Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

DOI Artikel:
Ein Neubau und ein Umbau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

47

EIN NEUBAU UND EIN UMBAU

Die beiden neuen Arbeiten des Wiener Architek-
ten, die hier gezeigt werden, sind Eigenhäuser
in der Landschaft am Rande der Stadt. Aber ihre
Aufgabe lag wesentlich verschieden. Denn im ersten
Falle, beim Haus S., ging es um eine Anlage, die
von Grund auf — der Garten mit inbegriffen - neu
geschaffen wurde, im zweiten Fall, beim Hause
P.W.H., ging es um eine, allerdings eingreifende, ja
völlig umgestaltende Adaptierung. Die fein und sicher
empfindende Kraft des Künstlers offenbart sich in
dem Verfahren, das er bei diesen beiden, so sehr ver-
schieden gearteten Aufgaben angewandt hat.

Das Haus S. liegt am Rand einer Ortschaft in der
Mitte von Mähren. Von einer mäßigen Höhenstufe
sieht man hier auf ein Wiesenland, das bis zu einer
lang durchziehenden Allee unverbaut und einem städ-
tischen Parkgürtel vorbehalten bleiben soll. Dorthin
richtet sich die Fassade des Hauses. Sein näherer Bau-
grund war recht uneben gewesen; aber der Architekt
hat diese natürliche Gegebenheit nicht bloß hingenom-
men, er hat sie auch - im Sinne des Landschafts-
hauses - für die Raumbildung und weiterhin für

1937. II. 1 *

die Baugestalt aufs leichteste und lebendigste genützt.

Schon der Vorraum, gering im Ausmaß, aber durch
die weiße Tünche und das Fenster mit dem lustig ge-
blümten Vorhang geweitet, erscheint wie alles Fol-
gende: überaus freundlich und wie im Spiele organi-
siert. Dann betritt man den großen Wohnraum, der
das ganze Erdgeschoß gegen den Garten einnimmt.
Rechts tritt das Bücherzimmer zurück, links vorn
liegt oben das Speisezimmer, unten, von jenen beiden
Raumteilen umgeben, das Wohnzimmer - es ist eine
Raumform des Terrains, die durch die beiden Terras-
sen, die höhere vor dem Speise-, die tiefere vor dem
Wohnzimmer, bis ins Freie fortgepflanzt wird. Mitder
Bewegung des Niveaus gehen die Durchblicke zwi-
schen den stützenden Pfeilern und die Aussichten in
die offene Landschaft zusammen - ein räumliches
Leben, hell, heiter und reich, blüht auf, bereichert
noch durch den Glanz der Gläser und Porzellane,
durch die klare Farbigkeit der Hölzer und Gewebe,
trotzdem wohlgeordnet, im ganzen also nicht unähn-
lich dem Eindruck, den die blank ausgefeilten Räume
auf den Bildern von Vermeer und De Hooch vermit-
 
Annotationen