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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Michel, Wilhelm: Die ewige Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0244
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INNEN-DEKO RATION

le corbusier, )eanneret, ch. perr1and schlafzimmer. wandschranke stahlblech

Technik ist ewig, menschen-ewig. Der Grund das 18. Jahrhundert hat, wenn auch auf Einzelfälle
ist sehr einfach: Technik ist die Auswirkung des beschränkt, allerlei technische Phantasien im
menschlichen Strebens nach Macht, Verfügungs- Wohnbau verwirklicht. Diese ganze Epoche hatte
gewalt, Freiheit, Selbstherrlichkeit, — und das ist eine betonte Vorliebe für die technische »Appa-
ein ewiger Trieb im Menschen; ja er ist der ratur«, für das Automatische und Künstliche über-
menschliche Trieb überhaupt.. Was liegt nicht alles haupt; man kann sich davon durch einen Blick in
darin, daß in der Dichtung und Sage schon seit die Zeitungs-Literatur der Zeit sofort überzeugen.
Jahrtausenden Wunschträume lebten, denen erst Technik und Technisierung des Wohnens
die Technik unserer Tage die Erfüllung gebracht im Besonderen ist also nichts grundsätzlich
hat? Die Zaubereien des Doktor Faust, das Fliegen Neues, sondern so alt wie der menschliche Grund-
auf dem Wunsch-Mantel, das Reiten auf dem selb- trieb nach Macht und Freiheit und wie die mensch-
ständig bewegten Weinfaß, was sind sie denn liehe Fähigkeit des Denkens, des Schließens, des
anders als vorgeahnte »technische« Leistungen? . Umsetzens und des Anwendens der gegebenen

Und was das Heim anlangt, so ist die Erzäh- Kräfte. . Was wir heute erleben, ist nur die Ver-

lungs-Literatur von »Tausend und eine Nacht« bis vollkommnung einer im Wesen uralten Sache,

auf E. T. A. Hoffmann nicht umsonst voll von Die Vervollkommnung erfolgte etwas rascher,

»versenkbaren Tischen«, »geräuschlos-weichenden stoßartiger und sinnfälliger als frühere Fortschritte.

Wänden«, »geheimnisvoller Musik« und unwahr- Aber sie bringt uns in keine grundsätzliche neue

scheinlichen »Beleuchtungs-Zaubern«. . Es ist in Lage und wird sich daher ebenso leicht und voll-

dieser Beziehung auch nicht etwa beim bloßen ständig wie die früheren Fortschritte ins Ganze

Wünschen und Phantasieren geblieben. Besonders des menschlichen Lebens einfügen. . wilhelm michel.
 
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