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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Schulze, Otto: Fussboden, Wand und Decke
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0046
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30

INNEN-DEKORATION

CAMPBELL

PUI.LICH— BERLIN.

Büfett ans einem Speisezimmer.

Spiegelbild des Plafonds werden, d. h. darin Motive ver-
wertet werden, die aus alten Plafondsentwürfen des 17.
und 18. Jahrhunderts stammen, und Borden, Hohlkehlen,
Eckstücke, Gehänge und Mittelspiegel umfassen, also
Formelemente zeigen, die auf dem Fußboden geradezu
undenkbar sind. Die schlechtesten Orientteppiche weisen
nicht solche ästhetischen Mängel auf wie die eben
skizzierten Erzeugnisse, die meistens in der Handelsware
»Brüssel« und »Velour« spuken. Da es namentlich an
brauchbaren Biedermeierteppichen fehlt, so weist die
Mehrzahl moderner Zimmer mit Stilreminiscenzen der-
artige »Qualitätsteppiche« auf, die an süßlicher Farben-
gebung, in Übereinstimmung mit den Ursprungsideen im
Plafond nichts zu wünschen übrig lassen. Auch die
naturalistischen Blumensträuße in riesenhaften Abmes-
sungen wollen noch immer nicht aus ähnlichen Teppichen
gleichen Ursprungs verschwinden. Welcher Ungeschmack
und Barbarismus herrscht doch noch vielfach in so
wichtigen Ausstattungsstücken unserer Räume.

Wir müssen bei der für den Fußboden zulässigen
Dekoration doch darauf Bedacht nehmen, daß in ihr der
Schwerpunkt an Ruhe und Sicherheit zu wurzeln hat, daß

in ihr sozusagen das Fundamentale des Raumes liegt,
daß sie vor allen Dingen ohne Weckung von irgend-
welchen Illusionen ungefährdet beschritten werden kann.
Daher gehören rein flächenhafte Gebilde auf den Fuß-
boden; jede plastische Verstärkung ist verwerflich.
Rechnet man mit keinem besonderen Belag, so etwa im
Festsaal mit schönem Parkett, dann hat sich dieses zu
Wand und Decke durchaus neutral zu verhalten. Der
farbige, flächig gemusterte Teppich ist, ganz abgesehen
von seiner Nützlichkeit und Steigerung der Behaglich-
keit, eine durchaus willkommene, wertvolle dekorative
Zutat. Sie muß allerdings in Übereinstimmung mit den
Eigenschaften und Farbwerten des Mobiliars und der
Wände zunächst so gewählt werden, daß sie nicht über-
schreit, daß sie im wesentlichen eine vollere und sattere
Farbenskala zeigt als die aufsteigende Umgebung. Des-
halb bilden gute Orientteppiche neben unsern als gut
modern geltenden Teppichen selbst in den allermodernsten
Raumschöpfungen stets ganz ausgezeichnet harmonierende
Fußbodenbeläge. Man kann wohl annehmen, daß die
Blickrichtung mehr den Fußboden als die Decke sucht,
aber in ihrer naturgemäßen horizontalen Ausstrahlung
 
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