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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Jaumann, Anton: Das "Passage-Kaufhaus" in Berlin: erbaut von Architekt kaiserlicher Baurat Franz Ahrens, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0395

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INNEN-DEKORATION

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KAISERL. HAURAT FRANZ. AHRENS—BERLIN.

Passage-Kaufhaus—Berlin. Entwurf*

DAS „PASSAGE-KAUFHAUS" IN BERLIN.

ERBAUT VON ARCHITEKT KAISERLICHER BAURAT FRANZ AHRENS—BERLIN.

D erlin hat, wie jede moderne Großstadt, in seiner
*-* Baupolitik mit einem ungemein heiklen und
schwierigen Problem zu kämpfen. Dieses Problem ist
deswegen so heillos verworren und unerquicklich, weil
es eben im Städtebau bisher so etwas wie Politik, wie
Voraussicht zukünftiger Verhältnisse, nicht gegeben hat.
Die Umwandlung der inneren Stadt in eine Geschäfts-
und Handelszentrale vollzieht sich mit reißender Ge-
schwindigkeit; sie wartet nicht, bis die Behörden den
neu hereinbrechenden Anforderungen gewachsen sind.
So kann sich der Prozeß nur unter kolossalen Geld-
opfern vollziehen. Nachdem es das Verhängnis will,
daß gerade die Stadtteile zu Brennpunkten des geschäft-
lichen Lebens werden, die sich am allerwenigsten dafür
eignen, wird deren bauliche Erneuerung unvermeidlich.
Leider vollzieht sie sich aber ganz planlos. Man baut und
reißt ein und die Terrain- und Mietpreise schnellen
immer weiter in die Höhe. Die unzweckmäßig an-
gelegten Straßen können den Verkehr nicht mehr be-
wältigen, kostspielige Durchbrüche machen sich nötig.
Die neuen Anlagen sind wieder unpraktisch und
infolgedessen übermäßig teuer.

Ein besonders wunder Punkt ist die Verwertung
des Hintergeländes. Selbst in den teuersten Gegenden
iit es oft von altem baufälligen Gerümpel bedeckt, in

dem klägliche Wohnungen, Werkstätten oder Kneipen
untergebracht sind, während die Straßenfront von den
modernsten Läden eingenommen wird. Und diesen
Läden gehören wieder nur Parterre und erster Stock.
So muß sich um diese Lokalitäten, die allein für den
Detailverkauf geeignet sind, die äußerste Nachfrage
erheben, die die Mietpreise in eine schwindelnde Höhe
treibt. Aber eine Abhilfe ist schwer zu finden.

Der Ausweg, den die großen Kauf- und Waren-
häuser betreten haben, kommt leider für den Detail-
kaufmann wie für den durchschnittlichen Hausbesitzer
nicht in Betracht. Dort sind freilich alle Geschosse
und das gesamte Hintergelände aufs äußerste ausgenützt.
Es kommt ihnen ferner zugute, daß sie einheitliche
Betriebe sind, ihnen fallen alle Vorteile der Organisation
zu. Da sie alle Waren führen, locken sie auch alle
Arten von Käufern an. Sie führen diese an den ver-
schiedensten Abteilungen und Waren vorüber, sodaß
das ganze Haus wie eine permanente große Ausstellung
funktioniert. Während den Detaillisten nur seine Spezial-
kundschaft besucht, und auch diese meist nur zögernd.
Man vermutet hier naturgemäß höhere Preise, und man
kann da auch nicht so gemütlich promenieren.

Das Warenhaus hat also das Problem der Ver-
wertung des Hintergeländes wie der Obergeschosse
 
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