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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Ritter, Heinrich: Von der deutschen Siedlungsausstellung München 1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0316
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INNEN-DEKORATION

architekt wisneth »wohn- und esszimmer«

mustersiedluno ramersdorf bei münchen

sie mußten es oft tun im Gegensatz zu einem anders-
laufenden Zeitgeist.

Die Münchner Siedlungsausstellung 1934 gibt einen
Begriff von dem neuen schönen Leben, das sich auf
diesem Boden zu entfalten strebt. Sie umfaßt vier
Abteilungen: eine Hallenschau im Münchner Aus-
stellungspark, die Mustersiedlung Ramersdorf vor
München, eine Jahresschau »Garten und Heim« und
die Ausstellung »Kunst und Leben«. Die vielbewährte
deutsche und namentlich münchnerische Ausstel-
lungstechnik feiert hier Triumphe in der allseitigen
Veranschaulichung alles sinnfälligen und gedank-
lichen Stoffes, der zum Gegenstand »Siedlung« gehört.

Die Hallenschau führt zunächst in großartigem
Überblick an sämtlichen Siedlungsweisen ältester bis
neuester Zeiten vorüber. Dann zeigt eine Folge von
60 eingerichteten Wohnräumen, die das »Leben des
Menschen von Morgen bis Abend« begleiten, das
deutsche wohnkünstlerische Können der Gegenwart.
Sichtbar wird hier vor allem, daß die nationalsoziali-
stische Auffassung vom Wohnen und Siedeln sich
keineswegs auf das Bescheidene, Einfache, Karge
festlegt, sondern überall Sinn zeigt auch für die Pflege
einer gehobenen und zu edler Durchformung stre-
benden Wohnweise. Leibesübung am Morgen, Früh-

stück, Mittagessen, Ruhezeit, Schularbeiten, Arbeit
des Gelehrten, des Rechtsanwalts, des Arztes, Tee-
stunde, Abendessen, Musik- und Rundfunk-Darbie-
tung, Schlafen - das sind die Begebenheiten und
Verrichtungen, denen hier der Rahmen geboten wird
in vielfachen sozialen und wirtschaftlichen Abwand-
lungen. Weiterhin wird Haushaltstechnik und Bau-
konstruktion gezeigt, in fast unübersehbarer Fülle
des Stoffes und der Blickpunkte.

Die Mustersiedlung Ramersdorf fügt 200 Sied-
lungshäuser unter vorbildlicher Betreuung des Ge-
ländes zum organischen Dorfgebilde. 34 verschiedene
Haustypen sind vertreten, die von 17 Architekten ge-
staltet wurden und deren Baukosten sich zwischen
12000 und 30000 Reichsmark halten. Gärten, Per-
golen, Zierbrunnen liefern entzückende Einzelbilder,
die Beziehung jedes Hauses zum täglichen Sonnen-
lauf ist genau und ehrfürchtig durchgedacht. Unsre
Abbildungen zeigen, mit welcher Liebe die Gesamt-
planung dem werdenden Gebilde eine wachstümliche
Lebensregung zu verleihen suchte, wie sie auf freund-
liches Hineinleiten des Lichtes in behagliche Sitz- und
Schlafwinkel bedacht war. Hier wie in den Räumen
der Hallenschau kann man von deutscher, lebens-
gläubiger Wohngestaltung sprechen. — h. r.
 
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