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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Wenzel, Alfred: Wandlung der Bedürfnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0415
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INNEN-DEKORATION

395

ARCHITEKT PAUL LASZLO-STUTTGART SCHLAFZIMMER. STEPPDECKEN: LASZLO-STOFF

WANDLUNG DER BEDÜRFNISSE

Wohnhaus und Wohnung erfüllen Bedürfnisse, dann wird sich wohl auch hier alles in jener Or-
der Bewohner stellt Ansprüche an sie. Es ganischen Selbstverständlichkeit des Wachsens
ist zu allen Zeiten so gewesen. . Nun unterschei- ausbilden. . Soll nicht also doch vielleicht der All-
det sich aber unsere Wohnbau- und Wohnungs- gemeinheit etwas »eingeredet« werden?. . Nein,
architektur in Einem ganz wesentlich von allem gewiß nicht. Wir denken, wenn wir von der
Früheren: der Architekt, der schöpferisch mit »neuen Wohnung« sprechen, immer nur an die
diesen Dingen beschäftigt ist, hat noch nie mit Ansprüche des neuen, des modernen Menschen,
solcher Bewußtheit seine Arbeit auf diese Warum denn aber — so können Unfreundliche
Tatsachen eingestellt, hat sie noch nie mit sol- einwenden — wartet man dann nicht, bis er selbst
eher Überlegung zum Fundament, zum Ausgangs- sie stellt? Solange er dies nicht tut, sind sie doch
punkt aller seiner Dispositionen erklärt. Noch nie wahrscheinlich noch gar nicht da?. . Es hat eben
ist auch so viel von all dem die Rede gewesen, eine ganz eigentümliche Bewandtnis mit ihnen.

★ *
Weshalb wohl? Müssen einem da nicht sachte Bedürfnisse erwachsen bestimmten Lebens-
Bedenken aufsteigen? Weiß man nicht, daß alle lagen und LebensstimmuDgen, sie verändern sich
richtige und gültige »Form« mit einer gewissen »mit der Zeit«: und in Zeiten durchgreifender
pflanzenhaften Sicherheit und Unbeirrbarkeit Wandlungen erfahren auch die allgemeinen Be-
wächst — ganz ohne Diskussionen?. Warum dürfnisse bedeutsamere Veränderungen als im
spricht man so viel davon, und wie steht es über- gleichmäßigen sachten Fortlauf ruhiger Jahre, in
hauptmit den »Bedürfnissen«, den »Ansprüchen«, denen sich, immer nur in kleinen Modifikationen,
auf die der Architekt, wie er selbst sagt, sein ein geringes Neue an das bisher Gepflogene an-
ganzes Tun eingestellt hat?. Sind sie wirklich da, schließt. . Die Wurzeln unserer Bedürfnisse sind
 
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