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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Royère, Jean: Architekt Jean Royère: biographische Vorbemerkung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0172
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160 INNEN-DEKOR AT ION

»VORRAUM« FENSTER: MATTGLAS IN LACKIERTER EISENFASSUNG, VORHÄNGE ZITRONENGELB

zu ergreifen, zu dem ich keinerlei Vorbildung hatte.

Damit will ich sagen, daß ich keine Studien absol-
viert und nie ein Lehrbuch des Kunsthandwerks oder
der Technik aufgemacht habe. Praktische Erfahrung,
genaueste vorherige Vorbereitung und Liebe zur
Sache sind die einzigen Grundlagen meiner Arbeit.

Das erste Stück, das ich gemacht habe, ist der
Schreibtisch auf Seite 167 dieses Heftes. 1933 fand
ich Gelegenheit, eine große raumkünstlerische Auf-
gabe für die Gasträume des Pariser Carlton-Hotels
durchzuführen. Ende desselben Jahres trat ich in
eine der großen Pariser Möbelwerkstätten ein: in das
Haus Gouffe, das mir seitdem viel geholfen hat.
Meine erste Ausstellung hatte ich im Herbstsalon
1934. fand alsbald Ermutigung durch die Presse,
namentlich von Seiten des großen Kritikers des fran-
zösischen Kunsthandwerks, Louis Cheronnet. Seit-
dem bin ich den üblichen Weg gegangen und habe
regelmäßig ausgestellt. - Die künstlerischen Ein-
flüsse, die für mich bestimmend wurden, kamen
einerseits von französischen Raumgestaltern wie

Ruhlmann und Djo Bourgeois, andrerseits von mittel-
europäischen und besonders deutschen Innenarchi-
tekten. Es war in der Tat stets meine Meinung, daß
Deutschland den modernen kunsthandwerklichen
Stil geschaffen und in ihm eine außerordentliche Mei-
sterschaft erlangt hat. Es war vorwiegend deutscher
Einfluß, unter dem ich begann, die großen nackten
Wandflächen mit geblümten Geweben ins Gleichge-
wicht zu bringen, während in Frankreich sonst nur
ungemusterte Dekorationsstoffe verwendet wurden.*
Was meine raumbildnerischen Grundgedanken an-
langt, so bin ich der Meinung, daß die beweglichen
Einzelgeräte mehr und mehr verschwinden werden.
Sie werden ersetzt werden durch eine vom Architek-
ten bestimmte Raumgestaltung mit wandfesten und
bodenfesten Hauptstücken. Nur die Sitzmöbel werden
beweglich bleiben. Damit wird endlich das einheit-

* Ich bemerke hierzu, daß ich nicht nur die deutsche Raum-
gestaltung, sondern auch die deutschen Stoffe sehr liebe und
ständig benutze. So sind dieselben auch in den hier abgebildeten
Räumen vielfach verwendet; vgl. Abb. 159, 160, 161, 164,172, 173.
 
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