Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Die Räume des "Vereins für Deutsches Kunstgewerbe, Berlin": auf der "Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1907"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0252
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
23«

INNEN-DEKORATION

AHCIIITKK!' AI.HKkT Gl'SSNKR. MOSAIKHILDKK.

Raum atmet wohlige, wohnliche Heiterkeit, eine so
gesunde befreiendeStimmung, daß der Kranke gewiß
schon durch das Milieu zur Hälfte geheilt wird. Die
Möbel sind aus hellem Kirschbaum, mit gefälligen
Intarsien. Die Decke blieb weiß. Die Wände
sind mit moosgrünen Ingraintapeten bezogen und
mit weißen Holzleisten abgeteilt. Die Leisten
lösen die Wandfläche, heitern sie auf und stellen
zugleich die Verbindung her mit der weißen Decke.
Der freundliche Eindruck des Raumes wird ver-
stärkt durch die weißen Mullvorhänge am Fenster,
am Waschtisch, am Bettschirm. Mir erscheint
der Raum als das Muster eines Pensionszimmers.
Er ist verhältnismäßig klein, trotzdem enthält er
in übersichtlicher, bequemer Disposition alles Nötige:
Bett, Nachtschränkchen mit elektrischer Steh-
lampe, Waschtisch, Bettschirm, Kleiderschrank,
Wäscheschrank, Garderobe-Ständer, Sofa mit
Tisch, ein kleineres Tischchen mit zwei ge-
polsterten Lehnstühlen im Erker und ein paar ein-
fachere Sessel.

Auch in dem letzten Raum von Geßner, dem
Herrenarbeitszimmer, war die Disposition schwierig.
Drei Türen waren zu berücksichtigen, außerdem
eine kleine Treppe, wie sie in Arbeitszimmern,
wo noch eine besondere Galerie für die Bibliothek
nötig ist, häufiger vorkommt. Ein Doppelschreib-
tisch war praktisch unterzubringen, vier große
Bücherschränke, außerdem eine Besuchsecke mit
Sofa, Tisch, Stühlen und Zeitschriften-Etageren.
Unsere Abbildung zeigt, wie sich die letztere
Partie harmonisch an die Treppe anlehnt. Die

geschnittenen Formen hat Kuöhl
den Stil der Gartenplastik ganz
ausgezeichnet getroffen. Selbst in
einem »Kunstgarten« wären zier-
liche , geglättete, geschniegelte
Formen wenig am Platze. Ein etwas
»bäuerlicher« Stil verträgt sich
besser mit den Sträuchern, Blumen
und Bäumen. Natürlich muß auch
die Plastik im Garten farbig sein.
Erscheint doch selbst das Weiß
des Marmors vor grünem Laub
als Farbe. Sonst gilt »Bauernstil«
auch für die Farben.

Das Patientenzimmer von A Ibert
Geßner ist bestimmt für das Sana-
torium von Dr. Warda in Blanken-
burg, das Geßner ebenfalls erbaut
hat. Es ist kein eigentliches Kran-
ken- oder Operationszimmer, weit
entfernt, jede peinliche Erinnerung
an das Spital ist vermieden. Der

Decke scheint mehr malerisch als zweckmäßig zu
sein: weißes Holzgerippe überspannt die ganze
Fläche und läßt rautenförmige Felder frei, die
blau gestrichen und mit lockerer Ornamentik frei-
händig bemalt sind. Wieder eine dekorativ-
architektonische Idee! Aber die im Schatten
liegenden dunkelblauen Felder tragen zur Be-
leuchtung des Raumes recht wenig bei, und die
vielen Winkel und Ecken in dem hohen Rippen-
werk bilden ein wahres Eldorado für Spinnen.
Die Möbel aus Nußbaum zeigen schwarze In-
tarsien, den braunen Rupfen der Wandbespannung
teilen schwarze Leisten: zu diesen Tönen stehen
sehr gut die bläulich-grünen Portieren und die
grünlichen Mullvorhänge am Fenster.

Der Raum der K. Porzellanmanufaktur war
ähnlich schon in Dresden zu sehen und gelangte
hier deshalb nicht wieder zur Abbildung. Den
Fachmann wird besonders die mannigfaltige Ver-
wendung des Porzellans interessieren. An den
Beleuchtungskörpern sind fast alle Teile aus Por-
zellan. Wo die Birnen der Glühlampen ganz in
Porzellanschalen eingekapselt sind, da ist freilich
der Nutzeffekt des Lichtes recht gering, durch das
Porzellan dringt nur ein mattes, mildes Glimmen.
Dagegen ist die malerische Wirkung sehr hübsch.
Das Leuchten des Porzellans, sei es nun weiß,
getönt oder gemustert, ist ganz bezaubernd. Da
wir so sehr an Glas und Metall gewöhnt sind,
mutet uns das Porzellan an den Beleuchtungs-
körpern zuerst etwas fremdartig an. Aber viel-
leicht kommt es in Zukunft bei solchen Zwecken
 
Annotationen