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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Schürer, Oskar: Möbel und Möbel-Elemente
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Keyserling, Hermann: Das Allgemeine
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0273
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INNEN-DEKORATION

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den. Das »Büro« fraß sich in Herrenzimmer und
Bibliothek hinein. Klare Zweck-Erfüllung nor-
mierte und typisierte. Diese »Normierung« dringt
auch in die Möbel der übrigen Wohnräume ein,
das einzelne Möbelstück zerfällt in Teile und
strebt in diesen Teilen der Normierung zu. Ein-
fach kubisch geformte »Möbel-Elemente« treten
auf, die zu den verschiedenartigsten Gebrauchs-
möbeln »zusammengesetzt« werden können. . Das
im Raum verbliebene Möbel wird also auf seine
einfachsten Grund - Elemente zurückgeführt; die
Raum-Empfindung wird von ihnen entlastet.

Ist das nun Verarmung? Soweit Sparsamkeit
als deren unmittelbare Folge auftritt, wird man
sich nicht weigern können, dies zu bejahen. Aber
Sparsamkeit kann auch »Vorbeugungsmittel« ge-
gen Verarmung sein. Dies möchten wir beson-
ders betonen, wenn wir vom Tatsächlichen, Prak-
tischen ins Gebiet des Formalen, Ideellen über-
schwenken. Die Form-Vereinfachung, wie sie in
Einbau und elementarem Aufbau des neuen Mö-
bels sich durchsetzt, ist vom formalen Standpunkt
aus eher eine Form-Bereicherung. Wie das Raum-
Empfinden dadurch gestärkt wird, so auch das

Form-Empfinden. Der Mensch hat wieder einen
»Elementar-Baukasten« vor sich, der in einfachsten
Körperformen der bildnerischen Phantasie sich
anbietet und gleichzeitig mit der bildnerischen
Phantasie auch die praktische und zweckbewußte
Leistung des »Selbst-Einrichters« herausfordert. .



Durch die neuen Bestrebungen wird also
das Allgemein-Empfinden für architektonisches
Schaffen gestärkt, ein breiterer Boden für Archi-
tektur-Schaffen bereitet. Die Architektur kann
in dieser Übergangs-Erscheinung ein »Zurück-
gehen auf die Elemente« architektonischer Ge-
staltung buchen, die notwendig ist, um einer
neuen Architektur den klaren und durchgefühl-
ten Ausgangspunkt zu schaffen. . Dr. oskar schürer.

*

DAS ALLGEMEINE. Im tiefsten Grund des
Einzelnen ruht das Allgemeine; das Ein-
zelne, tief erfaßt, ist schon allgemein. Allein das
Einzelne, als solches hingestellt, ist ohne allen
Bestand; die Zeit fegt es hinweg, im Raum geht
es verloren. Wer die Oberfläche nicht verläßt, der
kann nichts Bleibendes schaffen.. graf h. Keyserling.
 
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