DOI Artikel:
Schulze, Otto: Neuere Wohnungs-Einrichtungen der Firma A. Bembé - Mainz
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0024
i8
INNEN-DEKORATION.
A. BEMBE, HOF-MOBELFABRIK, MAINZ.
Halle in Exz. Krupps Villa »Hügel« bei Essen. Stil engl. Renaissance.
die Moderne, in dem wir jetzt geradezu schwelgen,
alte berühmte Namen ungenannt, die von lorbeer-
lüsternen Jüngeren dagegen reklameartig hinaus-
posaunt werden. Unsere Fach-Schriftsteller — oder
sagen wir auch Kunst-Schriftsteller — nehmen sich
oft gar nicht die Mühe, von Werken Notiz zu nehmen,
die abseits von ihrer Tagesroute liegen, d. h. die
ihnen nicht durch Ausstellungen, Atelier-Besuche und
Kaffeehaus-Bekanntschaften vermittelt werden. Und
weil sich folgedessen nicht alle Fäden in ihren Händen
vereinigen, bleibt das Urteil über die Werke der Zeit
ein einseitiges und schiefes. Einem Jakob von Falke,
Julius Lessing oder Ferd. Luthmer, die Einblick in
das Getriebe unserer Kunst-Industrie nahmen, blieb
daher das grosszügige sachliche Urteil über die
Summe der Erscheinungen unserer Zeit vorbehalten.
Der Allgemeinheit jedoch bleibt es nach wie
vor verschlossen zu einem einwandfreieren, ge-
rechteren Urteile auf demselben Gebiete zu gelangen,
so lange jene grossen Lücken in den publizistischen
Darbietungen offen bleiben, die zu füllen Werke,
wie die hier von A. Bembe—Mainz gebotenen, den
ersten Anspruch erheben dürften. Aus diesem
Empfinden heraus glaubten gerade wir die Hand
bieten zu sollen zur erneuten Heranziehung jener
doch immerhin bedeutsamen Leistungen eines aus-
erlesenen Geschmackes und Könnens, denen der
einzige Vorwurf darin gemacht werden könnte, dass
sie ohne Berücksichtigung der allerneuesten Formen-
und Farbenkarte zustande gekommen sind. Aber
das ist ja das Vorrecht jeder Individualität; und
weshalb sollte es bei dieser gereiften, urteilssicheren
nicht in erhöhtem Maße vorhanden sein. Hier
heisst es unter allen Umständen Kurs für grosse
Fahrt, das mächtige Triebwerk fordert ihn und damit
ist allem Unvorhergesehenem die Stirne geboten.
Und kommen Überraschungen, seien sie heiterer
oder selbst ernster Natur, so wird die Erfahrung der
Führer ihnen die beste Seite abzugewinnen wissen.
Die Eröffnung des neuen Jahrganges mit dieser
der Firma A. Bembe—Mainz gewidmeten Huldig-
ungsspende soll getreu unserem Programme ein Beleg
dafür sein, dass wir auch selbst das Ziel unserer
grossen Fahrt im Auge behalten und unterwegs an
Bord nehmen, was uns als Bestes vom Besten des
Mitnehmens wert scheint. Otto Schulze—Köln.
INNEN-DEKORATION.
A. BEMBE, HOF-MOBELFABRIK, MAINZ.
Halle in Exz. Krupps Villa »Hügel« bei Essen. Stil engl. Renaissance.
die Moderne, in dem wir jetzt geradezu schwelgen,
alte berühmte Namen ungenannt, die von lorbeer-
lüsternen Jüngeren dagegen reklameartig hinaus-
posaunt werden. Unsere Fach-Schriftsteller — oder
sagen wir auch Kunst-Schriftsteller — nehmen sich
oft gar nicht die Mühe, von Werken Notiz zu nehmen,
die abseits von ihrer Tagesroute liegen, d. h. die
ihnen nicht durch Ausstellungen, Atelier-Besuche und
Kaffeehaus-Bekanntschaften vermittelt werden. Und
weil sich folgedessen nicht alle Fäden in ihren Händen
vereinigen, bleibt das Urteil über die Werke der Zeit
ein einseitiges und schiefes. Einem Jakob von Falke,
Julius Lessing oder Ferd. Luthmer, die Einblick in
das Getriebe unserer Kunst-Industrie nahmen, blieb
daher das grosszügige sachliche Urteil über die
Summe der Erscheinungen unserer Zeit vorbehalten.
Der Allgemeinheit jedoch bleibt es nach wie
vor verschlossen zu einem einwandfreieren, ge-
rechteren Urteile auf demselben Gebiete zu gelangen,
so lange jene grossen Lücken in den publizistischen
Darbietungen offen bleiben, die zu füllen Werke,
wie die hier von A. Bembe—Mainz gebotenen, den
ersten Anspruch erheben dürften. Aus diesem
Empfinden heraus glaubten gerade wir die Hand
bieten zu sollen zur erneuten Heranziehung jener
doch immerhin bedeutsamen Leistungen eines aus-
erlesenen Geschmackes und Könnens, denen der
einzige Vorwurf darin gemacht werden könnte, dass
sie ohne Berücksichtigung der allerneuesten Formen-
und Farbenkarte zustande gekommen sind. Aber
das ist ja das Vorrecht jeder Individualität; und
weshalb sollte es bei dieser gereiften, urteilssicheren
nicht in erhöhtem Maße vorhanden sein. Hier
heisst es unter allen Umständen Kurs für grosse
Fahrt, das mächtige Triebwerk fordert ihn und damit
ist allem Unvorhergesehenem die Stirne geboten.
Und kommen Überraschungen, seien sie heiterer
oder selbst ernster Natur, so wird die Erfahrung der
Führer ihnen die beste Seite abzugewinnen wissen.
Die Eröffnung des neuen Jahrganges mit dieser
der Firma A. Bembe—Mainz gewidmeten Huldig-
ungsspende soll getreu unserem Programme ein Beleg
dafür sein, dass wir auch selbst das Ziel unserer
grossen Fahrt im Auge behalten und unterwegs an
Bord nehmen, was uns als Bestes vom Besten des
Mitnehmens wert scheint. Otto Schulze—Köln.