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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Wohnräume im Künstlerhaus in Wien: eine Ausstellung der "Genossenschaft bildender Künstler"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0461
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XL1. JAHRG.

DARMSTADT

DEZEMBER 1930

WOHNRÄUME IM KÜNSTLERHAUS IN WIEN

EINE AUSSTELLUNG DER »GENOSSENSCHAFT BILDENDER KÜNSTLER«

Die »Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens« zeigte im »Künstlerhaus« unter
der Leitung von Professor Otto Prutscher eine
Reihe von modernen Innenräumen. Im Allge-
meinen ist zunächst zu bemerken, daß bei der-
artigen Ausstellungen noch immer fast ausschließ-
lich an einer ziemlich »vollkommenen Durchfüh-
rung« oder Vorführung festgehalten wird. Wahr-
scheinlich erscheint dies noch notwendig; — denn
sonst könnte man doch wohl besser zur leichten
»Improvisation« oder gar zur Skizze, zur Andeu-
tung übergehen, sich mit einigen Möbelstücken,
mit dem Zeigen von guten Holz- und Textilmate-
rialien begnügen. . Die Aügst vor der Unfähigkeit
des Publikums, sich etwas vorstellen zu können,
und vor der geschmälerten Wirkung auf den
etwaigen Käufer führt zu der bisherigen Ausstel
lungs-Methode, ja verführt sogar sehr oft zur
Überladung, zu einer allzu häuslichen Pantoffel-
Behaglichkeit. Obwohl zumeist Vorhänge, Kissen,
Tapeten für Frische und Freudigkeit sorgen, über-
treibt man die Wirkung manchmal durch Möbel-
Überzüge, die nicht dem entsprechen, was man
sich unter schönen Nutz- oder Gebrauchsfarben
vorstellt, sondern durch ihre Unklarheit im Farbton

eher die gute allgemeine Stimmung eines Raumes
zu verdüstern vermögen. . Wird sich die Ausstel-
lungs-Art in jener angeregten Weise einmal ver-
ändern, so wird sie ein Beweis dafür sein, daß
auch das Publikum eine höhere Stufe erreicht hat..
Professor Karl Witzmann zeigte den »Wohn-
raum einer Dame«, machte ihn durch Setzen
von Pfeilern und Verwendung von Vorhängen für
verschiedene Zwecke nutzbar. Der Teil, der
gesellschaftlichen Aufgaben dient, hat eirjen Mar-
morkamin; die mit Nußholz getäfelte Decke ent-
hält außer Oberlichtfenstern einen Spiegel, der
den Strahl der Lüsterkerzen vervielfacht. Die
Wände haben ein chamoisfarbenes Ombre. der
Bodenbelag ist hellbraun. . Architekt Otto Nie-
dermoser zeigte einen einfachen »Schlaf räum«,
der auch Teil eines Wohnraumes ist. Die Möbel
in Kirschholz, die Wände weiß, als Bodenbelag
Strohmatten. Der Kamin ist mit schwarzen und
weißen Fliesen ausgelegt. Der runde Tisch hat
eine schwarze Linolplatte. . Die »Bimini-Werk-
stätten«— Entwurf: Architekt Josef Berger —
waren die einzigen, die einen Wohnraum »impro-
visierten«. Sie zeigten verschiedene Sesseltypen,
gut verwendbare Bücher-Gestelle, einen prak-

1930. XII. 1.
 
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