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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Spielmann, Kurt: Wohnlichkeit und Zweckmässigkeit: Arbeiten von Architekt Kurt Spielmann - Prag
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Ritter, Heinrich: Das Leben im Wohnraum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0280
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INNEN-DEKO RATION

ARCHITEKT KURT SPIELMANN IN PRAG HERRENZIMMER Dr. S.-PRAG. RIO-PALISANDER

Schränke und die Ruhebetten für zwei Personen DAS LEBEN IM WOHNRAUM
— in der Wohnung Dr. S. einander gegenüber-
gestellt — bestimmen und gliedern den Raum. T)etrachtet man Wohnräume oder Abbildungen
In dem ersten Raum sind Mahagoni, silbergrau D von ihnen, so ist es ein unterhaltendes Spiel,
Schleiflack, terrakotta und silbergraue Bezug- sich den Menschen vorzustellen, der hier zwi-
stoffe zusammengestimmt; im zweiten Raum sind sehen diesen Möbeln lebt. Man sieht ihn bequem
die Wände lachsrot, in grün verlaufend, Bezüge im Sessel ausgestreckt, die Zeitung in der Hand,
lachsrot und grün, zu Kirsch und Mahagoni. . den Rauchtisch mit Aschenschale und Teetasse
Es ergibt sich heute, auch bei dem Vorhanden- nahe herangerückt. Man sieht die Frau herein-
sein einer größeren Anzahl von Zimmern, die Not- kommen, sieht sie wählend am Bücherregal stehen
wendigkeit, Räume zu »kombinieren«, um sie und oder den Tisch ordnen. . Prüft und fühlt man die
das Mobiliar der gleichmäßigen und ganztägigen Wege nach, die der Bewohner zurückzulegen
Benützung zuzuführen. Denn die neue Wohnung hat zwischen Sessel und Bücherregal, Ruhebett
ist ein Spiegelbild der neuen Zeit, die neue Ar- und Tisch, so wird dieses Spiel des »Sich-Ein-
beits- und Wirtschaftsformen und eine auf das lebens« in solche Räume besonders unterhaltsam
Praktische eingestellte Lebensform entwickelt hat. bei raumknappen Wohnungen, weil diese beson-
Es ist notwendig, die Wohnung diesen neuen ders »sprechend« sind und am deutlichsten Ant-
Bedingungen anzupassen.. Der Architekt muß sich wort geben auf das menschliche Leben, das sich
klar machen, welche geistigen und materiellen in ihnen abspielt. . Man kann dabei immer wieder
Bedürfnisse in jedem Einzelfalle die Grundlagen die Entdeckung machen: während früher der
der einzurichtenden Wohnung ausmachen. Der Wohnraum ein »Bild« zu sein strebte, das auch
Bewohner hinwieder soll bedenken, daß es eine ohne den Menschen »komplett« wirkte, gibt sich
Verschwendung an Mitteln und Kraft bedeutet, der neuzeitliche Wohnraum deutlich als ein
eine Wohnung heute nicht nach den Grund- Gefüge, das vom lebendigen, bewegten, tätigen
sätzen unserer Zeit einzurichten. . kurt spielmann. Menschen seinen Sinn empfangen will. . h.ritter.
 
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