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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Schäfer, Karl: Runge & Scotland, Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0069

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INNENDEKORATION

XIX. SHHRSfllie, Darmltadt 1908. geBRUHR-H£H\

RUNGE & SCOTLAND-BREMEN.

LTnter die bremischen Architekten, von denen
; wir neulich an dieser Stelle berichten konnten,
daß sie im Wettbewerb mit den besten Meistern
der modernen Raumkunst an der Ausstattung des
großen Lloyddampfers »Kronprinzessin Cecilie« mit-
gearbeitet haben, gehören auch die beiden, von
deren Werken heute hier einige der letzten Arbeiten
mitgeteilt werden mögen: Runge & Scotland. Unter
denen, die in Bremen und seinen Vororten den
Landhausbau pflegen, haben sie sich in wenigen
Jahren einen angesehenen Namen geschaffen und
das mit gutem Recht; denn wenigen ist es so wie
ihnen gegeben, die Anmut und den behaglichen
Reiz des Landhauses so bis ins Kleinste auszunützen
und ohne gewaltsame Orginalität, mit schlichten
Mitteln den Wohnbau und seine Einrichtung in
der mannigfaltigsten Weise auszubilden.

Es ist lehrreich genug, den Anregungen nach-
zuspüren, aus denen sich diese eigene persönliche
Handschrift der beiden Architekten zusammensetzt.
Eine gewisse naive Voraussetzungslosigkeit bildet
die Grundlage: sie haben nie in der Schule eines
alten Meisters auf die Formen irgend einer alten
Stilepoche schwören gelernt; und ebensowenig

haben sie sich einem modernen Schuldogma ergeben.
Mit den alten bodenwüchsigen Formen der Bauern-
kunst in Niedersachsen verbindet sie eine Neigung,
die auf gründlicher Kenntnis beruht und die sie
als Sammler lange schon betätigen. Die Liebe zu
großen ruhigen Dachformen zu behaglicher Ent-
wicklung nach der Breite, zur Anordnung von
Gruppen kleinscheibiger Fenster und manche andere
Anregung stammt aus den Baugedanken des alten
Bauernhauses. Bekanntlich waren es die Engländer,
deren Landhäuser uns mit der Behaglichkeit ihrer
niedrigen Stockwerke, ihrer Balkendecken und frei
nach dem Lichtbedarf angeordneten Fenster erst die
Augen geöffnet haben, damit wir die vor den Toren
unserer Bauschulen gelegenen und doch so lange
mißachteten Schönheiten unserer eigenen ländlichen
Bauweise wieder begreifen lernten. Auch für Runge
& Scotland hat die schlichte Kraft und die wohn-
liche Anmut des englischen Hauses anregend ge-
wirkt; trotzdem lassen sich schwerlich irgendwo in
ihrem Schaffen Motive aufweisen, die sie ohne
eigene Gedankenarbeit von den Bauten eines Voysey
oder Baillie Scott geistlos übertragen und wieder
angewendet hätten. Die bremische Wohnsitte,

1»08. II. 1.
 
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