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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Hillig, Hugo: Die Entwicklung des Anstrichs, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0086
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INN EN-DEKORATION

Ausführungs-Probe des unten beschriebenen Lasier- Verfahrens.

Kammes einen Anhalt habe, wie weit es sich auf-
wärts oder abwärts zu bewegen hat.

Die »Lasur« selbst braucht nicht gerade eine
Lasur zu sein, sondern kann auch eine Deckfarbe
sein. Der Unterschied ist nur, daß die richtige
Lasur, d. h. eine durchscheinende Farbschicht auf
einen helleren Grund aufgetragen wird, während
die Deckfarbe es auch möglich macht, daß auf
einem dunkleren Grund gearbeitet wird, daß also
die mit dem Kamm gezogenen Ornamente dunkel
auf hellem Grunde stehen. Immer wird natürlich
Ölfarbe zu dieser deckenden »Lasur« verwendet
werden müssen, und auch bei der richtigen Lasur,
der durchscheinenden, wird man eine Olmischung
vorziehen, obwohl es auch mit einer Wasserlasur
nicht unmöglich wäre, Kammzugarbeiten herzu-
stellen; es wäre nur schwieriger, weil die Wasser-
lasur zu schnell auftrocknet.

Es gibt nun verschiedene Rezepte, um eine
solche Öllasur zu bereiten, gute und untaugliche.
Denn eine solche Lasur ist eine sehr verdünnte
Ölfarbe, die aber bestimmte Eigenschaften haben
muß. Sie darf nicht mager sein, sondern muß dem
Kamm möglich machen, daß er diese Masse trans-
portieren kann. Dann aber muß die Lasur genügend
schnell trocknen, damit sie nicht etwa vor der Zeit
zusammenläuft und alle Arbeit des Kammes wieder
verwischt. Zu schnell darf sie aber auch nicht
trocknen, weil sie sonst erhärten würde, ehe noch
der Maler mit seiner Fläche, die er bearbeitet, ganz
fertig geworden ist; mit einer halb trockenen oder
ganz trockenen Lasur läßt sich aber nicht mehr
operieren, weil sie der Kamm nicht von der Stelle

bewegen kann. Es ergeben sich daraus zunächst
einige Maßregeln bei der Arbeit: der Untergrund
muß richtig erhärtet sein und muß auch sonst nach
den Regeln der Anstreicherei aufgebaut sein, muß
ferner die nötige Glätte aufweisen. Dann wird man
sich auch nach der Witterung zu richten haben:
warme und trockene Witterung macht es nötig,
daß die Lasur etwas in ihrer Trockenzeit aufge-
halten wird, damit der Maler in Ruhe seine lasierte
Fläche bearbeiten kann, feuchte und kalte Witterung
dagegen bedingt, daß die Lasur in ihrer Trocken-
fähigkeit etwas verstärkt wird, damit sie ungeachtet
der ungünstigen Bedingungen für ihren Trocken-
prozeß dennoch trocken wird, ehe die Kammzug-
gebilde ineinanderfließen können.

Um dieses Ineinanderfließen vor allen Dingen
zu verhüten, macht man die Lasur künstlich schwer-
flüssig, d. h. man macht aus der leichtflüssigen
geschmeidigen Olmischung eine Emulsion. Das kann
auf verschiedene Art geschehen, durch Zusatz von
Kleister usw. Das beste aber ist, wenn man reine
Schlemmkreide dick in Wasser einweicht nnd dann
ein wenig davon der Öllasur zurührt. Die beste
Mischung des Öles für die Öllasur ist, wenn man
6 Teile Leinölfirnis, 3 Teile echtes Terpentinöl
und 1 Teil Sikkativ nimmt. Als Pigmente kann
man die lasierenden Farbstoffe verwenden, da es
aber nicht auf eine große Lasurfähigkeit ankommt,
so können auch andere, weniger lasierende Pigmente
gebraucht werden, kurz, die Technik ist nichts
weniger, als zimperlich.

Das Orginal der Abbildung stammt aus der
Handwerker- und Kunstgewerbeschule zu Altona. —
 
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