einander gehäufte Pracht besserer Jahre, Gegenstände,
die zum Empfang von Gästen im großen Stile dienten,
und nun weltfremd ins Enge schauen, machen eine Woh-
nung melancholisch. Dagegen wirkt das brauchbar
Einfache, von einer freundlichen Farbe zusammen-
gehalten, immer ansprechend und läßt durch die eigene
Anmut vergessen, daß früher größere Raumverbältnisse
gestattet waren. Der deutsche Zopfstil, das Bieder-
meiergerät sind Beispiele, ein kultivierter, sicherer Ge-
schmack führt allein zu richtiger Auswahl.
Je schwerer und teuerer es ist, sich einzurichten, desto
mehr Sorgfalt muß darauf verwendet werden. Zur
Einfachheit tritt überhaupt die Sorgfalt geschwisterlich,
sie deckt den Tisch, rüstet das Bett und heizt den Ofen,
damit auch in den Zeiten der Not nichts Unumgängliches
fehle. Ich halte es für richtiger, soweit es möglich ist,
sich zu bescheiden, statt sich nach Ersatz umzusehen.
Nur dann wird auch in einfachen Verhältnissen Qualitäts-
arbeit und Qualitätsware erzielt, die allein auf die Dauer
im Gebrauch befriedigen und niemals jenes Gefühl des
Herabgekommenseins auslösen, das schäbiger Ersatz all-
zuleicht hervorruft. — Davor müssen wir uns überhaupt
hüten. Falscher Schein ist die größte Sünde gegen die
Schönheit und jedes Vortäuschen verringert den Kredit,
das gilt für die Politik wie für das Kunstgewerbe, für die
Einrichtung wie für den Anzug des Menschen. Unser
Lebensstil sei aufrichtig. Es hat keinen Zweck, den
Mangel hinter abbröckelnden Stuckfassaden verbergen
zu wollen, mit machtvollem Tafelgeschirr die Kleinheit
des Tisches zu erdrücken und in einer Ecke des kalt ge-
wordenen Saales zu frieren. Einfachheit steht an, Ge-
schmack hebt sie über das Armselige, und Anmut er-
leichtert den Übergang, den wir auch geistig und seelisch
durchmachen müssen.
Mit welch unvergänglich reizvoller Bewegung sind
unsere Ahnen aus der Pracht, der üppigen Eleganz und
dem selbstbewußten Stolz eines Herrenmenschen des
Rokoko durch die Schauer der Zeiten in den äußerlich
nüchternen und armseligen Anfang des neunzehnten Jahr-
hunderts geschritten! Aber sie waren von sicher wählen-
dem Geschmack und Sorgfalt begleitet, die Erinne-
rungen an ihre Zeit sprechen eine deutliche Sprache.
In den Wohnungen, die sich jetzt sinngemäß ent-
wickeln, schmiegt sich die Gastlichkeit intimer an den
Herd des Hauses, schrumpfen vielleicht die Salons in ein
Wohnzimmer zusammen. Was tut es, wir verlieren da-
die zum Empfang von Gästen im großen Stile dienten,
und nun weltfremd ins Enge schauen, machen eine Woh-
nung melancholisch. Dagegen wirkt das brauchbar
Einfache, von einer freundlichen Farbe zusammen-
gehalten, immer ansprechend und läßt durch die eigene
Anmut vergessen, daß früher größere Raumverbältnisse
gestattet waren. Der deutsche Zopfstil, das Bieder-
meiergerät sind Beispiele, ein kultivierter, sicherer Ge-
schmack führt allein zu richtiger Auswahl.
Je schwerer und teuerer es ist, sich einzurichten, desto
mehr Sorgfalt muß darauf verwendet werden. Zur
Einfachheit tritt überhaupt die Sorgfalt geschwisterlich,
sie deckt den Tisch, rüstet das Bett und heizt den Ofen,
damit auch in den Zeiten der Not nichts Unumgängliches
fehle. Ich halte es für richtiger, soweit es möglich ist,
sich zu bescheiden, statt sich nach Ersatz umzusehen.
Nur dann wird auch in einfachen Verhältnissen Qualitäts-
arbeit und Qualitätsware erzielt, die allein auf die Dauer
im Gebrauch befriedigen und niemals jenes Gefühl des
Herabgekommenseins auslösen, das schäbiger Ersatz all-
zuleicht hervorruft. — Davor müssen wir uns überhaupt
hüten. Falscher Schein ist die größte Sünde gegen die
Schönheit und jedes Vortäuschen verringert den Kredit,
das gilt für die Politik wie für das Kunstgewerbe, für die
Einrichtung wie für den Anzug des Menschen. Unser
Lebensstil sei aufrichtig. Es hat keinen Zweck, den
Mangel hinter abbröckelnden Stuckfassaden verbergen
zu wollen, mit machtvollem Tafelgeschirr die Kleinheit
des Tisches zu erdrücken und in einer Ecke des kalt ge-
wordenen Saales zu frieren. Einfachheit steht an, Ge-
schmack hebt sie über das Armselige, und Anmut er-
leichtert den Übergang, den wir auch geistig und seelisch
durchmachen müssen.
Mit welch unvergänglich reizvoller Bewegung sind
unsere Ahnen aus der Pracht, der üppigen Eleganz und
dem selbstbewußten Stolz eines Herrenmenschen des
Rokoko durch die Schauer der Zeiten in den äußerlich
nüchternen und armseligen Anfang des neunzehnten Jahr-
hunderts geschritten! Aber sie waren von sicher wählen-
dem Geschmack und Sorgfalt begleitet, die Erinne-
rungen an ihre Zeit sprechen eine deutliche Sprache.
In den Wohnungen, die sich jetzt sinngemäß ent-
wickeln, schmiegt sich die Gastlichkeit intimer an den
Herd des Hauses, schrumpfen vielleicht die Salons in ein
Wohnzimmer zusammen. Was tut es, wir verlieren da-