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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Baur, Albert: Die Zürcher Raumkunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0248

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226

INN EN-DEKORATION

ARCHITEKTEN BISCHOFF & WEIDELI-ZÜRICH.

SPEISE-ZIMMER. AUSF.: H. ASCHBACHER—ZÜRICH.

farbigen Bücherrücken in der Bibliothek. Der
Architekt hat jedes Ornament streng vermieden;
die schöne Raumeinteilung, die edlen Verhältnisse
sind der Schönheitselemente genug.

Einen guten Erfolg bedeutete auch das Speise-
zimmer von J. Schneider. Die Wände sind mit
weiß gestrichenem Tannenholz vertäfelt; die Möbel
bestehen aus dunkelgrün geräucherter Eiche und
sind mit Intarsien geschmückt, damit der Kontrast
zu den hellen Wänden nicht zu hart werde.

Künstlerische Raumwirkung wurde hingegen
wieder von Pfleghard und Häfeli in ihrem
Wohnzimmer erstrebt. Das bei aller Einfachheit
doch sehr kunstvolle Kanapee scheidet die auf
unserm Bild dargestellte dunklere Zimmerhälfte von
einer hellem ab, die durch einen weiten, halbrunden
Erker ein reiches, einheitliches Licht erhält. Ver-
täfelung und Möbel sind aus heller gewichster
Eiche; die Profilierung an den Wänden ist so, daß
Rahmen und Füllung auf gleiche Höhe zu stehen
kommen, was das Hängen von großen Bildern sehr
erleichtert. Der Kamin besteht aus rotem Marmor;
sehr schön sind die Messingleuchter und -Lampen.

Konsequent angewendete Furniertechnik ist das
Kennzeichen der Möbel und Räume von Ritt-
meyer und Furrer aus dem benachbarten Winter-

thur. Die furnierten Möbel, wie wir sie zum Bei-
spiel im Schlafzimmer der Abbildung sehen, wollen
kein billiges Surrogat für massive sein. Das Blind-
holz gestattet, dem Möbel die Form zu geben, die
praktisch die vorteilhafteste ist; also glatt mit
zylindrisch abgerundeten Ecken; eine Form, die
sich auch sehr zum Furnieren eignet. Das Furnier
dient dann zugleich als Schutz und Schmuck; durch
Intarsien und exotische Hölzer kann es ornamental
sehr reich ausgestaltet werden. Das vorliegende
Schlafzimmer ist mit russischem Eibenholz furniert;
die Wände sind mit grünem Stoff bespannt. Der
praktische und zugleich schöne Aufbau der beiden
Schränke und die elegante Form des vor dem
Toilettenspiegel stehenden Polstersessels wurden
besonders bewundert.

Charakteristisch für die Ausstellung war das
eingebaute Möbel, das bewies, daß man sich heute
auf dem Weg nach dem Eigenhaus befindet. Und
weiter kennzeichnend für schweizerische Verhält-
nisse war, daß, wie in den meisten unserer Land-
häuser, der eigentliche Repräsentationsraum, der
Salon oder wie man ihn nenne, ganz fehlte. Und
das ist ein Beweis dafür, daß sich unsere Archi-
tektur je länger je mehr den nationalen Sitten
und Gebräuchen anpaßt. dr. albert baur Zürich.
 
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