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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Mayreder, Friedrich: Junge Wiener Raumkunst: zu den Arbeiten von Rudolf Baumfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0112
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INNEN-DEKORATION

der Aufgeschlossenheit und der Hellsicht auf das
Gegenwärtige und Kommende, sie ist sogar in vielem
eine Sache der Gesinnung. Denn auch ein junger
Mensch kann sich ans Gestrige binden. Dabei soll der
Ton nicht auf dem Gestern und Heute schlechthin
liegen: wichtig ist vielmehr die Gewißheit, daß das
Heute, in unserem Falle in der Architektur, nicht an
sich schon besser ist, sondern sein soll, und das durch
uns. Darin besteht, wie wir glauben, das Wesen der
Jugend in der Architektur im allgemeinen und in der
Raumkunst im besonderen. Und dieser Geist der J ugend
scheint uns in den hier gezeigten Bildern zu leben.

Wenden wir uns nun der Betrachtung der einzel-
nen Räume zu. Der erste im Bild (S. 92 und 93 oben)
vorgeführte, seiner Hauptbestimmung nach als
Herrenzimmer bezeichnet, hat vielerlei Zwecken
zu dienen. Denn er bildet den Hauptraum einer im
übrigen nicht allzu großen Wohnung. Absicht des
Bauherrn und des Architekten war, ihn vielfältig
nutzbar zu machen. Er dient deshalb nicht nur dem
Hausherrn als Arbeitszimmer (worauf rein äußerlich
außer dem Schreibtisch die ledergepolsterte Tür deu-

tet) , sondern auch als Wohn- und Eßraum. Eingebaute
Schränke erhöhen die Geräumigkeit des Zimmers,
das des starken Durchgangsverkehrs wegen in der
Mitte von Sitzmöbeln frei bleiben mußte. Andererseits
zeigt aber dieser Raum auch, daß es sich, so zweck-
mäßig eingebaute Schränke sind, hier nicht nur um
eine Frage der reinen Wirtschaftlichkeit handelt,
sondern zugleich um eine ästhetische: entspringen
doch die Schrankeinbauten ebenso unserer Vorliebe
für eine unzerrissene glatte Fläche, in der sich die
verschiedensten sonst isolierten Möbel (wie hier etwa
der Schreibtisch) unterbringen lassen.

Der zweite hier gezeigte Wohnraum (Abb. S. 93
unten, S. 94 und 95) bildet den Hauptraum einer
Dreizimmerwohnung. Er liegt zwischen dem
Schlaf- und Arbeitszimmer des Herrn (Abb.
S. 97 unten) und dem Schlafraum der Dame
(Abb. S. 100 und 101). Hier hat der Architekt versucht,
durch den Zusammenklang einer ganzen Reihe auf-
einander abgestimmter Holzarten dem Raum eine
lebendige Wirkung zu verleihen. Die große Helligkeit
des Wohnraums - er hat zwei große Fenster und eine
 
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