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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Mourey, Gabriel: Georg de Feure, Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0011
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INNEN-DEKORATION.

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GEORGE DE FEURE bei der Arbeit.

George de Feure—Paris,

elbst wenn GEORGE DE FEURE nicht die
seltenen Gaben einer aussergewöhnlichen
Fantasie, gepaart mit hervorragendem
Zeichentalent und den feinen Sinn für
das Graziöse besässe, von dem alle seine
Werke Zeugnis ablegen, so würde notwendiger-
weise schon die überaus grosse Menge seiner
Schöpfungen auf allen Gebieten der angewandten
Kunst ihm einen Ausnahmeplatz unter den zeit-
genössischen Künstlern gewährleisten.

Seit kaum 5 Jahren hat er sich mit Eifer den
Versuchen hingegeben, denen wir schon eine solche
Menge origineller und reizender Schöpfungen ver-
danken, eine gewisse Neugier möchte man sagen
reizte ihn, sich an allen Techniken zu versuchen,
und sein Talent riss ihn hin seine Kunst an fast
jedem Materiale erproben zu wollen. Möbel, Teppiche,
Tapeten, Gewebe, farbige Glasfenster, Stickereien,
Porzellane, Fayencen, Metall-Ornamente, Buch-
schmuck, mit einem Worte alles zog ihn an und
Allem vermochte er eine neue und karakteristische
Seite abzugewinnen. Alle seine Sachen tragen
den Stempel einer wahren Persönlichkeit, man
kann sie keiner Schule irgend welcher Art unter-
ordnen. Man kann den Künstler selbst keiner

Gruppe zuzählen, man findet bei ihm keine An-
klänge an irgend einen Anderen, und sogar der
englische Einfluss, dem sich so wenige dekorative
Künstler bei ihren Versuchen nach der neuen
Richtung hin entziehen konnten, hat auf die Art
seiner Kunst keinerlei Einfluss auszuüben vermocht.
Er ist und bleibt er selbst und so sind sogar seine
Irrtümer — deren man ihm in der That ja nicht
viele vorwerfen kann — originell und fesselnd.

Im allgemeinen huldigte man ja bis jetzt der
Ansicht, dass die vornehmste dekorative Kunst in
den Erzeugnissen des XVIII. Jahrhunderts in Frank-
reich ihre höchste Blüte erreicht habe und in der
That wird man schwerlich etwas auserleseneres,
etwas von feinerer Eleganz finden, als diese Innen-
räume Louis XV. und vor allem nach meinem
Geschmack im Styl Louis XVI. Nach dem Glanz,
dem Prunk der Regierung eines Ludwig XIV.,
nach der prachtstrotzenden Entwicklung der Deko-
rationskunst in der der Einfluss der italienischen
Renaissance sich in so schädlicher Weise geltend
machte, sehnte man sich nach einer intimeren Kunst.
Die Innenräume verloren ihren feierlichen Karakter,
man suchte die Form der Gegenstände wieder dem
Nutzen und der Gebrauchsfähigkeit derselben an-
 
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