Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

DOI Artikel:
Wittko, Paul: Zu den Arbeiten von J. D. Heymann - Hamburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0436
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
414

INNEN-DEKORATION

J. D. HEYMANN—HAMBURG

SPEISEZIMMER. AUSF: EICHENHOLZ

Echtbürtigkeit und besticht durch gedanken- und
gemütvolle Einzelheit. Hier galt es, eine Anzahl
vorhandener älterer Stücke von unterschiedlicher
Stilart zusammen mit neuen Stücken in den Raum
hineinzukomponieren. Für diese schwer zu bezwin-
gende Aufgabe wurde eine völlig angemessene
Lösung gefunden. Während der durchaus monu-
mental wirkende Vorraum mit dem Steinfußboden
durch üppig geschwungene Säulen, deren Formen
sich in den Pfeilern des Stollenschrankes daneben
eigenwillig gefallsüchtig wiederholen, abgeschlos-
sen wird, trägt der rückwärtige Raum mehr intimen
Charakter. Die schlicht gehaltene, gefelderte Holz-
decke leitet zu einem zweiten Raum von ausge-
prägter Wohnlichkeit über. Die Wandbekleidung,
die in der Formgebung an Bauernrenaissance er-
innert, schließt sich gegen das Fenster zu einer
kojenartigen Nische zusammen. Ein reizvoller
Platz wurde damit geschaffen zu kurzweiligem
Geplausche am Frühstückstisch.

In beiden Schlafzimmern erzielt die kunst-
volle und vornehm schlichte Struktur der Haupt-
stücke treffliche Wirkungen. Die feinen Eichenstab-
leisten des Raumes Seite 406 betonen und beleben
die klare Linienführung der Möbelstücke. Die

Wandschränke sind eingebaut. Weiche Teppiche,
Drapierungen und ein freistehendes Ruhebett
geben dem Zimmer einen gefälligen Wohncharak-
ter. Die elegante Zierlichkeit des Frisiertisches
kommt erst auf Seite 419 zur vollen Geltung.

Das Sitzungszimmer des Instituts für Seever-
kehr und Weltwirtschaft in Kiel (S. 423) ist durch-
webt von Ruhe und strenger Sachlichkeit. Hier
galt die Arbeit Heymanns sichtlich der Erzielung
der Gedankensammlung, der geistigen Konzen-
tration. Nichts ist da aufdringlich oder laut in
Farbe und Architektur, nichts stört die ernste und
würdevolle Gemessenheit des Gemachs.

F. Th. Vischer hat einmal scherzhaft von einem
katarrhalischen Baustil gesprochen. Er würde
die gegenwärtige deutsche Innenarchitektur in
Erkenntnis ihres gesunden Sinnes wohl als die
Erfüllung des von ihm ersehnten Zukunftsstiles
ansprechen. Leistet sie doch unter Beobachtung
praktischer und hygienischer Rücksichten gründ-
liche Arbeit in gutem Material, schafft dem Auge
Ruhepunkte, gliedert klar den Aufbau, ordnet das
Ornament der Konstruktion unter, betont deutlich
den Zweck. Und lehrt so recht eigentlich erst den
Zauber der vier Wände würdigen......p.w.
 
Annotationen