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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Mühlenthal, Jules: Eine moderne Wohnung in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0315
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XU. JAHRG.

DARMSTADT

AUGUST 1930

EINE MODERNE WOHNUNG IN PARIS

RÄUME IN DER WOHNUNG VON J. C. D'AHETZE

Die Form der Zeit prägt sich überall im Leben
aus, und »zeitgemäß« sein ist notwendig.
So dringt heute in die Wohnung, den Ruhepol des
von aktuellen Tendenzen durchwirkten Lebens,
der Ton des von der Maschine regierten, relativ
nüchternen Daseins ein. Er nimmt dort auf seinem
Wege zum Ausdruck jene klare Einfachheit an,
die häufig bis zum Kubischen geht. . Auch in Paris,
dem Zentrum der Modelaunen, kommt die schlichte
neuzeitliche Form zur Auswirkung. . Der in seinem
beweglichen Geschäfts- und Lebenssinn durchaus
den Zeittyp darstellende und doch so sympathisch
ideelle Pariser Herren-Chemisier J. C. d'Ahetze
hätte ebenso gut Innenarchitekt werden können.
Denn Geschmack, hat man ihn einmal, vermag
überall hinzuführen. D'Ahetze hat ihn hier zur
Gestaltung seines privaten Lebens aufgeboten. Er
hat sich eine Wohnung eingerichtet, nach eigener
Angabe und nach dem strengen Maß seiner wirk-
lichen Wohn-Bedürfnisse. Ohne Übertreibung:
sie ist ein Musterbeispiel für die Wohnung des
Menschen seiner Welt. Selbstverständliche Devise
war auch hier: modern und praktisch sein. Das
hieß von vornherein eine Reihe von Requisiten
ausscheiden, die für diesen Wohnungstyp nicht

1930. VIIT. 1.

mehr in Frage kamen. Rein sachliches Vorgehen
war Pflicht. Kein schwermütiges Ruhen auf Tra-
dition, das Wohnen des Menschen von 1930 ver-
trägt das nicht mehr. Der Mann läuft heute im
Rock des Zeitalters herum, in dem uniformmäßige
und persönliche Elemente in ganz neuer Weise zu-
sammenstoßen. Dieser Linie paßt das Interieur
sich an. Die Wände sind mit Lackfarbe gestrichen,
in horizontal abgestuften Farbzonen; sie vergrößern
den Raum. Jedes Zimmer hat seine eigene Har-
monie. Vermieden ist hier zeitraubende Arbeit,
die durch unnütze Staubfänger veranlaßt wird, die
Reinlichkeit ist um geringen Preis zu haben: ein
Tuch fährt über die glatten Flächen und erhält sie
mühelos in dem gewünschten Zustand. Dieselbe
hygienische Voraussicht beim Fußboden: überall
ist Kautschuk-Belag, der auch seinerseits an dem
farbigen Leben der Räume teilnimmt. Nur in dem
Zimmer von Madame liegt chevaleresk ein weicher
Teppich: das Boudoir hat einen Geist, der über den
Zeiten steht; das hat d'Ahetze verstanden; es darf
molliger sein als die übrigen Räume. Deutlich als
Raumglied wird die sechste Begrenzungsfläche der
Räume erfaßt: die Decke, Schauplatz der Beleuch-
tungs-Effekte. Diese sind zunächst grundsätzlich
 
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