Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

DOI Artikel:
Behne, Adolf: Haus Schminke in Löbau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0102
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
86

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT PROF. HANS SCHAROUN-BERLIN

HAUS SCHMINKE »BLICK INS WOHNZIMMER«

löst und frei, unverbaut, unverstellt, noch einmal
sich in neue Richtung bewegend, dem Boden, der
Landschaft, dem Lichte folgend, nicht ein Teil des
Hauses ist, sondern ganz fühlbar Sinn und Ziel.

Von »Romantik« könnte man in dem Sinne spre-
chen, daß hier ein heiterer Geist der Eindeutigkeit
alles Klassischen gern ausweicht, gerade in der Viel-
deutigkeit, im Improvisatorischen, im Spielenden und
Spiegelnden, im durchsichtigen Hintereinander, auch
über die Hauswandung hinaus, sich leicht bewegt.
Vom Spielplatz geht der Blick durch Diele und Eß-
platz in den »englischen« Park und auf die Äcker,
vom Kaminplatz nach Nord und Süd und vom Win-
tergarten über den vertieften Gartenteil auf Stauden.

Zu erwähnen wäre hier noch die (meist indirekte)
Belichtung des Wohnraumes: sie kann abschnitt-
weise, inselweise, erfolgen für »Bücherschrank«, für
»Kaminplatz«, für »Flügel«, für »Sofabank«, für »Blu-
men und Wasser« — und natürlich beliebig kombi-
niert. Dazu kommt eine indirekte Leuchtplatte im
östlichen Wohnteil und eine mehrfarbige Leuchte
unter der oberen Terrassenplatte. Beide spiegeln sich
abends im Wasserbecken (Abb. S. 81), und alle diese
und noch viele andere Reize bleiben nicht isoliert, sie
wirken in der lockeren Weitmaschigkeit des Hauses

über ihren »Platz« hinaus in das räumliche Ganze, sie
strahlen aus, und ich könnte mir wohl denken, daß
ein romantischer Dichter, ein Brentano, ein Tieck,
die schönste Beschreibung des Hauses geben könnte.

Im ganzen soll der Wohnraum durch engste Ver-
bindung mit der Natur tagsüber offen, aufgelöst sein,
abends aber durch vielfache Verwendung von Stoffen
und durch die Belichtung intim, »zelthaft« wirken.

Wir hoffen, daß die Bilder und die weiter unten
stehenden Erläuterungen des Architekten dazu noch
eine genauere Vorstellung von den Einzelheiten geben
und fügen einige technische Angaben bei:

Nördlich des Hauses liegt ein älterer Gartenteil im
englischen Stil, nordöstlich ein um 2 m vertiefter
Staudengarten mit einem runden Wasserbecken. Von
hier führt ein äußerer Aufgang zum Obergeschoß.
Konstruktion des Hauses erfolgte im Eisenskelettbau,
der mit rheinischem Bimsstein ausgemauert wurde.
Decken und Dächer sind massiv und wurden mit
Celotex isoliert. Das Dach bildet im Obergeschoß und
im Erdgeschoßanbau zugleich die Decke, die hier
infolgedessen leicht schräg ist. Im Haupteingang und
über dem Eßtisch runde Glasbausteine — mehr zur
Erhöhung der Leichtigkeit, als zur Lichtschaffung.
Eiserne Fenster, die Scheiben an einigen Stellen,
 
Annotationen