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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Baum, Julius: Das Haus Poppert in Giessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0345
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INNEN-DEKORATION

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Vorraum mit Ruhebänkchen, dessen Innenausstattung
noch teilweise von dem Baumeister entworfen ist,
und sodann in die Diele. Sie, sowie die Ausstattung
der hauptsächlichsten Innenräume im Erdgeschoß und
des Schlafzimmers im Obergeschoß sind eine Schöp-
fung der Darmstädter Hof-Möbelfabrik J. Gluckert.
Von der Diele führt links eine bequeme rechteckig
gebrochene Treppe in die oberen Räume des
Hauses. Unter ihr gelangt man auf der einen
Seite in die Küche, auf der andern in einen
Raum zum Ablegen der Garderobe. Geradeaus
führt von der Diele eine Türe in das mächtige
Speisezimmer, rechts eine andere in das Empfangs-
zimmer. An die beiden zuletzt genannten Räume
stoßen weiter Zimmer der Dame und des Herrn, die
durch einen heimlichen, kleinen Wintergarten ver-
bunden, der nach außen hin der Ostfront ihr charak-
teristisches Gepräge verleiht. Das Obergeschoß
hat einen schmaleren Flur und infolgedessen mehr
Räume. Auf der einen Seite
des Flurs befinden sich hier die
Schlaf- und Ankleidegemächer,
auf der anderen weitere Wohn-
und Arbeitszimmer. Auch der
geräumige Dachstock enthält
außerdem Wäscheboden einige
gemütliche Gemache, die meist
als Fremdenzimmer benutzt
werden.

Am vorzüglichsten sind
naturgemäß die Repräsen-
tationsräume des Erdgeschosses.
Da ist zunächst die Diele selbst
zu nennen, ein länglicher, mit
trefflichen Perserteppichen be-
legter Raum, dessen Wände
unten mitintarsiertem Rüstern-
holz getäfelt und oben matt-
grün gestrichen sind; nur die
schlichten Türumrahmungen
wurden ganz weiß gelassen.
In den anderen Räumen sind
Teppiche, Vorhänge und Ta-
peten stets auf den gleichen
Ton gestimmt. Das Empfangs-
zimmer ist in Seegrün und
Mahagoni-Farbe, das Zimmer
der Dame in Grau und Gelb,
das Herrnzimmer in Bräun-
lichgrau, Schwarzbraun und
Weiß, das Speisezimmer in
Weiß, Silber und Purpur ge-
halten. Bietet einerseits jedes
Gemach ein fein abgetöntes

Farbenganzes für sich, so ist anderseits auch die
Zusammenstimmung der Farben der verschiedenen
Räume, wie man sie bei geöffneten Türen wahr-
nimmt, sehr harmonisch und wohltuend.

Über die Formen der Dekorationen und Möbel
geben die Bilder besser Aufschluß, als es Worte
vermögen. Hingewiesen sei nur auf die vorzügliche
Wirkung des Ausblickes aus dem lebhaften, grünen
Empfangszimmer in das ruhige Speisezimmer mit
seinen purpurnen Teppichen und Vorhängen und
den breiten weiß gestrichenen Möbeln, ferner auf
das Zimmer der Dame, einen Eckraum, den während
der größeren Hälfte des Tages die Sonne durch-
flutet; ein wundervolles Goldgelb erfüllt bei ge-
schlossenen Vorhängen das Gemach, dessen Möbel
gediegen und dennoch, dem Charakter des Raumes
entsprechend, elegant sind. Weniger Licht empfängt
das folgende, mit schweren, dunkel gebeizten
Eichenmöbeln versehene Gemach des Herrn, das

ENTWURF UND AUSFÜHRUNG :
ARCHITEKT HAMANN—GIESSEN.

Haus Poppert—Glessen.
Ansicht von Nordosten.
 
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