INN EN-DEKORATION
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DIE NEUE WIRKLICHKEITS-SCHAU
Da es das Los des Menschen ist, die Formen,
die er schuf und die mit ihm wurden, selbst
wieder überwinden zu müssen, weil das Leben
in jedem Augenblick von innen heraus neu ge-
schaffener Formen bedarf, so ist der geistige Kampf
um das Neue, der sich heute abspielt, so zu ver-
stehen, daß eine Epoche der Ausbildung bestimmter
Denk- und Lebens-Formen und Erlebens-Formen
abgeschlossen ist und daß eine Umwälzungs-
Epoche beginnt, aus der sich unter Schmerz und
Not und Kampf neue lebendige Formen
gebären, als Ausdruck neuen Erlebens.......
*
Ein neues Erkenntnis-Bild erscheint. . Was
zuvor geschaffen wurde, ist deshalb nicht unrichtig
oder falsch gewesen, sondern es bleibt in Bezug
auf den damaligen Zeitgeist und seine Grundsätze
nach wie vor als dasselbe bestehen. Jedoch »be-
deutet« es der neuen Epoche nichts Lebendiges
und insofern nichts »Wahres« mehr, die nun ein
anderes Grundgefühl, eine andere Grundhal-
tung zum Dasein hat, also eine andere Wahrheit
erkennt. . Dieselben äußeren Dinge und Gescheh-
nisse zeigen dem jetzt lebendig werdenden Be-
wußtsein ein anderes Gesicht. Man beginnt, sie
anders zu bewerten, sie erhalten im Zusammen-
hang unseres Daseins-Gefühls und Welt- Bewußt-
seins einen anderen »Gefühlswert«, einen anderen
Inhalt. Sie be-deuten Neues.............
• * .. .
Aber immer erstarrt das menschliche Handeln
und Forschen von neuem in einer »Technik«. Sinn
und Wert des Menschenlebens indessen ist es,
immer wieder das Technische, in welcher
Form es sich auch einstellt, zu überwinden: zu-
gunsten des Erschaffens von innen heraus. .
Technik als Gesinnung heißt, das Leben von außen
her »machen«, so sehr nur von außen her machen,
daß die Seele, der innere Wert des Menschen da-
bei zum Teufel geht. »Technik« in diesem, das
Leben zur Erstarrung bringenden, bösen Sinn kann
in allen Vorgängen, also auch in Wissenschaft,
Kunst und Religion erscheinen. Sie kommt immer,
wenn der Mensch — sei es der Einzelne oder das
Zeitalter — seine Arbeit, sein Tun, sein Lebensziel
auf das Machen einstellt, statt auf das stets freie,
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DIE NEUE WIRKLICHKEITS-SCHAU
Da es das Los des Menschen ist, die Formen,
die er schuf und die mit ihm wurden, selbst
wieder überwinden zu müssen, weil das Leben
in jedem Augenblick von innen heraus neu ge-
schaffener Formen bedarf, so ist der geistige Kampf
um das Neue, der sich heute abspielt, so zu ver-
stehen, daß eine Epoche der Ausbildung bestimmter
Denk- und Lebens-Formen und Erlebens-Formen
abgeschlossen ist und daß eine Umwälzungs-
Epoche beginnt, aus der sich unter Schmerz und
Not und Kampf neue lebendige Formen
gebären, als Ausdruck neuen Erlebens.......
*
Ein neues Erkenntnis-Bild erscheint. . Was
zuvor geschaffen wurde, ist deshalb nicht unrichtig
oder falsch gewesen, sondern es bleibt in Bezug
auf den damaligen Zeitgeist und seine Grundsätze
nach wie vor als dasselbe bestehen. Jedoch »be-
deutet« es der neuen Epoche nichts Lebendiges
und insofern nichts »Wahres« mehr, die nun ein
anderes Grundgefühl, eine andere Grundhal-
tung zum Dasein hat, also eine andere Wahrheit
erkennt. . Dieselben äußeren Dinge und Gescheh-
nisse zeigen dem jetzt lebendig werdenden Be-
wußtsein ein anderes Gesicht. Man beginnt, sie
anders zu bewerten, sie erhalten im Zusammen-
hang unseres Daseins-Gefühls und Welt- Bewußt-
seins einen anderen »Gefühlswert«, einen anderen
Inhalt. Sie be-deuten Neues.............
• * .. .
Aber immer erstarrt das menschliche Handeln
und Forschen von neuem in einer »Technik«. Sinn
und Wert des Menschenlebens indessen ist es,
immer wieder das Technische, in welcher
Form es sich auch einstellt, zu überwinden: zu-
gunsten des Erschaffens von innen heraus. .
Technik als Gesinnung heißt, das Leben von außen
her »machen«, so sehr nur von außen her machen,
daß die Seele, der innere Wert des Menschen da-
bei zum Teufel geht. »Technik« in diesem, das
Leben zur Erstarrung bringenden, bösen Sinn kann
in allen Vorgängen, also auch in Wissenschaft,
Kunst und Religion erscheinen. Sie kommt immer,
wenn der Mensch — sei es der Einzelne oder das
Zeitalter — seine Arbeit, sein Tun, sein Lebensziel
auf das Machen einstellt, statt auf das stets freie,