Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

DOI Artikel:
Alth, Karl R. von: Handwerk und Stil
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0275
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKO RATION

263

Foto: Scherb

josef becvar und viktor ruczka-wieh »schlafzimmer« schwed. birke, courbar1lle-sockel
wand: fraise, boden: rosenholzfarb. velours, etaminvorhang: neapelgelb mit terrakotta

im kleinen nahm die umwälzende Formerneuerung
ihren Anfang, der als dem Stil des technischen Zeit-
alters heute die Formgebung auf allen Lebensgebieten
zustrebt. Dem neuen Stile liegt ein aus dem Bewe-
gungserlebnis maschineller Stoff- und Raumbewälti-
gung erwachsenes, stoffgelöstes Raum- und Zeit-
empfinden zugrunde, das als innerster gestalterischer
Antrieb in technischer Formvollendung seinen ureige-
nen dynamischen Ausdruck sucht. An Stelle der un-
bewußten subjektiven Formfindung aus enger Stoff-
verbundenheit tritt nunmehr die bewußte objektive
Sachgestaltung aus ursächlicher Erkenntnis funktio-
neller Zusammenhänge. Mit immer anschmiegsame-
rer Formung an die Bedürfnisse der Natur und des
Menschen führt sie über die reine Zweckform hinaus
schließlich wieder zum inneren Sinn der Dinge.
In diesem Stilwillen findet ein technisch bereicher-

tes und erweitertes Handwerk heute den Weg über
die werkgerechte Formung wieder zu seiner ur-
sprünglich bildenden Bedeutung. Ihm obliegt es, die
dem Umkreis organischer, menschlicher Lebensent-
faltung zugehörige Sachwelt, sei dies nun Kleidung,
Schmuck, Hausrat, Möbel oder sonstiger Lebensbe-
darf, durch Formveredlung und sinngemäße Gestal-
tung aus nichtssagender Gewöhnlichkeit zu aus-
drucksvoller Bedeutsamkeit zu erheben und damit
dem Menschen zur Wiederbesinnung auf seine unab-
dingbare Schöpferwürde zu dienen. In der neuzeit-
lichen Stilformung, in der der Mensch sich nicht nur
in den Werken seiner Hände, sondern auch seines
Geistes schöpferfreudig wiedererkennen will, fällt
dem Handwerk die allermenschlichste Aufgabe zu:
die charakteristische Prägung eines persönlichen
Lebensstiles. - Architekt ing.karl r. von alth—wien

1937. viii. 2
 
Annotationen