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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Dohrn, Wolf: Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0067
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INNEN-DEKORATION

51

ENTWURF: PROF. NIEMEYER MÜNCHEN. AUSFÜHRG.:
DEUTSCHE WERKSTÄTTEN FÜR HANDWERKSKUNST.

Speisezimmer mit Geschirr-Sehrank in Eiche
und Frühstücks - Tisch. Decke biintgcwebt.

diesem glücklichen Zusammenwirken. Es ist aus
den Abbildungen unschwer zu entnehmen. — Ihnen
fügen sich noch einige Abbildungen von Arbeiten
von E. H. Walther, Baillie Scott und Marg.
Junge an. Es ist aus einem Stück keine ein-
gehende Charakteristik der künstlerischen Formen-
sprache zu ziehen. Was die einzelnen Arbeiten
wollen, ist aus der Abbildung selbst zu entnehmen.
Der Toilette-Tisch Marg. Junges verdient besondere
Hervorhebung: Hier hat eine Frau für die Be-
dürfnisse der Frau gearbeitet und mit sehr gutem
Erfolg. Nach dieser Seite bedarf es gewiß noch
mancher Ergänzung. Der Bedarf der Frau ist
so individuell wie kaum ein anderer. Und man
wünschte der modernen Kunst im Möbelfach einige
kluge gewitzigte Auftraggeberinnen, geistreiche
Frauen aus der guten Gesellschaft. Sie wüßten
durch gut gestellte Aufgaben den Künstlern noch
manches Rätsel aufzugeben und würden noch
manches gute Möbel veranlassen. Wie überhaupt
der modernen Bewegung kein größerer Dienst
geleistet werden kann als durch die Mitarbeit des
Publikums. Ich meine hier nicht den wirtschaft-
lichen Vorteil des erhaltenen Auftrags. Ich meine
die geistige Anregung der auf einen bestimmten

Zweck abgerichteten Aufgabe. Je mehr sich hier
der Auftraggeber als verständnisvoller Dilettant
erweist, um so größer die Anregung für den
Künstler. Auch der Auftrag ist eine Kunst, die
geübt sein will. Sie ist die Kunst des Menschen
von Bildung und Kultur. Und nach der zehn-
jährigen Reformarbeit der Künstler fehlt es zur
Zeit weder an Künstlern, noch an Firmen die
Kultur genug besitzen, Ansprüche zu befriedigen.
Woran es fehlt sind eigentlich die Ansprüche!
Und viele Menschen von Besitz und Bildung wissen
gar nicht, welche Aufgabe sie versäumen.

Von den weiteren Abbildungen schenke man
dem Schreibschrank von E. H. Walther noch
einen besonderen Blick. Er zeigt ein äußerst
vornehmes subtiles Formempfinden. Seine Art
ist auf den ersten Blick wenig in die Augen
fallend und seine Formgebung ist zurückhaltend.
Aber es steckt in seinen Sachen ein unbestech-
licher Geschmack, eine vornehme Gesinnung.

Eines jedenfalls ist aus der Gesamtheit der Ab-
bildungen deutlich zu entnehmen: ein einheitlicher
Charakter der Produktion in aller individueller
Mannigfaltigkeit einer künstlerischen Raumsprache.

DRESDEN-ALTSTADT.

DR. WOLF DOHR N.
 
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