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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Körner, Edmund: Das Haus Bergius in Heidelberg: erbaut von Professor Edmund Körner - Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0023
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XL1. JAHRG.

DARMSTADT

JANUAR 1930

DAS HAUS BERGIUS IN HEIDELBERG

ERBAUT VON PROFESSOR EDMUND KÖRNER—ESSEN

Kein Haus: — eine »Baugruppe« und in ihrer
Tektonik restlos zu erfassen eigentlich nur aus
den örtlichen Gebundenheiten heraus. Kein Neu-
bau mit der Möglichkeit völlig freier Gestaltung
gegebenen Bauprogramms, sondern Umgestaltung
und Ergänzung mit dem Gebundensein an Vorhan-
denes. . Was war vorhanden? Ein Doppelhaus,
im Abstand davon ein Einzelhaus, beides den
»Villenstil« vom Ausgang des vorigen Jahrhunderts
zeigend. In Benutzung genommen in der Zeit der
Raumnot und unter dem Zwang der Verhältnisse
der Nachkriegszeit. Später wurde Neubau erwo-
gen, aber die Sonnenseite Heidelbergs, die den
Bergrücken der Südlage bietet und gegenüber der
oft im Nebel dämmernden »Schloßseite« die gewiß
bevorzugtere Lage darstellt, bot kein Baugrund-
stück in gleich geeigneter Verkehrslage. So wurde
an dem Bestehenden festgehalten, die Umgestal-
tung beschlossen, was nach Lage der Sache nur
ein radikaler Eingriff sein konnte.. Der Entschluß
des Bauherrn bedeutete eine Tat, bedeutete be-
wußt eine Sanierung des, städtebaulich gesehen,
schlimmen Bildes am Eingang zum bekannten
Philosophenweg. Heidelberg mit seinem von der
Natur so begünstigten Landschaftsbild hat nicht

1930. I. 1.

immer mit dem Pfunde gewuchert, das ihm ge-
geben ist. »Der Mensch mit seiner Qual« hat sich
an Stellen, die zu schade hierfür sind, ausgetobt,
und besonders die verstiegene Gefühlswelt der
achtziger und neunziger Jahre hat manch unschönes
Erbe hinterlassen. . Um das vorwegzunehmen:
daß die Anlage der neuen Baugruppe ein Bekennt-
nis zum Gestaltungswillen unserer Tage, ohne
Ambition, ohne jede scheinbar geistreiche Ab-
wandlung von Theorien, ohne rationalistische
Trockenheit wurde — der Architekt sagt es dank-
baren Herzens in Erinnerung an die gemeinsame
Arbeit —, ist dem Bekennermut des Bauherrn,
seinem sicheren Kultur- oder, wenn man so will,
Stilgefühl zu danken.. Gestehen wir uns: die über-
triebene Neigung zum »Objektivieren«, zum Ab-
strahieren und Theoretisieren, die Freude am sinn-
vollen Ausbau einer Gedankenwelt führt leicht
dazu, daß man das Wichtigste vergißt: sich selbst,
den Menschen: — den notwendigen Ausgleich
zwischen Form- und Gefühls-Elementen. . Wo-
rum handelt es sich denn bei Wohnkultur?
Die Elemente sind die gleichen bei der kleinsten
wie bei der größten Wohnung. Es gilt einfach,
den Menschen, dessen Lebensgefühl schließlich
 
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