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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Zobel, Victor: Pützer'sche Hausbauten in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0140
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INNEN-DEKORATION

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FROFESSOR FRIEDRICH PUTZER — DARMSTADT.

ruhigen Flächen und Linien wirken sollen. Leider
haben ja gartenbauliche Anlagen, die wirklich
diesen Namen verdienen und nicht nur in Blumen-
aufschmückungen bestehen, in den ersten Jahren
notwendig etwas nüchternes, weil grade diejenigen
Bestandteile, die ihnen die Form und Art geben
sollen, am langsamsten heranwachsen. Und nicht
nur gewinnt der gut angelegte Garten mit den
Jahren, sondern auch das Haus bekommt durch
sein Hineinwachsen in das Gewollte ein ganz
anderes Gesicht; wie es etwa das »Haus im Loß«
erhalten würde, wenn hinter dem dünnen Drahtgitter
zu beiden Seiten der kräftigen Pfeiler des Eingangs-
tores aus den kleinen Pflänzchen eine hohe und
starke lebende Hecke herangewachsen sein wird.

Die Gruppe von Arbeiterhäusern, die hier mit
den ländlichen Hausbauten gezeigt wird und gewisser-
maßen ihre einfachste Art darstellt, gehört der
Merck'schen Chemischen Fabrik und ist als der
Anfang einer größeren Ansiedlung von Arbeiter-
wohnungen anzusehen. Pützer hat hier die Häuschen
in Reihen als eine selbstständige Anlage um einen
inneren freien Raum angeordnet und dem Ganzen

Haus im Loss—Darmsiadt, Kaminecke.

eine prächtige Geschlossenheit besonders dadurch
gegeben, daß er das Gewirr der kleinen Einzel-
gärtchen mit ihren Gartenhäuschen von der Schau-
seite fort ins Innere verlegte, wo sie zugleich
geschützt und behaglich abgeschlossen liegen. In
den Einzelheiten treten wieder die großen Formen
der oft tief heruntergezogenen Dächer hervor, die
mit ihren ruhigen Flächen sich breit über die
Mauern legen; dann die gekuppelten, breiten
Fenster, die den Zimmern reichliches Licht geben;
die behaglichen Formen der Essen. Aus all dem
entsteht ein höchst reizvoll belebtes Gesamtbild.

Was für Pützer's Art bezeichnend sei, ist auf
den ersten Blick vielleicht schwer zu sagen; denn
wir sehen die einfachsten Werk-Formen: das ge-
wöhnliche Satteldach, Balkenfachwerk, Schindel-
belag, weißen Mauerputz. Aber es sind gar nicht
diese Einzelmittel, sondern höchstens ihre Schlicht-
heit, die den Baumeister kennzeichnet; es ist viel-
mehr ihre unbedingte Beherrschung, ein vornehmes
und geschmackvolles Vermeiden billiger Wirkungen;
das Gehaltene, Klare und Ruhevolle seiner Bau-
werke. - VICTOR ZOBEL.
 
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