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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Wohnräume eines deutsch-böhmischen Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0423
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IN N E N - DE K 0 R AT 10 N

411

AUS DEM NEBENSTEHENDEN BADEZIMMER EINGEBAUTE WANNE UND KLEIDERNISCHE

die großen Orientteppiche am Boden. Überall ergeben mählich heller wird bis zum Weiß der Decke. -
sich räumliche Reize, fesselnde Überschneidungen Einige Angaben über Persönlichkeit und Werde-
und nachdrückliche Wohngefühle in der Richtung gang des Architekten mögen hier noch Platz finden,
einer festen Geborgenheit. Kraft hat auch der Farben- Unverkennbar ist das ostdeutsche, uns vom Deutsch-
klang des Raumes: Ziegelrotes Mauerwerk, gehoben Österreicher her vertraute Naturell. Geboren 1906 als
durch die weiße Verfugung, seegrüner Polsterbezug Sohn eines Arztes und Enkel eines Bildnismalers,
der Sitzbank, an den Sesseln im Innenteil ziegelroter studierte Kurt Perlsee in Wien und in Darmstadt
Handweberips, außen dasselbe Gewebe in Sandfarbe (Prof. Roth), später nach zwei praktischen Jahren
mit hellerer Streifung; dazu als feine Beinote die in Frankfurt zwei weitere Jahre an der Akademie
Pergamentbespannung des Tisches. Durch die warm- Dresden bei Wilhelm Kreis. Studienreisen führten
dunklen Töne der Teppiche und der Decke sowie ihn nach der Schweiz, Belgien, England, Holland,
durch den hellen Gipsputz empfängt dieser Farben- Italien, Dänemark, Frankreich. Der Innenraumge-
klang eine kräftige Fassung. staltung wandte er sich erst spät zu und fand in ihr
Ein Schmuckstück recht nach dem Herzen eines sein eigentliches Feld. Er ist aber auch als Bildnis-
Menschen von heute ist der Bade- und Waschraum maier tätig und arbeitet z. Zt. an einem Altarbild
des Hauses (Abb. S. 410 u. oben). Hier sprechen die in Intarsia für eine von ihm eingerichtete katholische
technischen Künste der Installation im Rahmen Kapelle. Als Maler wie als Architekt hat er von
einer feinen Raumgestaltung, die dem behaglichen deutschen Künstlern entscheidende Anregungen be-
und zweckmäßigen Ganzen die erwünschte Gliede- kommen. Max Klinger und Otto Greiner wurden ihm
rung in Wannen-, Kleidernische, Waschabteil usw. wichtig, dann Behrens in der Zeit seines Wiener Wir-
gibt. Statt der üblichen Kachelung ist eine Wand- kens und Prof. Hans Freese in Dresden. Auch der
bekleidung aus Glasplatten gewählt, deren Farbe vom deutsche Siedlungsbau und die neuere holländische
Schwarz des Sockels in Grautönung nach oben all- Architektur gaben ihm Anregung und Wegweisung.

1937. XII. 4
 
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