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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Wohnräume einer Wiener Architektin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0037
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INNEN-DEKORATION

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FENSTERPARTIE DER DIELE« SCHREIB- UND TABAKSCHRANK: EICHE MIT NATUR-SCHWEINSLEDER

WOHNRÄUME EINER WIENER ARCHITEKTIN

oran liegt es, daß es so wenige Frauen gibt, die
sich beruflich in der Raumgestaltung betätigen ?
Daß diese gerade einer Hauptbegabung der Frau ent-
spricht, liegt klar zutage; in aller Welt ist die Frau
die entscheidende Gestalterin und Pflegerin des eig-
nen Heims. Aber eben: des eignen Heims. Darüber
hinauszugehen und sich den verwickelten Vor- und
Lebensbedingungen des Architektenberufs zu beugen,
liegt der Frau offenbar weniger. Um so freudiger
wird man sich von den Arbeiten einer Architektin
ansprechen lassen, die das fertiggebracht hat. Die
Wohnräume von Liane Zimbler, die unsre Bilder
vorführen, lassen nichts an »männlicher« Klarheit
der Linie vermissen. Aber in einer stillen, lächelnden
Anmut, die wie ein Duft über ihnen liegt, auch in
ihrem feinen Empfinden für Materialwerte und Far-
benführung, glaubt man fraulichen Geist zu spüren.

Der Ausschnitt aus einer Erdgeschoßdiele der
Brünner Villa R. P. (Abb. oben) bezeichnet treffend
die heitere und anmutige, dabei straff gefaßte Ge-
staltungsweise der Künstlerin. Zu elfenbeinfarbenen
Wänden gesellt sich der edle helle Naturholzton der

eichenen Möbel. Die Sitzgruppe bringt zwei verschie-
dene Sesselformen, rot und beigefarben bezogen, har-
monisch am leichten Rundtisch zusammen. Das
niedrige Schrankmöbel umfaßt ein offenes Bücher-
fach und zwei Klappenschränke, rechts für Rauch-
zeug, links für Schreibzwecke. Die Klappen haben
eine leichte gesteppte Polsterung mit einem Bezug
aus Naturschweinsleder. Andre Ansichten derselben
Diele bieten die Bilder S. 22 und 24. Am Ansatz der
nach oben führenden Treppe, den ein Rundstabgitter
aus Natureiche abschließt, ist ein Sitzwinkel angeord-
net, bestehend aus Bank, Sesseln und einem nied-
lichen Rauchtisch mit Rohgußplatte. Die Bank ist
mit Naturschweinsleder, der eine Sessel mit weißem
Plüsch, der andre mit einem handgewebten, natur-
farbenen Noppenstoff bezogen. Für die Fenstervor-
hänge wurde ungefärbte Buretteseide mit einer Ran-
kenbemalung von Maria Strauß-Likarz verwendet.
Auf dem unteren Bild S. 24 erscheint im Hinter-
grund die liebevoll ausgestattete Barnische. Sie hat
vor zinnoberroter Wand beiderseits eingebaute
Schränke aus Natureiche; der vor dem Fenster lie-

1958. I
 
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