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Ritter, Heinrich: Die Kerschensteiner-Gewerbeschule: Leitung: Max Wiederanders, München
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0293
Lebensnähe. Das Stoffliche, Hand-
greifliche ihres Vorgehens hält die
Gefahr der Erlebnis-Dürre fern,
wenn sie freilich andrerseits auch
darauf bedacht sein muß, das
Hängenbleiben am Nur-Materiel-
len zu vermeiden.
Sehr wesentlich ist, daß mit
der Arbeit einer Fachschule stets
die besten und nötigsten Tugenden
auf natürliche Weise verbunden
bleiben können: Ordnung, Sauber-
keit, Pünktlichkeit, Sorgfalt, Aus-
dauer, Bereitschaft zum Opfer an
Zeit, Geld und Mühe. Mit der Hin-
leitung zu diesen Tugenden ver-
bindet handwerkliche Arbeit eine
natürliche und anderwärts kaum
zu erzielende Überleitung der ju-
gendlichen Betätigungsform (Spiel)
zum sinnvollen Schaffen des Er-
wachsenen in Pflicht, Streben und
Dienst an der Gemeinschaft.
Die Schule entstammt, wie schon
gesagt, der großen, überall vor-
bildlichen Organisation Georg Ker-
schensteiners. Ihr Kern sind die
Lehrlings-Pflichtberufsschulen, die
als Ergänzung der leider nicht
mehr ausreichenden Ausbildung
beim Meister dienen. Der Unter-
richt der Lehrlinge beschränkt
sich auf das Elementare: Mate-
rial, Werkzeug und Konstruktion.
Auf den Lehrlingsklassen bauen
sich Gehilfen- und Meisterklassen
auf, und überall ist weitgehende
Möglichkeit zu praktischer Arbeit
gegeben. Eine Fachschule wie die
Münchener Kerschensteiner-Ge-
werbeschule ist heute dem Schrei-
ner, der als Werkmeister, als Be-
triebsführer, als Kalkulator voran-
kommen will, unentbehrlich. Auch
Zeichner und Detaillierer, Ver-
käufer und spätere Innenarchi-
tekten empfangen hier die trag-
fähige Grundlage ihrer Ausbildung.
Schließlich bildet die Schule auch
die allgemein geforderte Unter-
stufe für die Staatsschule für an-
gewandte Kunst. So ist sie lebens-
voll eingebaut auf dem Weg vieler
Menschen zu einem gesegneten
beruflichen Schaffen und ver-
waltet Gesinnungen und Metho-
den, die einzigartig wertvoll sind
für eine wahrhaft neue, deutsche
Gestaltung. — Heinrich ritter
IN NEN-DEKO RATION 277
»sekretär« teak, ebenholz und ahorn. meisterstück aus der
kerschensteiner-gewerbeschule in münchen
»mappentisch mit aufsatz für bücher« makassar, nuss- und birnbaum
meisterstück aus der kerschensteiner-gewerbeschule in münchen
greifliche ihres Vorgehens hält die
Gefahr der Erlebnis-Dürre fern,
wenn sie freilich andrerseits auch
darauf bedacht sein muß, das
Hängenbleiben am Nur-Materiel-
len zu vermeiden.
Sehr wesentlich ist, daß mit
der Arbeit einer Fachschule stets
die besten und nötigsten Tugenden
auf natürliche Weise verbunden
bleiben können: Ordnung, Sauber-
keit, Pünktlichkeit, Sorgfalt, Aus-
dauer, Bereitschaft zum Opfer an
Zeit, Geld und Mühe. Mit der Hin-
leitung zu diesen Tugenden ver-
bindet handwerkliche Arbeit eine
natürliche und anderwärts kaum
zu erzielende Überleitung der ju-
gendlichen Betätigungsform (Spiel)
zum sinnvollen Schaffen des Er-
wachsenen in Pflicht, Streben und
Dienst an der Gemeinschaft.
Die Schule entstammt, wie schon
gesagt, der großen, überall vor-
bildlichen Organisation Georg Ker-
schensteiners. Ihr Kern sind die
Lehrlings-Pflichtberufsschulen, die
als Ergänzung der leider nicht
mehr ausreichenden Ausbildung
beim Meister dienen. Der Unter-
richt der Lehrlinge beschränkt
sich auf das Elementare: Mate-
rial, Werkzeug und Konstruktion.
Auf den Lehrlingsklassen bauen
sich Gehilfen- und Meisterklassen
auf, und überall ist weitgehende
Möglichkeit zu praktischer Arbeit
gegeben. Eine Fachschule wie die
Münchener Kerschensteiner-Ge-
werbeschule ist heute dem Schrei-
ner, der als Werkmeister, als Be-
triebsführer, als Kalkulator voran-
kommen will, unentbehrlich. Auch
Zeichner und Detaillierer, Ver-
käufer und spätere Innenarchi-
tekten empfangen hier die trag-
fähige Grundlage ihrer Ausbildung.
Schließlich bildet die Schule auch
die allgemein geforderte Unter-
stufe für die Staatsschule für an-
gewandte Kunst. So ist sie lebens-
voll eingebaut auf dem Weg vieler
Menschen zu einem gesegneten
beruflichen Schaffen und ver-
waltet Gesinnungen und Metho-
den, die einzigartig wertvoll sind
für eine wahrhaft neue, deutsche
Gestaltung. — Heinrich ritter
IN NEN-DEKO RATION 277
»sekretär« teak, ebenholz und ahorn. meisterstück aus der
kerschensteiner-gewerbeschule in münchen
»mappentisch mit aufsatz für bücher« makassar, nuss- und birnbaum
meisterstück aus der kerschensteiner-gewerbeschule in münchen