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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Urban, Gisela: Heim und Sport
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0391
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INNEN-DEKORATION

379

PAOLO BUFFA »WOHNRAUM« MÖBEL: PAL1SANDER MIT PERGAMENT, TEPPICH: DUNKELROT, WÄNDE: HELL TABAK

HEIM UND SPORT

Unzweifelhaft — die Liebe zum Sport, die den heu-
tigen Menschen vom Wert körperlicher Be-
wegungsfreiheit überzeugte, die das Verlangen nach
Helle und Heiterkeit seiner Umwelt, nach Unbe-
schwertheit von jeglichem Ballast in ihm erweckte,
hat zur Entwicklung unserer Wohnkultur wesentlich
beigetragen. Aber der Sport hat, wie auch sonst - da
er einerseits die menschliche Gesundheit stählt und
bisher ungekannte Freuden vermittelt, und da er
anderseits zu Höchstleistungen anspornt, die Einsei-
tigkeit züchten und Verhängnis, ja Verderben mit sich
bringen können - auch in seinen Beziehungen zur
Wohnkultur ein Janusgesicht: er fördert ihre Ent-
wicklung, und er engt sie ein.

Wie er die Wohnkultur fördert, das steht deutlich
vor uns. Im Gegensatz zu unseren Vorfahren, die sich
die ersehnte Heimlichkeit des Raumes schufen, indem
sie sich von Licht und Luft absperrten und sich mit
einer Unmenge von Gegenständen umgaben, denen
sie eine dekorative Wirkung zusprachen, wollen wir
uns in unseren Räumen nicht einspinnen, uns von
ihrer Traulichkeit nicht erschlaffen lassen. Uns ist es

vielmehr darum zu tun, uns in ihrem Frieden zu sam-
meln, zu erfrischen, zu kräftigen. Deshalb machen
wir aus unserem Heim kein Schaustück für andere,
wir leiten aus den Zwangsläufigkeiten unseres Da-
seins unsere Wohnbedürfnisse ab, wir unterordnen
das Sachliche dem Dienst am Leben.

Wie aber vollzieht sich die Einengung der Wohn-
kultur durch den Sport? Es ist nicht zu leugnen, daß
der Sport, der auch das Reisen in sich schließt, die
Menschen, sie ins Freie entführend, in die Ferne trei-
bend, dem Heim entzieht. Um Sport und Reisen pfle-
gen zu können, wird, wenn nicht reichere Mittel zur
Verfügung stehen, an der Wohnung gespart. Da die
Jugend in erster Linie sportbeflissen, ja sportfanatisch
ist, geschieht es häufig genug, daß junge Paare, die
ihren Hausstand gründen, sich bei Ausstattung und
Einrichtung der Wohnung dem Sport zuliebe allerlei
Einschränkungen auferlegen. Im Winter wollen sie
fleißig schilaufen, im Sommer auf dem Motorrad oder
im Auto die Welt durcheilen, um da und dort zu
schwimmen, zu segeln, Berge zu ersteigen. Wie oft
hört man die strikte Erklärung: Zuerst wollen wir ein
 
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