DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Der Kampf um d. Neuen Stil im Ausland, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0078
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INNEN-DEKORATION
elektr. tischlampe f. e. herrenzimmer.
deutsches metallwarenwerk—berlin
darin überein, daß ein »neuer Stil«
ein unerfüllbarer Traum ist. Einige
geben die künstlerische Unzulänglich-
keit der den Markt beherrschenden
Modelle zu. Aber die Mehrzahl
stellt, im Gegensatze hierzu, die ent-
schiedene Behauptung auf, daß seit
zwanzig Jahren beträchtliche Fort-
schritte gemacht worden sind —
ohne die Künstler oder, rund heraus-
gesagt, trotz der Künstler. »Ach
was!«, sagte uns ein Fabrikant mit
jovialer Schroffheit, »solange es Men-
schen gibt, die sich setzen, haben
die Stühle immer vier Füße und eine
Lehne gehabt. Wozu sich den Kopf
zerbrechen wegen Eurer famosen
»Linie«? Wenn der Stuhl nur fest
DER KAMPF UM D. NEU-
EN STIL IM AUSLAND.
TV /Jan weiß, daß Frankreich noch
^ um den neuen Stil kämpft;
fast könnte man sagen: gegen ihn.
Wir wissen auch, daß dies in ras-
senpsychologischen und wirtschaft-
lichen Umständen wohl begründet
ist, im französischen Festhalten an
Dingen der Konvention und in der
geringen Zunahme der Bevölkerung.
Immerhin, es wird gekämpft. Der
»Temps« veranstaltete kürzlich eine
Rundfrage »sur la crise de Part
du mobilier«. Sie richtete sich vor-
wiegend an die Fabrikanten, und
das Ergebnis sollte meines Erach-
tens in Deutschland nicht unbekannt
bleiben. Der Temps formuliert es
so: »Fast alle Fabrikanten stimmen
elektr. tischleuchter m. drei lampen.
deutsches metallwarenwerk — berlin
ist, ist das nicht alles, worauf es
ankommt?« — Da man aber doch
der Kundschaft wechselnde Formen
bringen muß, bemüht man sich die
alten Muster zu »modernisieren«.
Man modelt ein Direktoire-Bett nach
dem Tagesgeschmack um; man ver-
einigt in einem einzigen Sessel Eng-
land, Pompadour und Empire; man
setzt einen Rokokogiebel auf einen
ganz glatten Schrank vom reinsten
Biedermeier, und das ist das Äußer-
ste, was der Geschmack der Händler
den kühnsten Neuerern erlaubt«. Bis
hierher der »Temps«. Für uns ist in
diesem Abschnitt besonders die Re-
plik des Fabrikanten von Interesse.
Es geht daraus hervor, daß in Frank-
e1nf. tischlampe. ausführ.: gas-
apparat & gusswerk a.-g.-mainz
elektr. tischlampe für damehz1mmer.
deutsches metall warenwerk-berlin
reich immer noch die Meinung verbreitet ist,
der Kampf um die neue Möbelform sei ein
Kampf um irgend eine dekorative »Linie«.
Demgegenüber beruft sich der kaltlächelnde
Praktiker • auf den nackten Gebrauchszweck.
Das erhellt blitzartig die Verschieden-
heit der Lage hüben und drüben: In
Deutschland könnte genau die Rede dieses
Fabrikanten zugunsten des modernen Sti-
les gebraucht werden, weil bei uns die
Rücksicht auf die Gebrauchsfähigkeit des
Möbels längst zum Hauptgrundsatze des
kunstgewerblichen Neuformens geworden ist.
fortsetzung folgt. wilhelm michel.
*
Stil hat es im Grunde mit dem Knochenbau,
Manier mit dem Spiegel zu tun. henckell.
tischlampe m. seidenschirm. gas-
apparat & gusswerk a.-g.-mainz
INNEN-DEKORATION
elektr. tischlampe f. e. herrenzimmer.
deutsches metallwarenwerk—berlin
darin überein, daß ein »neuer Stil«
ein unerfüllbarer Traum ist. Einige
geben die künstlerische Unzulänglich-
keit der den Markt beherrschenden
Modelle zu. Aber die Mehrzahl
stellt, im Gegensatze hierzu, die ent-
schiedene Behauptung auf, daß seit
zwanzig Jahren beträchtliche Fort-
schritte gemacht worden sind —
ohne die Künstler oder, rund heraus-
gesagt, trotz der Künstler. »Ach
was!«, sagte uns ein Fabrikant mit
jovialer Schroffheit, »solange es Men-
schen gibt, die sich setzen, haben
die Stühle immer vier Füße und eine
Lehne gehabt. Wozu sich den Kopf
zerbrechen wegen Eurer famosen
»Linie«? Wenn der Stuhl nur fest
DER KAMPF UM D. NEU-
EN STIL IM AUSLAND.
TV /Jan weiß, daß Frankreich noch
^ um den neuen Stil kämpft;
fast könnte man sagen: gegen ihn.
Wir wissen auch, daß dies in ras-
senpsychologischen und wirtschaft-
lichen Umständen wohl begründet
ist, im französischen Festhalten an
Dingen der Konvention und in der
geringen Zunahme der Bevölkerung.
Immerhin, es wird gekämpft. Der
»Temps« veranstaltete kürzlich eine
Rundfrage »sur la crise de Part
du mobilier«. Sie richtete sich vor-
wiegend an die Fabrikanten, und
das Ergebnis sollte meines Erach-
tens in Deutschland nicht unbekannt
bleiben. Der Temps formuliert es
so: »Fast alle Fabrikanten stimmen
elektr. tischleuchter m. drei lampen.
deutsches metallwarenwerk — berlin
ist, ist das nicht alles, worauf es
ankommt?« — Da man aber doch
der Kundschaft wechselnde Formen
bringen muß, bemüht man sich die
alten Muster zu »modernisieren«.
Man modelt ein Direktoire-Bett nach
dem Tagesgeschmack um; man ver-
einigt in einem einzigen Sessel Eng-
land, Pompadour und Empire; man
setzt einen Rokokogiebel auf einen
ganz glatten Schrank vom reinsten
Biedermeier, und das ist das Äußer-
ste, was der Geschmack der Händler
den kühnsten Neuerern erlaubt«. Bis
hierher der »Temps«. Für uns ist in
diesem Abschnitt besonders die Re-
plik des Fabrikanten von Interesse.
Es geht daraus hervor, daß in Frank-
e1nf. tischlampe. ausführ.: gas-
apparat & gusswerk a.-g.-mainz
elektr. tischlampe für damehz1mmer.
deutsches metall warenwerk-berlin
reich immer noch die Meinung verbreitet ist,
der Kampf um die neue Möbelform sei ein
Kampf um irgend eine dekorative »Linie«.
Demgegenüber beruft sich der kaltlächelnde
Praktiker • auf den nackten Gebrauchszweck.
Das erhellt blitzartig die Verschieden-
heit der Lage hüben und drüben: In
Deutschland könnte genau die Rede dieses
Fabrikanten zugunsten des modernen Sti-
les gebraucht werden, weil bei uns die
Rücksicht auf die Gebrauchsfähigkeit des
Möbels längst zum Hauptgrundsatze des
kunstgewerblichen Neuformens geworden ist.
fortsetzung folgt. wilhelm michel.
*
Stil hat es im Grunde mit dem Knochenbau,
Manier mit dem Spiegel zu tun. henckell.
tischlampe m. seidenschirm. gas-
apparat & gusswerk a.-g.-mainz