wie er es etwa mit Pflanzen,
Sprachformen und sittlichen Werten thut, auch ästhetische
Werte selbst in unserem alltäglichsten Leben und dessen
Bedürfnissen theoretisch muss erfassen können.

Versuchen wir dies nun mit der uns Allen nächstliegenden
Praxis, mit der des künstlerischen Einrichtens und Ausstattens
unserer Wohnungen, so stehen wir vor einem der Beispiele,
in denen Nützlichkeitszweck und künstlerische Schönheit derart
nahe aneinander treffen, dass wir sofort eine Alternative vor
uns haben: entweder wir lassen durch unsere Wohnung einen
Riss zwischen Nutzen und Schönheit gehen und bringen
diese in eine Isoliertheit, in der sie ebensogut auch anderswo
leben könnte: oder wir führen den hier gegebenen Antrieb
zu einem Ineinanderwachsen beider so ganz folgerichtig durch,
dass sich aus beiden eine riss- und restlose Einheit bildet.
Der erste Fall würde für unsere jetzige Betrachtung alles
 
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