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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Ritter, Heinrich: Zum neuesten Schaffen des Architekten Willy Reb
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0170
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154

INNEN-DEKO RATION

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II













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professor willy erb—münchen

»entwurf zu einer jagddiele«

Unsre Abbildungen nach Willy Erbs neuen Raum-
Entwürfen machen das, was er das »Festliche« nennt,
anschaulich als ein poetisches Element in der Raum-
gestaltung, das stimmungsmäßig in der Richtung eines
neu empfundenen Klassizismus liegt. Nicht nur seine
zeichnerische Darstellungstechnik knüpft an Dinge
aus dem klassizistischen bis biedermeierischen Be-
reich an, sondern auch Einzelheiten der Form (z. B.
die kannelierten schlichten Säulen im Musikraum,
die nach unten verjüngten Stützen, im Atelierraum
die hochbeinige Kommode, im Sitzungssaal die Dek-
kenbehandlung, die Wand- und Fensterbehandlung,
die dekorative Ausstattung). In andrer Richtung be-
wegt sich die große Halle mit der Balkendecke; der
Sinn für phantasievolle Raumbildung tritt hier in An-
lehnung an nordische Vorbilder lebhaft zutage.

Wir gehen die Räume nach ihren Farben und Werk-
stoffen durch; diese sind, wie aus dem Gesagten her-
vorgeht, überall von entscheidender Wichtigkeit. In
dem Führer-Sitzungssaal steht weißgrauer Mar-
mor der Tür- und Fensterleibungen vor einem Elfen-
beinton der Wand; die Hauptwand ist Silber mit Be-
malung in Reliefwirkung, die Holzteile sind in dunk-
lem Ton poliert. Der Führer-Sitzungssaal ist mit
einem Baldachin überdacht, dessen Hintergrund aus

handgewebtem Seidenstoff, mit dem Hoheitszeichen
in Goldbrokat, besteht. In der Atelierwohnung be-
gegnen sich rosagraue Wand und Decke, heller Mar-
morkamin, dunkles Mahagoni der Möbel (der an-
schließende Raum - Speisezimmer - ist in Hell-
resedagrün, mit Kirschbaummöbeln, gehalten). Das
Studierzimmer hat elfenbeingraue Wände und
Decke zu grüngelbem Rips der Möbelbezüge und
dunklem Nußbaum der Holzteile. In der Jagddiele
sind die Wände hell verputzt, der Kamin ist aus
hellem Muschelkalk, das Gebälk aus naturfarbenem
Lärchenholz, die Möbel aus naturfarbenem Nußbaum.
Der Musikraum zeigt an Decke und Wand einen
leicht gelblichen Pergamentton, Säulen und Spiegel-
rahmen sind in versilbertem Metall, der Boden des
Vorraums ist mit gelbgrauen und schwarzgrauen
Marmorplatten ausgelegt, der Flügel ist aus Ebenholz
mit Rosenholz-Einlagen, Fensterumrahmung und
Möbel zeigen silbergrauen Ton (Schleiflack), mit Silber
und Mahagoni-Einlagen; Vasen, Marmorstele und
das Wandgemälde in matter Wachsmalerei liefern
weitere fesselnde Einzel-Akzente. So ist an allen
diesen Räumen eine wirkungssichere Farben-Emp-
findung am Werk, der die räumliche Gestaltung über-
all geeignete Flächen zur Entfaltung darreicht, h. r.
 
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