Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

DOI Artikel:
Born, Wolfgang: Der österreichische Pavillon in Venedig
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0300
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
284

INNEN-DEKORATION

DER ÖSTERREICHISCHE PAVILLON IN VENEDIG

Zu den Staaten, die auf dem Gelände der Biennale
in Venedig ihre eigenen Pavillons besitzen, ist
seit diesem Jahr auch Österreich getreten. Deutsch-
land hatte sich sein Ausstellungsgebäude bereits lange
vor dem Weltkriege erbaut und gehört seither zu den
ständigen Ausstellern. Damit entfällt die Möglichkeit,
über den deutschen Pavillon zu sprechen, denn seine
architektonische Gestalt gehört einer vergangenen
Epoche an. Auf der letzten Biennale im Jahre 1932
war Deutschland ausnahmsweise nicht vertreten und
hatte sein Haus den Österreichern eingeräumt. Die
Notwendigkeit eines eigenen Pavillons für die öster-
reichischen Künstler lag um so mehr auf der Hand,
als die Biennale ständig an Wichtigkeit gewinnt.

Es war ein glücklicher Griff, den österreichischen
Pavillon von Josef Hoffmann errichten zu lassen.
Denn Hoffmann ist nicht nur der bewährte architekto-
nische Vertreter Österreichs auf den großen interna-
tionalen Ausstellungen der Vergangenheit (Kunst-
ausstellung Rom 1912, Werkbundausstellung Köln

1914 und Kunstgewerbeausstellung Paris 1925), son-
dern er ist auch stilistisch für das moderne Architek-
turdenken seiner Heimat charakteristisch. Seine Art,
ein Bauwerk zu entwerfen, ist weniger funktional
als rhythmisch. Sein dekoratives Fingerspitzengefühl,
das den Schöpfungen seiner einstigen »Wiener Werk-
stätte« ihr Gepräge gab, lebt sich in der Architektur
nicht weniger formbestimmend aus. Damit ist aber
bereits gesagt, daß zwischen der architektonischen
Gestalt des österreichischen Pavillons und seinem In-
halt eine sinnvolle Beziehung besteht. Denn was von
Hoffmanns Architektur gilt, gilt auch von der Rich-
tung der modernen österreichischen Malerei und Pla-
stik, deren bezeichnende Eigenschaften dekorativer
Geschmack und rhythmische Musikalität sind.

Im einzelnen stellt sich der Pavillon als sparsam ge-
gliederte, quergelagerte Masse dar, die durch hori-
zontale Kannelierung aufgelockert wird. Die Kanne-
lierung ist in Terra Nova (einem Edelputz) ausgeführt.
Die einzige Unterbrechung der Vorderfront bildet
 
Annotationen