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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Fünfundzwanzig Jahre Heimgestaltung: zu neuen Arbeiten von Wilhelm Schreiber, Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0412
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INNEN-DEKORATION

FÜNFUNDZWANZIG JAHRE HEIMGESTALTUNG

ZU NEUEN ARBEITEN VON WILHELM SCHREIBER-HAMBURG

enn man ein Vierteljahrhundert hindurch als
Innenarchitekt für das gute deutsche Heim
gewirkt hat, sammelt sich wohl vieles an Erfahrung
an. Aber über aller Erfahrung erhebt sich die be-
glückende Einsicht, daß die zu lösenden Aufgaben
immer als neue, als verjüngte Aufgaben an den
Architekten herantreten. Der Geist der Zeit wandelt
sich, neue Bedürfnisse wollen berücksichtigt werden,
neue Mittel zu ihrer Befriedigung bieten sich an. Mit
ihnen strebt er Freude zu schaffen, Freude in der reinen,
beständigen Form der Wohnfreude, die für ein rei-
fes, wertvolles Menschentum so Wichtiges bedeutet.

»Warum wird das Beglückende dieses Berufs von so
wenigen gewürdigt ? - Weil der Glaube herrscht, daß
der Raumkünstler nur da wirksam werden könne, wo
Reichtum oder doch Wohlhabenheit die Durchfüh-
rung seiner Vorschläge ermöglichen. Ein Irrtum! Der
echte Raumkünstler muß auch bei knapp bemessenen
Mitteln einen vollen Erfolg zu erzielen wissen. Er muß
auch schlichte Räume mit jener Harmonie erfüllen
können, die dann als Bequemlichkeit, als Lebensfest-
lichkeit in vollen Akkorden erklingt. Er muß Dichter,

Musiker, Maler und Bildhauer in einer Person sein;
er muß die Sonderwerte dieser Kunstgattungen be-
herrschen, er muß sie in die Raumwirkung einzu-
bauen wissen. Er muß aber auch zünftiger Handwer-
ker sein, denn er muß die handwerkliche Leistung
überwachen können, auf die sich alle Verwirklichung
geistiger Werte im Raum gründet.

Ein Zimmer kann neu sein und sogar ,stilvoll',
aber es kann dabei wirken wie ein ungeordneter
Strauß Blumen. Es ist Aufgabe des Innenarchitekten,
den Raumdingen diejenige einmalige und beson-
dere Fügung zu geben, die alle in ihnen schlum-
mernde Schönheit und ihren ,Wohnwert' erst ent-
bindet. Auch die Wünsche der Bewohner, namentlich
der Hausfrau, gehören zu den Bestandteilen, aus de-
nen eine Wohnung sich aufbaut. Sie zu sammeln, zu
ordnen, sie unter eine klare Führung zu bringen, die
auch den ,kunstethischen' Forderungen entspricht -
welche schöne, immer neue Aufgabe! Und welche
dankbare Aufgabe, da sie es ist, die bei guter Lösung
so recht erst ein Vertrauens- und Herzensverhältnis
zwischen Künstler und Bewohnern herbeiführt!« —
 
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